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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0173
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Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi. 157

aus grobem Oolith mit 04 Abakusgröfie. Letzteres ist sicher das von mir im Südfundament
notierte und scheint später von der Verwaltung hinaut'geschafi't. Die Provenienz des anderen
ist unbekannt; daß es das einst von Homolle ins Museum gebrachte sei, halte ich für aus-
geschlossen, da man es bei der an Ort und Stelle herrschenden Sorglosigkeit schwerlich
noch nach 10 bis 12 Jahren wieder identifizieren konnte; denn vor dem Museum liegen
Dutzende von Poroskapitellen aufgestapelt, z. T. von der Marmaria und anderswoher zu-
sammengebracht. Wegen der ganz abweichenden Abakuslänge halte ich es kaum für zur
Tholos gehörig. — Zu diesen 6 -{- 1 = 7 Stück haben wir 1908 noch 6 neue aus der
2. Stereobatlage des Innern ausgehoben (im SW.-Teil der Cella schachbrettartig verbaut,
etwa = Schicht VI des Außenfundaments). Sämtlich aus grobem Oolith und mit einer
Abakuslänge von 64, die bisweilen auf 63, bezw. 62 herab geht. Ein siebentes neues steckt
noch im Fundament der Westwand, neben den ausgehobenen, und konnte nicht entfernt
werden. Material und Maße unbekannt. Das wären im ganzen 7 -f- 7 = 14 Stück, bezw.
nach Abzug des größeren = 13. Endlich fand ich nach der Abreise der Architekten ein ganz
ähnliches Kapitell aus dem gröberen Oolith und mit 64 Abakuslänge auf der Tempelterrasse
vor der Ostfront des Tempels liegend (hinter dem großen Altar). Wie es dorthin gekommen
ist oder woher es stammt, weiß ich nicht. Im übrigen weisen die Kapitelle, was schon Ho-
molle bemerkte1, schwache Differenzen gegeneinander auf, und zwar nicht nur in den Aba-
kuslängen, sondern auch in der Kurvatur des Echinus. Trotzdem dürfen wir ihre Zu-
sammengehörigkeit nicht beanstanden. Denn solche Unregelmäßigkeiten kommen auch sonst
vor, am Parthenon z. B. differieren die Abakuslängen bisweilen um fast 10 cm (von 2,082 m
bis 1,99 m), also fast um den zwanzigsten Teil; vergl. Durm a. a. O., p. 123.

[Während der Korrektur gelingt es, unter unseren zahlreichen Zeichnungen von Poros-
kapitellen noch andere Stücke herauszufinden, die denen der Tholos gleichartig sind, und
von denen das erste sicherlich das von Homolle vor das Museum gebrachte sein wird:

Abbildung 32. — Inv.-Nr. 4657. (Im Jahre 1908 hat Kontoleon zur Kontrolle die
meisten vor dem Museum liegenden Kapitelle und Bauglieder numeriert und am Schlüsse
des Inventars eingetragen; diese Zahlen haben zwar mit dem Ausgrabungsinventar nichts
zu tun, können aber als bequemes Identifizierungsmittel der einzelnen Stücke dienen.)
Befindet sich vor dem Museum links auf dem Sockel der Treppenwange. Die Maße stim-
men — abgesehen von kleinen Höhendifferenzen (9 mm) — völlig mit dem oben in Ab-
bildung 7 wiedergegebenen Stück, doch ist hier endlich der Scamillus als Architravauflager
gezeichnet (l1^ mm hoch), der wohl auch in Abbildung 7 und bei den anderen vor-
handen sein wird.

Abbildung 33. — Inv.-Nr. 4658, ebenda befindlich. Gröberer Oolith. Hier beträgt die
Abakuslänge nur 60, was die Zuweisung zur Tholos zuerst zweifelhaft erscheinen lassen
könnte. Für sie aber spricht der Halsdurchmesser von 34, der an den bisherigen Stücken
gegen 37 war. Letzteres Maß stimmt zwar zur Buleuterionsäule (o. Dm. 36,3), aber nicht zu
den Tholosschäften (34 bis 34,5 bis 35). Doch muß immer wieder die Unsicherheit der
Messung der abgeplatteten, bestoßenen Säulenenden betont werden. Immerhin wird man
dies neue Stück, das mit 28,2 die normale Abakushöhe der Tholos zeigt, gern auf unsere
Säule (Abbildung 29) setzen. Entscheidend ist hierfür auch seine Oberseite. Auf ihr ist

1 Bull. 20, 058 Anm. 2: «On a recueilli en cet endroit cinq chapiteaux de meme type, mais non
pas identiques ni absolument egaux. Iis peuvent appartenir, soit ä des edifices differents [?], soit ä deux
constructions successives du tvesor. Quatre sont denieures sur place [1896], le cinquieme est au Musee».
 
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