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Einführung von Gewölben im Langhaus berichtet), so können mit diesen pylarii cum
arcu, die in der Mitte des Schiffes lagen und die so selbstverständlich, ohne jede nähere
Erläuterung genannt werden, nur zwei große Bögen gemeint sein, mit denen sich das
Mittelschiff nach den beiden Apsiden öffnete. Ich glaube nicht, daß hiergegen der Um-
stand spricht, daß das Wort arcus hier nur im Singular steht. Mir scheint, und wir
werden später noch ein weiteres Beispiel hierfür finden, daß der Chronist stets die beiden
einander gegenüberliegenden Archivolten nur als einen Bogen zählt. Es bezieht sich
freilich die eben zitierte Stelle auf die Wiederherstellung der Kirche nach dem Brande
von 1085, bei der man die Säulen des Langhauses durch Pfeiler ersetzte. Es wäre
denkbar, daß man erst damals vor den beiden Apsiden ein Pfeilerpaar ausließ und dafür
einen großen Bogen spannte. Doch halte ich dies nicht für wahrscheinlich. Wir er-
fahren nirgends etwas von einer solchen Veränderung. Auch vor dem Brande wird
einmal ein arcus grandis ohne nähere Bestimmung erwähnt, 235,7, wo berichtet wird,
daß Adelhard II. das Langhaus vollendete und unter Dach brachte excepta parte aliqua,
quae inter maiorem turrim et arcum grandem antepositum contiuetur. Man könnte
hier an einen Bogen denken, durch den das Mittelschiff sich nach dem westlichen Quer-
haus öffnete. Doch ist dies unwahrscheinlich, einmal, weil an der oben zitierten Stelle
nur von einem einzigen Bogen in der Mitte des Langhauses die Rede war. Es ist wohl
kaum anzunehmen, daß sich vor dem Brande der besagte große Bogen vor dem west-
lichen Querhause befunden hätte und nachher statt dessen ein solcher vor die beiden
Apsiden gelegt worden wäre. Auch war das westliche Querhaus, wie wir später sehen
werden, nicht so voll entwickelt wie das östliche, sondern bestand nur aus zwei Kapellen.
Unter Abt Rodulf wurde sein nördlicher Flügel nach dem Schiffe zu abgeschlossen, um
als Kapelle für die Gäste des Klosters zu dienen.1 Ich möchte deshalb schon für die
Säulenbasilika Adelhards II. zwei große Bogen da annehmen, wo sich das Mittelschiff
nach den beiden Apsiden öffnete. Es werden dies die Bögen der ehemaligen Vierung
gewesen sein, die man mitsamt den beiden seitlichen Apsiden bei der Erweiterung der
Kirche stehen ließ, indem man das alte Querhaus in das Langhaus der neuen Kirche
einbaute.
Vor dem westlichen Querhaus wird dagegen die Säulenstellung des Mittelschiffes
ununterbrochen fortgelaufen sein. 291, 45 werden die westlichen Querhausflügel als
Kapellen bezeichnet. Auf der Nordseite lag die Kapelle des heiligen Lambert, im Süden
die des heiligen Eucherius: Quia vero nomine manica hic ponitur, sciendum quod sub
tali nomine quatuor extremitates seu ale tarn anterioris crucis fabrice monasterii ad
chori maioris dexteram et sinistram, quam inferioris capellam, que nunc dicitur saneti
Eucherii annexam ad dexteram, et saneti Lamberti ad sinistram designantur. Aus dem
Ausdruck annexam darf wohl geschlossen werden, daß auch das westliche Querhaus
seitlich über das Langhaus hinausragte. Daß die Querhausflügel selbst die Kapellen
bildeten, bezeugt auch die schon erwähnte Stelle 295, 33 .....interclusa manica a
monasterio, factoque in ea ad titulum saneti Lamberti martyris oratorio, hospitibus
volentibus missam audire vel dicere congruo. Weniger deutlich ist dagegen 385, 35:
ubi vero dicte abside posterioris crucis alis seu manicis continuabantur, habebant duas
capellas, unam ad dexteram in honore sanetorum Eucherii, Leonardi et Gertrudis, reli-
qua versus ambitum in honore saneti Lamberti. Aus dieser Stelle könnte es den An-
1 295, 33. Vergl. diese Seite weiter unten.
Georg Weise.
