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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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5. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zu dem Hause Habsburg, [1]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0119

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Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zu dem Hause Habsburg.
Nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden.
Von M. V. Ehrenthal in Dresden

Es sei von vorn herein bemerkt, dass es sich
hier nicht um eine erschöpfende Bearbeitung des
Themas handeln soll, noch kann — eine solche
würde einerseits über den Rahmen dieses Blattes
weit hinausgehen, andererseits auch gründliche
historische Studien erfordern, für die es dem Ver-
fasser an Zeit gebricht. Die Publication des seit
einigen Jahren gesammelten Materiales erfolgte ledig-
lich in der Absicht, dem Leser unserer Zeitschrift
einen Hinweis im Sinne des Themas zu geben, es
ihm selbst überlassend, an die kurzen Andeutungen
weitere Forschungen zu knüpfen, Für den Waffen-
historiker aber sind den geschichtlichen Notizen auch
einige Ergebnisse neuerer Forschungen auf dem Ge-
biete der Waffenkunde angefügt worden, die ihm für
sein Specialstudium nicht unwillkommen sein dürften.
Die zum Theil wörtlich wiedergegebenen Archivalien
sind zumeist den älteren Inventaren der kurfürstlichen
• Rüst- und Harnischkammer entnommen, in einigen
Fällen ist auf Urkunden im königl. sächs. Haupt-
staatsarchiv Bezug genommen worden. Auch Merk-
male an den Gegenständen selbst, wie Portraits,
Wappen etc. geben hie und da Aufschluss über deren
einstige Besitzer oder Geschenkgeber. Wohl lassen
sich diese bei einzelnen der in der Sammlung: be-
wahrten Waffen bis ins Mittelalter hinein nachweisen,
im Allgemeinen jedoch erstreckt sich unsere Kennt-
niss der historischen Beziehungen nur bis in die
erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, und mit diesem
Zeitabschnitte beginnen daher auch die folgenden
Aufzeichnungen.
1. E, 566.*) Silberne Scheide eines nicht
mehr vorhandenen Schwertes; zwischen gravirtem
Blattornament im Stile Aldegrevers sind Medaillons
mit getriebenen Figuren und Köpfen angebracht. Auf
dem Schleppeisen befindet sich das Relicfbildniss
des Kaisers Karl V. (1500—1558) mit der Umschrift:
Imp. Caes. Carolus V. P. P. August. An. Aet. XXX.
Das Schwert war wohl ein Geschenk des Kaisers an
den Pierzog Georg den Bärtigen (1471 —1539), während
oder kurz nach dem bekannten Reichstage zu Augsburg,
auf welchem die politischen und freundschaftlichen
Beziehungen beider Fürsten in P'olge der Haltung des
sächsischen Herzogs in den strittigen kirchlichen
Fragen erneut und gefestigt worden waren.
2. E, 65. Panzerstech er mit dreischneidiger,
1,08m langer Klinge, welche in Messingtausia ein
1) Die Buchstaben A—M mit einer Zahl bedeuten den Saal
und die Nummer des Gegenstandes im «Führer durch das königl.
Historische Museum» «on M. v. Ehrenthai.

doppeltes Kreuz als Marke führt. Das Gefäss ist
verhältnissmässig einfach im Gegensatz zu der silber-
beschlagenen Lederscheide, welche in getriebener
Arbeit Kinderfiguren, Turnier- und Jagdscenen im
besten deutschen Renaissancestile zeigt. Auf die
Herkunft der Waffe deuten das Medaillonportrait des
Kaisers Karl V. mit der Jahreszahl 1532, sowie der
Reichsadler am Ortband der Scheide. Es dürfte
sonach der Panzerstecher gleichfalls ein Geschenk
des Kaisers an den Herzog Georg gewesen sein, dessen
jüngerer Bruder Heinrich wegen seiner geringen po-
litischen Bedeutung und wegen seines Hinneigens
zum Lutherthum dem Kaiser sicherlich nicht sym-
pathisch war und daher unseres Erachtens nicht in
Betracht kommt.
3. G, 137. Panzerstecher mit dreikantiger
■Klinge, welche als Marke ein Kleeblatt in Messing-
tausia führt. Das messingene Gefäss mit abgesetztem
Griff und wenig nach abwärts gebogenen Parirstangen
zeigt am Knauf den gekrönten kaiserlichen Doppel-
adler in gothisirender Form, unterhalb des Knaufes
gravirtes Blattornament im Stile der Frührenaissance.
Das durchbrochen in Messing gearbeitete Mundblech
l^sst in seinen Ornamenten gleichfalls noch die aus-
gehende Gothik erkennen. Die Waffe, welche aus
dem 3. oder 4. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts stammt,
dürfte dem Kaiseradler zufolge ebenfalls ein Geschenk
Kaiser Karls V. an den sächsischen Herzog Georg
gewesen sein.
4. E, 563. Kurzes Schwert mit der einge-
ätzten Figur der Judith und dem Bibelspruch «Alle
Weisheit ist vonn Got dem herrnn vnnd ist bey Im
ewiglich. Anno 1544» auf der italienischen Grat-
klinge. Das silberplattirte Gefäss ist seiner Form
und Ausschmückung nach um 1590 erneuert worden.
Eigenthümlich contrastiren die obseönen Bilder am
Knauf mit dem frommen Spruch auf der Klinge.
Am Ortband der Scheide, die noch das alte Be-
schläge aufweist, befindet sich ein in Silber getriebenes
Bildniss des Kaisers Karl V. in Medaillonform. Hier-
nach dürfte auch dieses Schwert ein Geschenk des
Kaisers an einen sächsischen Fürsten gewesen sein.
In Frage käme nur Pierzog Moritz, der alsbald nach
dem Todeseines Vaters, des Herzogs Heinrich (f 1541)
die guten Beziehungen zum Plause Plabsburg wieder
hergestellt und dem Kaiser 1541 in Ungarn gegen
die Türken, 1543 und 1544 gegen Frankreichs König
Franz I. (J- 1547) Plilfe geleistet hatte.
5. E, 562. Kurschwert des Kurfürsten
Moritz (1521 — XSS3J. Geschenk des Kaisers KarlV.
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