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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Ermers, Max: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Architekten Raffael
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0147
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Finden sich bei so hervorragenden Autoren schon so starke Entstellungen in der
Beschreibung, um wieviel mehr erst bei Schriftstellern minderen Ranges. Doch die
wenigen Beispiele mögen genügen. Die nachfolgende Beschreibung sucht diese Lücke
auszufüllen.

Auf dem Grundrisse eines mäßiggroßen griechischen Kreuzes erhebt sich ein
Zentralbau, dessen äußere Begrenzung am besten durch ein Quadrat gedacht wird
(Abbildung 1 und 2).1 Die vier Kreuzarme sind mit Tonnengewölben, die Vierung mit
einer Pendentifkuppel überdeckt. Nicht zu eigentlichen freistehenden Kuppelpfeilern
leiten nun nach unten die Zwickel über, sondern zu großen fast quadratischen Karrees,
die gleichzeitig auch die Auflager für die Tonnengewölbe der Kreuzflügel bilden. Über

die innere Gliederung dieser karreeartigen Mauermasse bleiben wir völlig im Dunkeln;
gezeigt wird uns nur die äußere Gliederung, und zwar sowohl auf den den Kreuzflügeln
zugewandten Seiten, als auch auf den Frontseiten der Mauerblöcke. Die Architektur
der nicht sichtbaren Kreuzarme zur Rechten und Linken der Kuppel sowie die drei
anderen Fronten denken wir uns analos. Die Dimensionen entziehen sich natürlich der
genauen Rechnung, doch können wir approximativ — nach Maßgabe der menschlichen
Gestalten — die Gewölbespannung mit ca. 5,5 m, die Tonnenhöhe mit ca. 7 m annehmen;
den Abmessungen nach also keine großen Verhältnisse. Die Wände unter den Tonnen
werden durch vier schlanke dorische Pilasterpaare auf hohem, gemeinsamem Sockel

1 Abbildung 2 entspricht so ziemlich dem Grundrisse des Zentralhaues auf der Schule von Athen;
der schraffierte Raum bezieht sich auf das Gegebene oder klar Erschlielsbare, die einfachen Linien auf die
Ergänzung. Der Aufriß fällt für unsere Betrachtung nicht sonderlich ins Gewicht, allein es wäre eine kleine
und mühelose Arbeit, wenn jemand auch ihn zu rekonstruieren versuchte, um so unseren architektonischen
Formenschatz der Renaissance zu bereichern.

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