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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Personal-Notizen
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Briefwechsel
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0090

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8o

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Gute bei Prag, hatte sich der Verstorbene 1866 als Kauf-
mann in Dresden niedergelassen und war durch Lieb-
haberei schliesslich in die Bahnen gelenkt worden, die er
bis vor wenigen Jahren als Inhaber des grössten Anti-
quitätengeschäftes am Platze mit Glück und Geschick
verfolgte, v. Berthold war nicht allein der praktisch ge-
schulte Fachmann, der es verstand, mit sicherem Blick die
Gegenstände auf ihre Echtheit zu beurtheilen, sondern
hatte durch Selbststudium auch einen hohen Grad kunst-
historischen Wissens sich angeeignet, mit dem er die
meisten seiner Collegen weit überragte. Namentlich in
Bezug auf das Waffenwesen, das ihm stets besonders am
Herzen lag, waren seine Kenntnisse hervorragende, so
dass durch seinen Tod in die geringe Zahl der Fach-
genossen eine empfindliche Lücke gerissen-worden ist.
Am 21. April dieses Jahres starb zu Berlin der lang-
jährige artistische Director des königlichen Zeughauses
zu Berlin, Geheimer Regierungsrath und Universitäts-
professor Hermann Weiss. Der Verblichene war am
2. April 1822 zu Hamburg geboren und wendete sich früh
der Cultur- und Sittengeschichte zu. Unstreitig bedeutend
sind seine Leistungen in der Geschichte des Costüms,

wovon seine gediegenen Werke: «Geschichte des Costüms
der vornehmsten Völker des Alterthums» 1853, «Costüm-
kunde des Alterthums» 1860, 2. Auflage 1881, «Costüm-
kunde des Mittelalters», I. Bd. 1862, II. Bd. 1864, 2. Auf-
lage 1881, «Costümkunde vom XIV. Jahrhundert bis auf
die Gegenwart» 1872, vollgiltiges Zeugniss ablegen. Als
artistischer Director des königlichen Zeughauses hat er
innerhalb seines wissenschaftlichen Gebietes manche gute
Erfolge errungen und hat sich in der Organisation dieses
nun so grossartigen Institutes unstreitig namhafte Ver-
dienste gesammelt. Weiss war weniger Fachmann im
speciellen historischen Waffengebiete, aber er war bis in
die letzte Zeit seines öffentlichen Wirkens bemüht, diesen
Mangel zu ersetzen. Bei der hohen Wichtigkeit der Kennt-
niss des Costüms für die historische Waffenkunde ist der
Verlust dieses tüchtigen und strebsamen Gelehrten zu be-
klagen, und wir dürfen nicht übersehen, dass mit ihm ein
Mann aus der Welt gegangen ist, der zu den ersten Mit-
arbeitern bei der Bildung des königlichen Zeughauses ge-
zählt hat; schon dieses allein macht uns sein Andenken für
immer werth, und darum wird auch sein Name im Kreise
der Fachmänner auf unserem speciellen Gebiete immer
mit hoher Achtung genannt werden.

Briefwechsel.