Einführung von Gewölben im Langhaus berichtet), so können mit diesen pylarii cum
arcu, die in der Mitte des Schiffes lagen und die so selbstverständlich, ohne jede nähere
Erläuterung genannt werden, nur zwei große Bögen gemeint sein, mit denen sich das
Mittelschiff nach den beiden Apsiden öffnete. Ich glaube nicht, daß hiergegen der Um-
stand spricht, daß das Wort arcus hier nur im Singular steht. Mir scheint, und wir
werden später noch ein weiteres Beispiel hierfür finden, daß der Chronist stets die beiden
einander gegenüberliegenden Archivolten nur als einen Bogen zählt. Es bezieht sich
freilich die eben zitierte Stelle auf die Wiederherstellung der Kirche nach dem Brande
von 1085, bei der man die Säulen des Langhauses durch Pfeiler ersetzte. Es wäre
denkbar, daß man erst damals vor den beiden Apsiden ein Pfeilerpaar ausließ und dafür
einen großen Bogen spannte. Doch halte ich dies nicht für wahrscheinlich. Wir er-
fahren nirgends etwas von einer solchen Veränderung. Auch vor dem Brande wird
einmal ein arcus grandis ohne nähere Bestimmung erwähnt, 235,7, wo berichtet wird,
daß Adelhard II. das Langhaus vollendete und unter Dach brachte excepta parte aliqua,
quae inter maiorem turrim et arcum grandem antepositum contiuetur. Man könnte
hier an einen Bogen denken, durch den das Mittelschiff sich nach dem westlichen Quer-
haus öffnete. Doch ist dies unwahrscheinlich, einmal, weil an der oben zitierten Stelle
nur von einem einzigen Bogen in der Mitte des Langhauses die Rede war. Es ist wohl
kaum anzunehmen, daß sich vor dem Brande der besagte große Bogen vor dem west-
lichen Querhause befunden hätte und nachher statt dessen ein solcher vor die beiden
Apsiden gelegt worden wäre. Auch war das westliche Querhaus, wie wir später sehen
werden, nicht so voll entwickelt wie das östliche, sondern bestand nur aus zwei Kapellen.
Unter Abt Rodulf wurde sein nördlicher Flügel nach dem Schiffe zu abgeschlossen, um
als Kapelle für die Gäste des Klosters zu dienen.1 Ich möchte deshalb schon für die
Säulenbasilika Adelhards II. zwei große Bogen da annehmen, wo sich das Mittelschiff
nach den beiden Apsiden öffnete. Es werden dies die Bögen der ehemaligen Vierung
gewesen sein, die man mitsamt den beiden seitlichen Apsiden bei der Erweiterung der
Kirche stehen ließ, indem man das alte Querhaus in das Langhaus der neuen Kirche
einbaute.
Vor dem westlichen Querhaus wird dagegen die Säulenstellung des Mittelschiffes
ununterbrochen fortgelaufen sein. 291, 45 werden die westlichen Querhausflügel als
Kapellen bezeichnet. Auf der Nordseite lag die Kapelle des heiligen Lambert, im Süden
die des heiligen Eucherius: Quia vero nomine manica hic ponitur, sciendum quod sub
tali nomine quatuor extremitates seu ale tarn anterioris crucis fabrice monasterii ad
chori maioris dexteram et sinistram, quam inferioris capellam, que nunc dicitur saneti
Eucherii annexam ad dexteram, et saneti Lamberti ad sinistram designantur. Aus dem
Ausdruck annexam darf wohl geschlossen werden, daß auch das westliche Querhaus
seitlich über das Langhaus hinausragte. Daß die Querhausflügel selbst die Kapellen
bildeten, bezeugt auch die schon erwähnte Stelle 295, 33 .....interclusa manica a
monasterio, factoque in ea ad titulum saneti Lamberti martyris oratorio, hospitibus
volentibus missam audire vel dicere congruo. Weniger deutlich ist dagegen 385, 35:
ubi vero dicte abside posterioris crucis alis seu manicis continuabantur, habebant duas
capellas, unam ad dexteram in honore sanetorum Eucherii, Leonardi et Gertrudis, reli-
qua versus ambitum in honore saneti Lamberti. Aus dieser Stelle könnte es den An-
1 295, 33. Vergl. diese Seite weiter unten.
Georg Weise.