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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Jähns, Max: Die Framea
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg, [3]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0172

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

158
auch bloss «scharf sein . Was aber vor Allem
gegen Klemm’s Vermuthung spricht, dass ist der
ursprünglichste Sinn des Wortes «Ger» selbst, wel-
cher sich mit der Voraussetzung einer schneidezahn-
ähnlichen Klinge nicht verträgt. Denn «ger» (von
geren = schräg abschneiden) heisst so viel wie
Zwickel» oder kurzweg «Dreieck».1) Aus diesem
Grunde vermag ich der ansprechenden Annahme
Klemm’s nicht beizupflichten, sondern bin der Mei-
nung, dass der Ger mit einer dreieckigen Klinge

J) Unser neuhochdeutsches Wort «Gehren» bedeutet ein keil-
förmiges Stück Land oder ein dreieckiges Stück Zeug, z. B. einen
Hemdenkeil; es hat auch den Nebensinn «Schoss». Das Dach-
dreieck eines Hauses heisst mundartlich «Gehrschild». Die Heraldik
bezeichnet einen Schild, der in Dreiecke getheilt ist, welche in
der Mitte zusammenstossen als «gegeret» (franz. gironne, span,
gironado). Die dreieckigen Zacken, in welche mittelalterliche Ge-
wände, namentlich aber die Panzerhemden, auszulaufen pflegten,
wurden ebenfalls «gere» genannt. (J. Grimm.)

bewehrt gewesen und eben nach dieser spitzen Klinge
benannt worden sei, gerade wie der mit der rand-
scharfen Celtisklinge, der Brame, ausgestattete Kurz-
spiess eben nach dieser Frame hiess. Als dann
diese Waffe allmählich in den Hintergrund trat und
zuletzt verschwand, da blieb der Ausdruck Framea
doch immer noch an seinem Ausgangspunkte, an
der Klinge, haften, und so kam es, dass, genau so,
wie wir heute schlechtweg von der «Klinge sprechen
und das Schwert meinen, auch in althochdeutscher
Zeit nicht nur das «stapasuert» (die Gläfe),1) sondern
auch der gladius, ja sogar die spatha, das zwei-
schneidige Langschwert, gelegentlich mit dem Worte
«framea» bezeichnet wurde.'2)
*) Stapasvert-frame, Schmeller (anno 807).
-) So bei Isidor von Sevilla (600 n. Chr.) Für gladius
steht framea bei Gregor v. Tours (6. Jahrhundert) und zweimal im
Walthariliede (10. Jahrhundert).

Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg.
Nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden.
o 00
Von NI. V. Ehrenthal in Dresden.
(Fortsetzung und Schluss.)

Dem damaligen Brauch entsprechend, wurden
unter den beiden Fürsten Geschenke ausgetauscht,
und so erhielt der Kurfürst vom Kaiser unter An-
deren die nachgenannten Waffen verehrt:
26. Inventar 1680, I. Thl. S. 728. Rappier
mit stilvoll in Eisen geschnittenem Gefäss, dessen
en relief hervortretendes Ornament mit der Pomona
am Knauf, Tritonen und Nereiden an den Bügeln,
sich von vergoldetem Grunde wirksam abhebt. Die
Technik des Eisenschnittes ist derjenigen Othmar
Wetters verwandt, so dass auf einen süddeutschen,
vielleicht Münchener Gefässschmied geschlossen wer-
den darf. Diese Vermuthung gewinnt noch da-
durch an Wahrscheinlichkeit, als eine in der Samm-
lung bewahrte Jagdwaffengarnitur — M, 310 a, b —,
eine Arbeit aus dem ersten Viertel des 17. Jahr-
hunderts, die augenscheinlich von der Idand desselben
Meisters stammt, dem Kurfürsten Johann Georg II.
(1612 —1680) von dem Herzog Albert in Bayern
(1584—1666) zum Geschenk gemacht worden ist.
Vielleicht trägt die beigefügte Abbildung des Ge-
fässes (Tafel IV) dazu bei, auf die Spur des bis jetzt
noch unbekannten Künstlers zu führen. Auf der
Klinge unseres Rappiers — E, 687 — finden sich
der Name und die Marken des ausgezeichneten
Toledaner Klingenschmiedes Pedro Hernandez.
27. Inventar 1680, I. Thl. S. 1365. Ein Pallasch
mit damascirter Klinge und einem Gefäss von pol-
nischer Form. Die Montirung von vergoldetem
Silber, die Scheide aus einem Gewebe von Silber-
draht — E, 735 —. Fast alle Verzierungen weisen

auf orientalische Vorbilder, wie sie an Arbeiten des
Wiener Goldschmiedes Nicolaus Gross häufig Vor-
kommen. Dessen Signum trägt jedoch nur eine
seiner Arbeiten in der Sammlung, der Panzerstecher
E> 737-
28. Inventar 1680, I. Thl. S. 1363. Ein Reit-
zeug mit aufgeheftetem silbernen und vergoldeten
Beschläge im Ohrmuschelstil, in das Türkisen, Ru-
binen und Granaten eingelassen sind. Das Zeug be-
fand sich dem Inventar nach auf einem geschnitzten
hölzernen Pferde, der Schleicher genannt, wohl eine
Nachbildung des Pferdes, das der Kaiser dem Kur-
fürsten einst zu Prag mit dem Reitzeug zum Ge-
schenk gemacht hatte. Saal K, Schrank XI.
29 a —e. Die Vorliebe des Kurfürsten für kost-
bare Waffen bethätigt sich durch einen Auftrag,
den er gelegentlich seiner Anwesenheit dem dortigen
berühmten Goldschmied Johann Michael ertheilte.
Es war eine mit böhmischen Granaten und Ame-
thysten reich geschmückte Waffengarnitur, be-
stehend aus Pallasch, Säbel, Pusikan und einem
Paar Sporen (E, 728—731), sowie einem Reitzeug
(K, 4), deren Ablieferung jedoch erst 1612, also nach
seinem Tode, erfolgte.
Der Nachfolger des Kaisers Rudolf II. war
Kaiser Matthias (1557—1619). Seine freundschaft-
lichen Beziehungen zum sächsischen Hofe lassen sich
aus unseren Acten bereits gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts nachweisen.
30. Inventar 1606, S. 634. «Ein eisenfarb
Rappier mit ausgefeiltem knöpf und Creutz, einer
 
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