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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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12. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0337

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkiinde.

317

Literatur.

Dillon Viscount, Additional Notes illustrative
of Tilting in Tudor Times. Im Archaeological Journal
vom December 1898 finden wir einen Artikel unseres
verehrten Mitgliedes Curator Viscount F. A. Dillon,
der sich gewissermassen erklärend und ergänzend an die
ausgezeichnete Abhandlung desselben über das Turnier
in den Zeiten der Tudor anreiht, die wir im 9. Hefte,
Seite 239, besprochen und gewürdigt haben. Es betitelt
sich selbe: Zusammengefasste Belege zur Beleuchtung des
Turniers in den Zeiten der Tudor und bietet eine Reihe
von aus älteren Schriften gezogenen Beschreibungen ab-
gehaltener Turniere theils in England selbst, theils in be-
nachbarten Ländern vom Anfänge des 15. bis an’s Ende
des 16. Jahrhunderts.
Beginnend von einer Erwähnung St. Remy’s unter
dem Jahre 1429, dass das Gestech über das Dill (deutsch:
Plank engestech, italienisch: giostra alla pallia, englisch:
jousting of the barrier) eine portugiesische Uebung ge-
wesen sei und «Portingallois» genannt wurde, übergeht
er auf die fabelhaften Nachrichten von dem Besuche der
drei deutschen Ritter (knights) in England und ihre Tur-
niere zu Canterbury vor König Eduard IV. 1487, also
vier Jahre nach des Königs Tode. Die Namen dieser
Ritter sind nichts weniger als deutsch und ersichtlich er-
funden.
Wie aus des Verfassers genau belegten Schilderungen
hervorleuchtet, bringt doch die Beschreibung im Ashmo-
lean Mscr. 1116 ersichtlich den Vorgang im Turniere des
15. Jahrhunderts mit annähernder Richtigkeit, sie erweist
die Wendung, welche dieser «Sport des Mittelalters» im
15. Jahrhundert genommen hat, mit der es offen auf den
Theatereffect lossteuert. Im Zusammenhalte aber mit den
übrigen urkundlichen Daten ergiebt sich im Besonderen,
dass das Plankengestech zweifellos italienischen Ursprunges
ist und dass die Engländer dasselbe nur auf dem Wege
über Portugal erhielten, wo immerhin einige Varianten in
der Ausrüstung platzgegriffen haben mögen. Zur Zeit
Kaiser Maximilian’s I. heisst es «das alte welsche Ge-
stech über das Dill».
Die ganze werthvolle Abhandlung erscheint uns als
ein strenges Zeugen verhör englischer, französischer und
burgundischer Autoren, in welchem der Verfasser ganz
folgerecht besonderen Werth auf Ausrüstung und Uebung
legt. Aus dem Gesammtbilde ersehen wir, wie durch
den Einfluss des Humanismus in Italien eine ganz ver-
änderte Auffassung dieses ritterlichen Spieles entstanden
ist. Diese von den Tapfersten der Zeit beklagte und
selbst bekämpfte Umwandlung der Wesenheit des Tur-
niers hatte ihren Grund in der Ueberlegenheit des wissen-
schaftlichen Geistes und dem Niedergange des Ritter-
thums in seinem epischen Gehalte. Das Turnier wurde
immer weniger eine Probe der Tüchtigkeit des Einzelnen
und immer mehr ein prächtiges Schaustück, in welchem
die Einzelnen mit mehr oder weniger Geschick und Muth
bestimmte Rollen übernehmen mussten. Diese Umwand-
lung von Italien ausgehend, verbreitete sich über ganz
Westeuropa, wo immer ritterliches Wesen sein Schein-
leben weiterführte. Die Physiognomie bleibt sich mit
unwesentlichen nationalen Eigenheiten die gleiche vom
15. bis an’s Ende des 16. Jahrhunderts. Schreiber dieses
ist im Augenblicke mit dem Studium der Turnierbücher
-des Erzherzogs Ferdinand von Tirol beschäftigt, und

die Wahrnehmung dabei ist überraschend, in welchem
engen kulturhistorischen Zusammenhänge sich die Tur-
niere in England und Deutschland befanden. Wir wer-
den seiner Zeit diese Verwandtschaft näher beleuchten, zu
der uns Viscount Dillon überaus werthvolle Belege ge-
liefert hat. W. B.
Führer durch das Königliche Historische Mu-
seum zu Dresden. Von M. von Ehrenthal. Dritte
Auflage. Herausgegeben von der Generaldirection der
Königlichen Sammlungen. Dresden, Druck von Wilhelm
Baensch, 1899.
Es ist wohl ein voller Beweis der wissenschaftlichen
Rührigkeit, des unausgesetzten Vorwärtsstrebens der gegen-
wärtigen Leitung des Historischen Museums zu Dresden,
dass seit kaum drei Jahren bereits die dritte Auflage
seines Führers erschienen ist, von welchen jede einzelne
als Ergebniss fleissiger Studien werthvolle Zusätze und
Verbesserungen enthält. Der Werth der ersten Auflage
1896 hatte in erster Linie entschieden in der besseren
Vertheilung und fachlichen Beurtheilung des Materiales
seine Grundlage. Gerade diese ernste Auffassung des
Themas musste zur unermüdlichen Weiterforschung an-
spornen. So enthielt auch schon die zweite Auflage 1897
eine nicht unbedeutende Verbesserung durch den darin
merkbaren grösseren Nachdruck, den der Autor auf die
so wichtige Meisterfrage gelegt hatte. Beide aber er-
scheinen als nur Entwürfe für den gegenwärtigen Kata-
log, der uns bei streng fachlicher Behandlung eine über-
raschende Menge von neuen Forschungsergebnissen bringt,
die von einem unermüdlichen Fleisse im Studium des
vielgestaltigen, von weit her zusammengetragenen und
historisch hoch bedeutsamen Materiales ein anerkennungs-
volles Zeugniss giebt.
Es genügt zu sagen, dass das Historische Museum
unter seiner gegenwärtigen Leitung zu den best durch-
studierten zählt. Sein Führer ist wohl mehr als ein Be-
helf für touristische Bummler, er ist ein ganz ansehn-
liches wissenschaftliches Werk für den ernsten Fachmann
wie für den Historiker überhaupt und kann als Muster
empfohlen werden. Die Uebersichtlichkeit wird überdies
durch die correct angelegten Register der Meister und
deren Marken ungemein gefördert. Dem Büchlein ist
auch die gelungene Abbildung des Feldharnisches des
Kurfürsten Moritz von Sachsen, Arbeit des Matthäus
Frauenpreis des Aelteren von Augsburg (c. 1548), bei-
gegeben worden.
Das Büchlein ist so werthvoll und so wichtig für
die historische Wissenschaft, dass es uns scheint, es wäre
geboten, es unter einem etwas veränderten Titel, etwa:
«Das Historische Museum zu Dresden» dem Buchhandel
zu übergeben und so dessen weitere Verbreitung zu fördern.
W. Boeheim.
Der trojanische Krieg. Französische Original-
zeichnungen aus dem 15. Jahrhundert, von Dr. Paul
Schumann. Dresden, Adolf Gutbier, 1898. 32 p. Text
nebst 4 Tafeln 8° und 8 Tafeln in Imp.-Fol.
Vergangenes Jahr hat Dr. Schumann in Dresden
eine Anzahl von bisher unbekannten Originalzeichnungen
des 15. Jahrhunderts im vorliegenden Werke veröffent-
licht und damit zur Geschichte der Textilkunde etc. der
 
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