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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Heft 6 [März 1908]
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Rott, Hans: Bauspäne von einer anatolischen Reise
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0172
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160 Hans Rott-Heidelberg.

ein sprechender Beweis für die allmählich reichere Ausgestaltung der Liturgie im grie-
chischen Gottesdienst und ein Fingerzeig für das Alter der Kirche.

Der Prozeß liegt fertig vor uns bei der Zentralkirche von Tomarza im östlichen
Kappadokien (Abbildungen IIa und IIb). Da streben die Schildmauern der Vierung über
der Durchschneidung des gleich hohen Längs- und Querschiffes bis zu ansehnlicher Höhe
empör und sind in ihren Achsen von vier großen Fenstern durchbrochen. Ein Gesims-
band umzieht den viereckigen Mantel (fiktiven Tambour), ihm folgte noch höher das Dach-
gebälk auf vier Wandkapitälen, von denen das eine erhaltene mit durchbrochenen Kreuz-

Abbildung 11 a. Die Kirche der Panagia zu Tomarza.

reliefs und Vögeln, altchristlichen Motiven, geschmückt ist. Eine Hängekuppel von
leichtem Vulkangestein schloß die Vierung, die nach oben hin wohl durch ein prisma-
tisches Holzdach geschützt war. Längs- und Querhaus wölbte eine Tonnendecke aus
Quadergestein. Für ein hohes Alter des Bauwerks sprechen neben seiner vortrefflichen
Konstruktionsweise — man sieht noch Krampenlöcher und Eisenverklammerung —
der ornamentale Schmuck der Türen, die von Astragalschnur, Blattwerk und umlaufendem
Tierfries eingefaßt und leider durch das Wetter sehr zerstört sind. Der Vierungsturm
erinnert an einen andern trefflichen Quaderbau im südlichen Taurus, an Kodscha Kalesi,
das neuerdings mit Recht noch dem rV. Jahrhundert vindiziert wurde.1 Die Kuppelkon-

1 Headlam, Eccles. sites in Isauria. Suppl. papers of the hell, society. 1892, und Strzygowski, Klein-
asien, p. 109, 162; Wulff in Byz. Zeitschr. XII, p. 560.
 
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