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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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2. Heft
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Petzsch, Georg: Eine alte Schmiedemarkenprobe des16. Jahrhunderts
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Boeheim, Wendelin: Die Zschille'sche Waffensammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0061

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2. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenhunde,

51

gewesen. Der Brand entstand am 3i. October Abends
6 Uhr in der Todtengräberwohnung, welche damals
als Lazareth diente, und griff, da nur wenige ge-
sunde Leute zum Löschen vorhanden waren und die
Bewohner der nächsten Umgebung aus Furcht vor der
Pest nicht zu Hilfe kamen, innerhalb drei Stunden so
um sich, dass die Stadt gänzlich in Asche gelegt wurde.
War es nun durch die Uebereinstimmung der
Nachrichten in der Chronik und auf dem Eisenringe
unzweifelhaft festgestellt, dass der letztere aus der
Stadt Sayda im Erzgebirge stammte, so fand dieses
Ergebniss eine erfreuliche Ergänzung in der That-
sache, dass sich in der genannten Stadt ein Petschaft
auflinden liess, welches drei Jahrhunderte hindurch ge-
meinsam mit dem Ringe aufbewahrt worden war und


Fig. 1.

wie dieser zum früheren Besitze des Schmiedehand-
werks dieser Stadt gehörte. Dieses Innungssiegel zeigt
innerhalb eines Wappenschildes zwei kreuzweis ge-
legte Schlüssel, von einem Hufeisen umgeben, und da-
bei die Inschrift: s(iegel) D(es) G(uten?) SCHM1DS v(nd)
SCH LOSER HANTW(erks) z(u) SADA, nebst der Jahreszahl
1560. Obwohl dieses Siegel nur die Schlosser und
Hufschmiede benennt, so ist doch anzunehmen, dass es
in der Innung auch Waffenschmiede gab, welche
aber vielleicht ihrer geringen Zahl wegen keine selbst-
ständige Zunft bildeten; denn ein Theil der auf dem
Ringe eingeschlagenen Marken ist als auf Stangenwaffen
vorkommend bekannt. Im Besitze des königlichen hi-
storischen Museums in Dresden findet sich z. B. eine
Marke auf dem Schwert 15 im Saale A, eine zweite
auf einer Wurfaxt im zweiten Felde des Saales G.

Es ist wahrscheinlich, dass die Inschrift von 1599
auf der ursprünglich freien Reversseite des Ringes
aus chronikalischem Interesse in dem harten, gegen
die Vergänglichkeit widerstandsfähigen Material ver-
ewigt wurde, um die verhängnissvollen Ereignisse
dieses Jahres dem Gedächtnisse der Nachwelt zu er-
halten, dass sie somit nicht in innerem Zusammen-
hänge mit dem Avers steht, auf welch’ letzterem
man schon spätestens 1586 die Stempel einzuschlagen
begann. Welchem Hammerwerke die zwei auf dem
Ringe genannten Meister vorstanden, konnte noch
nicht ermittelt werden; vielleicht hat in Sayda selbst
eines der vielen im Anfänge des NVI. Jahrhunderts
von der Familie v. Elterlein im Erzgebirge gegrün-
deten Werke bestanden. Die Pflugbeil sind ein erz-


gebirgisches Geschlecht, 1581 erscheint ein Pflugbeil
aus Chemnitz und noch 1744 je einer aus Mauers-
berg und Kühnheide, beide im Amte Wolkenstein
gelegen.
Die Aufmerksamkeit der sächsischen Fachgenossen
sei zuletzt auf die mit a bezeichnete Marke gelenkt,
hinsichtlich welcher der Verfasser dieses vermuthet,
dass sie das Wappen und Beschau der sächsischen
Bergstadt Brand bedeute (Fäustel und Schlegel ge-
kreuzt, zwischen Rosen oder Rosetten stehend), wie
dasselbe von 1515, dem Gründungsjahre der Stadt,
bis i833 aussah; schon die heraldische Cartouche
des Stempels lässt im Gegensätze zu den Umrah-
mungen der anderen Marken, welche die einfache
Kasten- oder Bienenkorbgestalt zeigen, die Nach-
bildung eines Wappens vermuthen.

Die Zschille’sche Waffensammlung.

Am 25. Jänner und den folgenden Tagen bis zum
1. Februar ist eine Sammlung von Waffen bei Messrs.
Christie, Manson und Woods in London zur Ver-
steigerung gelangt, von welcher unsere Zeitschrift
rechtzeitig hätte berichten sollen, und die es ander-
seits wohl verdient hätte, eingehend besprochen zu

werden. Allein der englische Katalog und damit die
Nachricht der Versteigerung überhaupt gelangte erst
am 11. Jänner in unsere Hände, und wir sind in un-
serer Vierteljahrsschrift nicht mehr in der Lage, über
dieses Unternehmen einen sachlichen Bericht vorher
zu bringen. Diese für die Unternehmer der Auction
 
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