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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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10. Heft
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Fachliche Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0275

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkun.de.

257

Fachliche Notizen.

Die Waffenschmiede-Familie Kalthoff. An-
knüpfend an die Nachrichten, die Wendelin Boeheim
auf Seite 103—4 der «Meister der Waffenschmiedekunst»
über die Büchsenmacher Caspar Kalthoff in Moskau
(1638—1665), Peter Kalthoff in Sparpfennig (Mitte des
17. Jahrhunderts) und Mathias Kalthoff in Kopenhagen
(1650—1679) giebt, möchte ich darauf hinweisen, dass zu
jener Zeit auch in Solingen Glieder der Familie Kalthoff
nachweisbar sind.
Die Sterbebücher der reformierten Gemeinde Solingen
melden im Jahre 1668 den Tod eines Clemens Kalthoff.
In den privilegierten Bruderschaften der Solinger Industrie
finden wir die Familie Kalthoff allerdings nicht vertreten.
Wie aus einem Schriftstücke hervorgeht, das im
Archive des Kriegsministeriums zu Paris aufgefunden
wurde, scheinen die Kalthoff in Solingen ebenfalls
Büchsenmacherei betrieben zu haben. In dem Schrift-
stücke, einem vom 9. Februar 1640 aus Saint-Germain-
en-Laye datierten, von König Ludwig XIII. Unterzeichneten
Patentbriefe für den aus Solingen gebürtigen Waffen-
schmied Wilhelm Kalthoff (Calthoff) heisst es: «Da er
(Calthoff) Uns durch zahlreiche Versuche den Beweis
erbracht, dass er sich viele Kunst erworben, deren Wir-
kung dem Publicum und seinem Dienste grossen Nutzen
bringen kann, und da er u. a. Musketen, Armrüste
und Pistolen fertigt, die 8 bis 10 Schüsse in einer Ladung
abgeben können, ohne schwerer, länger oder unbequemer
als die zu sein, deren man sich gewöhnlich bedient, so
haben wir dem erwähnten Calthoff erlaubt, gebilligt und
zugesagt.etc.»
Da in der Nähe von Solingen, in Burg an der
Wupper, Flintenläufe hergestellt wurden, deren Absatz,
wenigstens zum Theil, seinen Weg über Solingen ge-
nommen haben dürfte, so ist es wohl möglich, dass die
Solinger Kalthoff mit der Burger Fabrication in Ver-
bindung gestanden haben. A. Weyersberg.

Die Flintenlauffabrikation zu Burg an der
Wupper. Etwa i’/2 Stunde südöstlich von Solingen,
an der Mündung des Eschbaches in die Wupper, liegt
das alte Oertchen Burg a. W. Es wird malerisch über-
ragt von dem in den letzten Jahren aus seinen Trümmern
wiedererstandenen Stammschlosse der ehemaligen Landes-
herren, der Grafen und Herzoge von Berg.
Von ihren Fürsten mit Vorrechten ausgestattet, ar-
beiteten Laufschmiede zu Burg a. W. Ueber ihre Thätig-
keit liegen bisher nur wenige Nachrichten vor. Auch
ist es nicht bekannt, zu welcher Zeit die Burger Lauf-
fabrication ihren Anfang genommen hat.
In einem vom 11./21. August 1605 datierten Briefe
des Hofmeisters Franz von Hammerstein in Heidelberg
an seinen Schwager Wilhelm von Scheidt gen. Wesch-
pfennig, der fürstlicher Rath und Amtmann von Solingen
war, dankt von Hammerstein diesem für die Zusendung
zweier bergischer Rohre.1) Da von Scheidt’s Amtssitz
sich im Schlosse zu Burg a. W. befand, liegt die Muth-
massung nahe, unter den bergischen Rohren Feuerrohre
zu verstehen, die zu Burg angefertigt waren.

rJ Monatsschrift des Bergischen Geschichtsverein, 4. Jahrg.,
S. 191, Elberfeld 1897.

Einem im Jahre 1814 erschienenen Aufsatze1) ent-
nehme ich die Stelle: «Der Ursprung der Flintenfabriken
zu Essen und Burg a. W. verliert sich in die erste Epoche
der vaterländischen Industrie. Letztere, unstreitig die
älteste von beiden, ist beinahe schon eingegangen, die
zu Essen hingegen hat mit wechselndem Glücke ihre
i Existenz behauptet.» Ferner schreibt Th. J. J. Lenzen
im Jahre 18022) «Die zu Burg a. W. privilegiert gewesene,
einst so berühmte Feuergewehrfabrik ist gänzlich in
Zerrüttung und erhält kärglich ihre Existenz.»
In einem Berichte vom Jahre 1792 heisst es, die
[ Burger Gewehr - Bohrmühle sei im Jahre 1708 erbaut
worden.3)
Als Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und
) Herzog von Jülich - Cleve - Berg, der von 1742 bis 1799
| regierte, mit seiner Gemahlin und dem Prinzen und der
j Prinzessin von Birkenfeld am 18. April 1747 Burg a. W.
{ besuchte, nahm er « das Büchsen- und Lauffen-Schmieden»
in Augenschein.
Im Sommer 1800 empfahl sich Georg Haike zu
Burg im Westfälischen Anzeiger als Verfertiger der «10
j sehr berühmten Burger Büchsen-, Flinten- und Pistolen-
läufe.»
Als letzte Fabrikanten von Burger Läufen werden
die Gebrüder Wilhelm und Jakob Schmidt genannt.
Ihre Schmiede befand sich zu Unter-Burg, hier wurden
die glühend gemachten Platten gedreht. In einem Schleif-
kotten unterhalb der Wupperbrücke, der später verfiel,
bohrten und schliffen sie die Läufe. Die Schäfte sollen
in der letzten Zeit der Fabrication zu Essen gemacht
worden sein.
Von Wichtigkeit wäre es, die Ausdehnung der Pri-
vilegien zu kennen, welche die bergischen Fürsten den
Burger Laufschmieden ertheilt hatten, schon des kunst-
fertigen Büchsenmachers Armand Bongarde halber, der
zur Zeit des prachtliebenden Herzogs Johann Wilhelm
zu Düsseldorf, der bergischen Residenzstadt, arbeitete.
A. Weyersberg.
Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen
des österreichischen Kaiserhauses. Dieses so
prachtvoll augestattete periodische Werk, welches mit dem
scheidenden Jahre 1898 seinen XX. Jahrgang erreicht hat
und, wie unsere Leser wissen, wichtige Abhandlungen zur
Geschichte des Waffenwesens enthält, in seinen kunst-
I historischen Regesten aber dem Waffenhistoriker unent-
behrlich geworden ist, wird mit seinem XXI. Jahrgang
eine Veränderung erfahren, welche unsere verehrten
Fachgenossen gewiss mit vollem Beifalle begrüssen werden.
Der im Hinblicke auf das Gebotene sehr geringe,
in Betrachtung an sich aber hohe Preis von 100 Mark
für den Band, machte es dem mit den Glücksgütern des
Lebens nicht überlasteten Waffenfreunde unmöglich, dieses
:) J. F. W.: «Versuch einer Geschichte der Industrie und
des Handels in den niederrheinisch-westphälischen Provinzen des
vormaligen Grossherzogthums Berg» — Vaterländische Blätter, I. Band.
Düsseldorf 1814.
2) Lenzen, Th. J. J.: «Beyträge zur Statistik des Heizogthums
Berg», II. Düsseldorf 1802.
3) Wiebeking, E. Fr.: «Beyträge zur churpfälzischen Staaten-
geschichte». 1792.

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