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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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9. Heft
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Jähns, Max: Die Kehrwiederkeule
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0238

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220

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

der eigenen Wurfkeule die des Gegners abzufangen und dann so-
fort aus der Parade zum Gegenwurfe überzugehen. Wie Isidor
ausdrücklich erwähnt, wurde mit der Cateja nur auf kurze Ent-
fernung gekämpft und demnach wäre ein solches Verfahren, das
dem beim Ballspiel ähnelt, sehr wohl möglich. Wahrscheinlicher
ist es mir allerdings, dass es sich hier um Schleuderer handelt.
Wenn man sich fragt, welchen Namen diese
Waffe etwa bei den Griechen geführt haben könnte,
so [drängt sich unwillkürlich der Ausdruck äyy.vArj,
d. h. Armbug, Ellenbogen, auf. Allerdings wurde
dieses Wort in geschichtlich erkennbarer und zwar
ziemlich später Zeit für den Rollriemen gewisser
Wurfspiesse (Riemenspiesse) und dann für diese
selbst, also gleichbedeutend mit dem römischen
.amentum’ gebraucht; allein abgesehen davon, dass
die Bedeutung der Waffennamen, wie allgemein be-
kannt, von jeher wandelbar gewesen ist, so erscheint
es doch höchst bemerkenswert!!, dass nicht nur die
Bezeichnung (Armbug’ durchaus der Form der
Kehrwiederkeule entspricht, sondern dass auch das

Grundprincip der äyxvh] hinsichtlich ihrer Be-
wegung dasselbe war wie das der Kehrwiederkeule.
Denn bei beiden handelt es sich um eine zwie-
fache Bewegung: um die zum Ziele und um die
um die eigene Längenachse. Letztere Bewegung
aber hat zunächst den Zweck, die Innehaltung der
geraden Flugbahn des Geschosses zu sichern, ge-
nau wie es der Drall einer gezogenen Büchse thut,
und der' Unterschied zwischen der Ankyle und der
Kehrwiederkeule beruht nur darin, dass die eigen-
tümlich gewinkelte Gestalt der letzteren bei freiem
Fluge auch noch die Wendung rückwärts zum
Schützen herbeiführt.
Endlich sei noch des Umstandes gedacht, dass
auch die Bewohner der neuen Welt eine der
Kehrwiederkeule ganz ähnliche Waffe gebrauchten.
In Arizona und Kalifornien verwendeten sie die Mold-
Indianer besonders zur Kaninchenjagd.1)
x) Harpners Weekly, 24, 8, 1872.

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Major P. Sixl in Levico.
(Fortsetzung.)

Die Characteristik der Feuerwaffen in der vor-
liegenden Zeit wäre nicht vollständig, würde man
nicht auch jene Art derselben in die Besprechung
mit einbeziehen, welche unter den Namen «Stein-
büchsen» wiederholt schon genannt wurden und
deren erste Nachrichten bis in diese frühe Zeit
hinaufreichen.
Das Schiessen von Steinen aus Feuerwaffen
oder die Verwendung von Steinbüchsen wird um
das Jahr 1371 zuerst in Italien bei der Belagerung
von Pietrabona durch die Pisaner erwähnt. In Frank-
reich werden dieselben im Jahre 1374 genannt; in
Deutschland scheint Köln i. J. 1376 die ersten Stein-
büchsen gehabt zu haben; i. J. 1377 folgten Frank-
furt a. M., Erfurt, Magdeburg, Augsburg u. s. w.1)
Die Steinbüchsen kommen, wie aus diesen Angaben
hervorgeht, der Zeit nach bedeutend später als die
Feuerwaffen überhaupt, und es liegt die Erklärung
nahe, dass die bisherigen praktischen Erfahrungen
mit den letzteren, sowie die Forderungen damaliger
Kriegführung zur Construction der Steinbüchsen ge-
führt haben.
Das Bestreben, die Wirkung am Ziele zu ver-
grössern, die feindlichen Mauern möglichst bald zu
zerstören und Bresche zu legen, brachte die Ver-
grösserung der Geschosse und diese bedingten wieder
die Vergrösserung der Waffe. Kleinere Steinkugeln
mochten beim Aufschlagen leicht zerschellen, grössere
metallene Vollkugeln waren in jener Zeit bei beträcht-
licherem Bedarfe doch zu kostspielig, man musste daher
bei den grossen Steinkugeln verbleiben, welche man

später noch mit Metallbändern verstärkte. Die Ladung
konnte in diesem Falle schwächer gehalten werden, weil
das Gewicht der Kugel den Verlust an Geschwindig-
keit ersetzte. Das Verlangen nach stets grösseren
Leistungen führte endlich zu jenen kolossalen Feuer-
waffen, welche durch ihre gewaltige Grösse in Con-
struction und Einrichtung in hohem Grade auffallen.
So liess z. B. der Herzog von Burgund i. J. 1378
eine Büchse anfertigen, welche eine Steinkugel von
450 Pfund schoss; für die grosse Bombarde von
Gent, welche bei der Belagerung von Audernade
i. J. 1382 erwähnt wird, berechnet man das Gewicht
der Steinkugel auf 534 kg; die in der Disposition
der Stadt Nürnberg vom Jahre 1388 zum Angriff
eines «slosses» genannte grosse Büchse «Chriem-
hilde» soll für eine Steinkugel von 560 Pfund ein-
gerichtet gewesen sein u. s. w.1)
Neben diesen Riesengeschützen werden jedoch
auch kleinere Kaliber für Steingeschosse genannt.
Die Nürnberger Disposition enthält die Bezeich-
nungen: Centnerbüchse, Wagenbüchse, Karrenbüchse
und Handbüchse.
Die Centnerbüchse schoss Steinkugeln von 100
Pfund, die Wagenbüchse solche zu 45 Pfund, die
Karrenbüchse zu 3 Pfund; ob auch die Handbüchsen
für Steinkugeln eingerichtet waren, ist nicht mit Ge-
wissheit zu entnehmen.
Bestimmter sind in letzterer Beziehung die An-
gaben des Inventars des Zeughauses von Bologna
vom Jahre 1397. Dasselbe enthält die Bezeichnun-
gen «bombarda» und «sclopi» (schioppi), Stein- und

b Köhler III, 1, 227, 233, 241 ff.

b Köhler III, 1, 277 fr.
 
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