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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Heft 6 [März 1908]
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Rott, Hans: Bauspäne von einer anatolischen Reise
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0171
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Bauspäne von einer anabolischen Reise. 159

im Gebiet des alten Caneana und die benachbarte, Bagno de Mare genannt, welche der
rührige sizilianische Forscher Paolo Orsi in der Byzant. Zeitschrift veröffentlicht hat.1
Querschifflgkeit an sich bietet nun für Anatolien nichts Besonderes mehr. Ich fand den
Transsept in den beiden großangelegten Basiliken von Sagalassus in Pisidien und einer
umfänglichen Kirche zu Perge in Pamphylien, die alle zweifellos noch in das IV. Jahr-
hundert fallen. Eine sporadische Einwirkung Roms ist dabei abzulehnen, und der Ur-
sprung des Querschiffes wird in Zukunft im Osten gesucht werden müssen.2 Die be-
sondere Leistung unseres kappadokischeu Gebietes ist die Verschweißung von Längs-
und Querraum zum Zentralbau und zwar — nach der bisherigen Denkmälerkenntnis
— in ungeahnt früher Zeit. Ich habe die hervorragenden Denkmäler dieser Klasse
in jener Provinz wegen ihrer

konstruktiven und stilistischen MüHHlf""

Einheitlichkeit alle ins V. Jahr- —L |

hundert datiert. Andere mögen ^ U/ \LJ-Ä

immerhin die Korrektur vor- -—-----B«r-

nehmen, wenn sie es an der V
Hand von gesicherten Bauwerken
vermögen. H

Zwei Beispiele sollen die-
sen Kirchenstil und zugleich den fl
Prozeß, der zum reinen Typus B
führte, veranschaulichen. In der m
Kirche bei Skupi östlich von
Cäsarea-Mazaka sehen wir die
Bedingungen zur Zentralanlage
als latent deutlich gegeben (Ab-
bildungen 10a und 10b). Sie baut
sich in vier Pilasterordnungen
auf, die durch ebenso viele um-
laufende, verkröpfende Gesimse ilSkw-JH—lif*^

den Bau horizontal gliedern. Ein Abbildung 10b. Plan der 40 Märtyrer-Kirche,

durchgehendes Satteldach mit

Flachdecke, wie die Balkenlöcher der Westmauer es deutlich erweisen, deckte den ein-
schiffigen Naos, während das gleichzeitige Querschiff, das mit seiner steingewölbten
Tonnendecke gerade bis zur Sohlbank der obern Fensterflucht des Langhauses hinauf-
reicht, nur wie ein niedriger Anbau äußerlich erscheint. Wir erkennen hier den
tastenden Versuch zur Zentralisierung auch in dem umlaufenden Gesimsband. Erst
späterhin wurde der ganze Längsraum durch eine Gewölbetonne geschlossen, die über
Mauerpfeilern — einem Pfeilerrost vor den Innenwänden — errichtet wurde. Hätte
man dann auch die tonnengedeckten Querflügelbauten bis zum Kranzgesims erhöht,
dann wäre die Kuppelbasilika der letzte, folgerichtige Abschluß geworden. Die spätem
Anbauten seitlich der Apsis, das Diakonikon, die Prothesis wie das Paraklission, sind

1 Byz. Zeitschr. VII (1898), p. 3 f., Chiese bizantine del territorio di Siracusa; auch an S. Nazaro
in Ravenna ist zu denken, obwohl jedesmal der Chor rechteckig abschließt.

2 Ebenso 0. Wulff in der Byz. Zeitschr. XII, p. 554.

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