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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [6]
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Die Darstellung eines Reiters im alten deutschen Gestech
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0187

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7. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

169

Peter (10), Sohn des Peter (9) zu Fockert, -j* 30. Dec. j Peter (11), Sohn des Clemens (3) in der Stadt, geb.
1723, 9 Jahre alt. 1722, -j- 11. Nov. 1724, Klingenkaufmann, gest.
Hermanus Wernerus, Sohn des Wilhelmus in der 1782 zu Pilghausen. 1753 Deputirter der Bruder-
Stadt, geb. 1724, -j- 11. Oct. 1724. Schaft der Schwertschmiede. (Fortsetzung folgt.)

Die Darstellung eines Reiters im alten deutschen Gestech.

Wir haben in einer Abhandlung: «Die Waffen auf
der Millenniums-Ausstellung in Budapest» in Seite
ioff. dieses Bandes bemerkt, «dass die Vorführung
eines Reiters im. alten deutschen Gestech in gedachter
Ausstellung nicht fachrichtig zusammengestellt war»
und es veranlasst uns dieses kritische Urtheil, das,
wie unsere Leser sich überzeugen können, vollstän-
dig objectiv hingestellt war, uns über die «korrekte»
Ausrüstung eines «Stechers» (stickhers) aus dem
Grunde näher auszusprechen, weil wir einerseits dem
Verdachte uns entziehen wollen, ungerechtfertigt und
auf’s Allgemeine hin ein Urtheil gefällt zu haben
andererseits, weil es unserer Ansicht nach nur wün-
schenswerth erscheinen kann, eine richtige Ansicht
über den angeregten Gegenstand zu gewinnen. Wir
werden uns hierbei nicht unmittelbar auf die in der
Millenniums-Ausstellung vorgeführte Figurine be-
ziehen; wir können von selber um so leichter ab-
sehen als selbe in dem Werke Dr. J. Szendrei’s
Ungarische kriegsgeschichtliche Denkmäler», Seite
245 in Abbildung dargestellt und [unter Nr. 787 um-
ständlich beschrieben ist, der verehrte Leser sich
demnach durch Vergleich sein Urtheil selbst zu
bilden im Stande ist.
Das «alte deutsche Gestech» ist keine Erfindung
des Kaisers Maximilians I., wie hier und da ange-
geben wird, sondern schreibt sich in seinen Uebungs-
formen und Regeln wie in seiner Ausrüstung aus
dem Ende des 12. Jahrhunderts her. Wenn auch
in Bezug auf letztere bis an’s Ende des 15. Jahr-
hunderts mancherlei Veränderungen vorgenommen
wurden, so erweist doch die unverkennbare Aehnlich-
keit des «Stechhelmes» mit dem «Topfhelme» des
13. Jahrhunderts das ältere Herkommen.
Um die Ausrüstung eines Stechers wenigstens
in der letzten Periode des Bestehens dieser Turnier-
gattung zu erkennen, muss man einige gleichzeitige
Bildwerke genauer betrachten und studieren. Da
ist zunächst Plans Burgkmairs Turnierbuch, im Besitze
Sr. Hoheit des Fürsten von Plohenzollern-Sigmaringen.
Eine neuere Ausgabe1) von selbem mit zwar nicht
den alten Charakter wiedergebenden doch dem
Studium genügenden illuminirten Kupferstichen ver-
anstaltete Dr. J, H. von Hefner. Ein weiteres Quellen-
werk ist das Turnierbuch des Herzogs Wilhelm IV.
von Baiern, in der kgl. Hof- und Staatsbibliothek zu
München, von welchem gleichfalls eine spätere Aus-
gabe2) in illuminirten Lithographien von' Friedrich
1) Frankfurt a. M. 1853.
2) München 1817. Es enthält übrigens nur vier deutsche Ge-
steche, alle übrigen Tafeln stellen «Rennen» dar.

Schlichtegroll erschienen ist. Die vorzüglichste Quelle
bietet aber wohl der «Freidal des Kaisers Maximi-
lian I.» in den kunsthistorischen Sammlungen des
kaiserlichen Hauses, welches umfangreiche Bildwerk
in der Literatur durch die Prachtausgabe in ausge-
zeichneten Heliogravüren vertreten ist, welche unter
der Leitung des Oberstkämmerers Grafen Folliot
de Crenneville von Quirin von Leitner veranstaltet
wurde.1) Dieses letztere Werk ist noch ausserdem
von hohem Werthe, als es das einzige ist, in welchem
das Material genau erklärt wird und daher in allen
Fällen zu Rathe gezogen werden kann. Auch Schreiber
dieser Zeilen hat bei seinen Studien dieses grund-
legende Werk benützt und manches Detail davon
als werthvolle Frucht in seine «Waffenkunde» auf-
genommen.
Gefährlich ist es, namentlich für jüngere Kollegen,
welche den Gegenstand berühren müssen, sich von
diesen zeitgleichen Quellen zu entfernen oder sie
gar zu übergehen und in gewissen Werken der
modernen Literatur sich Rath zu erholen. Da hat
ein französisches Werk: Viollet-le-Duc, «Dictionnaire
du mobilier Francais», das nur von gewiegten Kennern
des historischen Waffenwesens benutzt werden kann,
die Spreu vom Weizen zu sondern verstehen, in
jüngeren Köpfen schon die irrigsten Begriffe ent-
stehen lassen, weil eben ein Blinder den andern
geführt hatte.
Wir haben in unserem Werke: «Handbuch der
Waffenkunde» Seite 536ff. das gesammte zum Stech-
zeug gehörige alte Material, wie wir glauben, so
genau beschrieben, dass man mit diesen Erklärungen
an der Hand eine korrekte Zusammenstellung eines
Stechers immerhin unternehmen könnte.
Wir müssen bei dieser Gelegenheit betonen,
dass es nicht fachrichtig ist, das ältere Material fürs
Gestech: «Harnisch» öder gar «Rüstung» zu benennen.
Für dieses besteht einzig die Bezeichnung das Stech-
zeug, nach altem Sprachgebrauch der Stechzeug.
Mit dem Namen «Stechharnisch» .bezeichnet man die
Ausrüstung für das «neue deutsche Gestech über
das Dill», die aus dem Feldharnisch der Renaissance
vor ca. 1510 hervorgegangen ist und gewisse Varianten
mit selbem nur in dem Helm und einigen Verstärkungs-
sücken aufweist.2)
Auch dem Material für das alte deutsche Gestech
steht das alte italienische entgegen, welches sich von
jenem hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass das
1) Wien 1880 —1882.
2) Waffenknnde Fig. 654 S. 565. Das Wort Dill, italienisch
Pallia, bezeichnet die Holzplanke, welche beide Stecher trennte.
 
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