Herrn von Preen in Osternberg. . Danken verbindlichst
und bitten, uns etwaige weitere Funde gütigst zur Kenntniss zu
bringen.
Herrn Jul. C. in Hamburg. Sie haben in London ein
Rappier mit Griff in zierlichem Eisenschnitt erworben, auf dessen
Klinge die Inschrift SAGHVll zu lesen ist. Hier ist ganz gewiss
an die Meister'de Sahagun nicht zu denken; die Klinge ist sehr
wahrscheinlich Solinger Arbeit und die Inschrift, wie wir heute
sagen würden, ein Reclamekniff. Damit ist übrigens das Rappier
nicht wesentlich im Werth gesunken. Solinger Arbeit ist be-
rühmt, und der Grift' wird auch seine schönen Seiten haben. Herz-
lichen Gruss.
Sammler in M. Das uns im Bilde eingesendete Stück ist
ein arabischer Doppelbogen. Dieselben sind sehr selten. In der
kais. Waffensammlung befindet sich ein einziger; ein zweiter, wie
wir uns zu erinnern glauben, in der Armaria Reale zu Turin.
Ob auch in St. Petersburg? Wir werden fragen.
Fröden oder Funden? Wollen sie uns Ihre Adresse mit-
theilen.
Mitglied in Wien. Haben Sie noch etwas Geduld; das
Jahr geht nicht zu Rüste, ohne dass wir uns auch mit diesem
Gegenstände beschäftigen.
Baron S. in Br. Amerika ist gegenwärtig für die Ver-
werthung alter Waffen kein günstiger Platz. In orientalischen
Waffen ist der Markt überall noch immer und meist mit schlechter.
Waare überfüllt. Die Zeit für eine bessere Bewerthung derselben
wird erst kommen, wenn man erst allgemein wissen wird, was
man kauft.
Hauptmann W: B., Potsdam. Es gibt zwei Klingenschmiede
dieses Namens; beide entstammen einer um das spanische Waffen-
wesen und besonders um die Erzeugung von Prunkdegen verdienten
Familie aus Toledo. Francisco Ruiz, der Aeltere, wurde um
1560 geboren und wirkte bis etwa 1620; seine Arbeiten verrathen
deutschen Einfluss. Der gleichnamige Sohn unseres Meisters fer-
tigte vorzugsweise .Stadtdegenklingen. Das fragliche Stück dürfte
also wohl einer der beiden Ruiz gefertigt haben, über deren Leben
und Wirken Sie in W. Boeheim’s «Meister der Waffenschmiede-

kunst» Näheres finden. Vergleichen Sie die in Ihrem Besitze be-
findliche Klinge mit den im königl. Zeughause zu Berlin auf-
bewahrten Arbeiten des jüngeren Ruiz. Den zweiten Theil Ihrer
Frage vermögen wir nicht zu beantworten, da sich auch auf dem
Kunstmarkte Angebot und Nachfrage beeinflussen. Red.
R. W. in C. Familien Namens Wolfertz waren allerdings
in der Bruderschaft der Solinger Schwertschmiede vertreten, und
ehedem, soweit sich zurückschauen lässt, in der Solinger Gegend
ebenso häufig .anzutreffen, wie sie es heutzutage sind.
Erwähnt seien: Griess Wolffarten, SchefFe 1573; Clemens
Wolffarten, Rathmann 1573; Thomas Wolfart (Wolffartz Wol-
ferdtz), Bürgermeister 1607, Rathmann 1614; Juchem Wolfarth,
Kirchmeister 1614—1615; Clemens Wolffertz, Bürgermeister i636
bis 1637 und 1637—1638; Herrmann Wolfertz, Schwertschmied
1640. Nur einmal ist der Name bisher auf einer Klinge fest-
gestellt worden, nämlich auf einem im Jahre 1617 benutzten
Pagendegen in der Leibrüstkammer zu Stockholm, der die In-
schrift «JAN . WOLFFERT . AUF . BERGH» und als Zeichen eine
naive Abbildung des Kölner Domes «COLSDOM» mit dem Hebe-
krahn trägt. Wohl möglich ist es, dass Familien Wolferts im
XIII. oder im XIV. Jahrhundert mit anderen Schwertschmiedefamilien
aus Oesterreich (Steiermark, Illyrien) oder aus anderen Gegenden,
wo das Schmiedehandwerk früher ausgeübt wurde, nach Solingen
gekommen sind. Ihren Namen aber mit dem alten Wolfszeichen
in Verbindung bringen zu wollen, wäre sehr gewagt und höchst-
wahrscheinlich ganz verfehlt. (Vgl. Albert Weyersberg, «Die
in den privilegirten Handwerken der Solinger Industrie vertretenen
Familiennamen», Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereines,
Jahrg. 1895, S. 21 und 39, Jahrg. 1896, S. 66 und «Solinger
Schwertschmiede des 16. und 17. Jahrhunderts und ihre Erzeug-
nisse», ebendort, Jahrg. 1896, S. 239—240.)

Die hochverehrten Mitglieder werden höiiichst er-
sucht, die restirenden Beiträge für das Jahr 1896 an den
Schatzmeister, Major z. D. Müller, Dresden-Blasewitz,
Friedrich Auguststrasse Nr. 6, einsenden zu wollen.

Herausgegeben vom Verein für historische Waffenkunde. Verantwortlicher Redacteur: Wendelin Boeheim in Wien.
Druck von Adolf Holzhausen in Wien.
 
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