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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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10. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0274
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256

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

sehen, die Zeichnung lässt jedoch die nähere Con-
struction nicht entnehmen.
Genaueren Aufschluss in dieser Beziehung bieten
die Abbildungen des schon einmal erwähnten i. j.
1500 beendeten Codex ms. 1390 der kgl. Universi-
täts-Bibliothek zu Erlangen (Fig. 36).
Die Visiereinrichtungen konnten sich nur auf der
oberen Fläche des Laufes und auf den höchsten
Punkten desselben entwickeln. Diese waren die meist
ringförmige Ver-
stärkung des vor-
deren Laufendes
und das rückwär-
tige Laufende,
welches entweder
durch die koni-
sche Form oder
durch einen rück-
wärts befindlichen
Laufring verstärkt
war. Fig. 36
bringt nun die
verschiedenen
Constructionen
der um diese Zeit
üblichen Visier-
Einrichtungen
ziemlich deutlich
zur Anschauung.
Nr. 1 zeigt
ein spitzes Korn,
welches auf die

Diese durchlochte Scheibe entwickelte sich
später zu einer Röhre, zu «eyn lochelin oder vffen
schrentzelyn» und fand besonders bei Flandbüchsen,
welche für das Scheibenschiessen bestimmt waren,
Anwendung.
Die grosse Mannigfaltigkeit in der Construction
beweist, dass man dem Zielen eine grosse Bedeutung
beilegte und dass man bemüht war, durch scharfe
Visierpunkte dieses zu erleichtern. Die Aufrichtung
derselben brachte
ferner die Forde-
rung mit sich, die
Visierlinie für den
Ausblick des
Schützen voll-
kommen frei zu
halten; daher
mussten der Ab-
zug und das
Zündloch nach
seitwärts verlegt
werden.
Der Codex
Germ. 599 der
königlichen Hof-
und Staatsbiblio-
thek zu München
(1475) bringt
auch die Abbil-
dung einer
Hakenbüchse
(Fig- 37)-


Fig. 36. Büchsen mit Visirvorrichtungen aus dem Cod. ms. 1390 der k. Universitäts-
bibliothek zu Erlangen von 1500.


vordere ringartige Verstärkung des Laufes aufge-
setzt ist.
Nr. 2 hat zwei Visirpunkte, rechtwinkelige Aus-
schnitte, und zwar am vorderen verstärkten Laufende
und an einem rückwärtigen Laufringe (die Zeichnung
zeigt eine Art Schirm).
Nr. 3 lässt die Combination von Nr. I und Nr. 2
erkennen; vorne das spitze Korn, rückwärts einen
kleinen rechtwinkeligen Ausschnitt, — ein Prinzip,
welches heute noch angewendet wird.
Nr. 4 zeigt vorne am Laufe eine kleine runde
Scheibe mit rundem Loch für die Visur.
Die spätere noch zu besprechende Fig. 49 des-
selben Codex hat noch eine gleiche zweite Visier-
einrichtung am rückwärtigen Laufende.

Diese Hakenbüchse besteht aus Lauf und
Schaft.
Der Lauf hat beiläufig in der Mitte unten einen
Haken, ähnlich wie im Cod. lat. 197 (Fig. 21).
Neu ist hingegen die Construction des Schaftes.
Bei Fig. 14 — Göttinger Handschrift — und bei Fig. 21
— cod. lat. 197 (München) — war der Schaft stangen-
förmig und in das rückwärtige Laufende eingeschoben.
Bei der vorliegenden Hakenbüchse hat der Schaft
eine ähnliche Form wie im Codex Hauslab; eine
längliche Rinne im Vorderschaft zur Aufnahme des
Laufes, die Verstärkung im Mittelschaft und schliess-
lich das kolbenartig geformte hintere Ende.
(Fortsetzung folgt.)
 
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