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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pollak, Oskar: Alessandro Algardi (1602-1654) als Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0068
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56 Oskar Pollak.

Bildrahmen an der Decke des westlichen Eckzimmers im Hauptgeschoß1 (I, 23), Bolla
und Sorrisi arbeiten zur selben Zeit an der nördlichen Haupteingangshalle und an den
Deckenbildrahmen dreier Zimmer im ersten Stockwerk, sowie an der reichen Decke des
westlichen und an den Wänden des gegenüberliegenden östlichen Zimmers im Erd-
geschoß (I, 24). Der Steinmetz Pierucci ist endlich gleichzeitig mit der Ausarbeitung
der Tür- und Fensterstöcke für das erste Stockwerk beschäftigt (I, 25—26).

Am 20. November beginnen die Stukkateure ihre Arbeit an den Hausfassaden
und im runden Mittelsaal im ersten Stockwerk: Ferrabosco übernimmt die westliche
Seiten- und die Rückfassade (I, 28), Bolla und Sorrisi die östliche und die Hauptfassade
(gegen Nord) (I, 29). In die Arbeiten an den Wänden (Nischen und Türen) des runden
Mittelsaals im ersten Stock teilen sich beide zur Hälfte (I, 28 und 29). Gleichzeitig
arbeitet der Steinmetz Pierucci an der Restaurierung der antiken Reliefs, die an die
Fassaden versetzt wurden, sowie an der Herstellung neuer Reliefs und der großen Tro-
phäen, die rechts und links vom Haupteingangstor angebracht wurden (I, 27) (vergl. Ab-
bildung 1). Zur selben Zeit setzt er seine Arbeit an den kostbaren Tür- und Fenster-
stöcken im Hauptgeschosse fort und verfertigt die Haupttreppe, Freitreppen u. a. Stiegen
im Kasino (I, 31, 34). All diese Arbeiten greifen schon zum Teil ins Jahr 1647 hinüber.

Um die Mitte des Jahres 1647 gehen die Arbeiten am Kasino selbst ihrem
Ende zu: seit dem 10. Juni arbeiten Bolla und Sorrisi noch an den Stukkaturen der
östlichen und südlichen Fassade (I, 36), und am 23. Jänner 1648 wird der Stein-
metz noch für ein paar kleinere Arbeiten bezahlt (I, 37). Damit hören die Dokumente
für das Kasino selbst auf; es war zu Anfang des Jahres 1648 offenbar vollendet.
Spätere Rechnungen vom Jahre 1648 und 1649 betreffen Brunnen2 und andere Steiti-
metzarbeiten für den Garten (1,40). Am 15. Februar 1651 erhält der Steinmetz Baratta
die letzte Abschlagszahlung für das Haupteinfahrtstor des Gartens (I, 41), das zwar
heute nicht mehr steht, dessen Werkstücke sich aber erhalten haben.3 Damit waren
auch die Arbeiten für den Garten vollendet, und in den folgenden Jahren, und zwar
vom 16. Jänner 1653 bis zum 30. Dezember 1659 wird der Kupferstecher Dominique
Barriere mit der Anfertigung von Veduten der Villa und von Reproduktionen der dort
aufgestellten antiken Statuen beschäftigt4, Stiche, die mit mehreren Stichen Faldas zu-
sammen zu einem Kupferwerke mit dem Titel «Villa Pamphilia», das bei Rossi («de
Rubeis») in Rom herauskam5, vereinigt wurden.

Was erfahren wir nun aus den Dokumenten über Algardis Anteil an diesem Bau-
unternehmen? War er der Architekt?

1 Letzterer, wie alle Deckenstukkature*n in den fünf Zimmern des Hauptgeschosses sind heute nicht
mehr vorhanden.

2 Die Brunnen der Villa, von denen Abbildungen in dem Stichwerke «Villa Pamphilia», sowie in
Falda-Rossis «Fontane die Roma» enthalten sind, sind heute entweder ganz verändert oder entfernt.

3 Abbildung im Titelkupfer des Stichwerks «Villa Pamphilia». Das Papstwappen Innozenz X. mit
den beiden seitlichen Girlanden wurde an den neuen 1859 erbauten Eingangs-Torbau der Villa versetzt, wo
es sich noch heute befindet.

4 Arch. Doria-P., «Libro di ricevute 1651 — 56» (In der Busta 4 der provis. Serie «Introito ed esito»):
am 16. I. 1653 Zahlung von 17,95 sc; — in dem Rechnungsbande 1656—57 (Busta 6, Intr. ed esito): am
20. X. 1656, 20 sc; — am 23. IV. 1657, 50 sc; — Mandati 1658-1660: am 1. VII.—30. XII. 1659, 140 sc.

5 Der ganze Titel lautet: «Villa Pamphilia, eiusque Palatium, cum suis prospectibus, statuae, fontes
vivaria, theatra, areolae, plantarum, viarumque ordines. Cum eiusdem Villae absoluta Delineatione. Romae,
Formis Jo. Jacobi de Rubeis, apud Templum S. Mariae de Pace. f°.
 
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