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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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10. Heft
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Neues aus dem Musée d'Artillerie in Paris, [1]
DOI Artikel:
Thierbach, Moritz: Über das Radschloss
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0263

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

245

Bourbon betreffend, so war da bei Entnahme in
Ambras eine Verwechslung'vor sich gegangen. Man
hatte nämlich statt diesen, den Rundschild des Peter
Strozzi und einen anderen unbekannten Helm mit-
genommen. Diese Verwechslung war nicht erst
damals entstanden; sie schrieb sich schon von dem
Inventare in Ambras von 1663 her. Das vorher-
gehende Inventar von 1621 bringt beide Posten
noch correct. Beide Stücke waren einst nebenein-
ander aufgestellt und es wurden vermuthlich einmal
die Aufschrifttafeln vertauscht.
Der glückliche Fund einer Abschrift des Proces
verbal in Wien bot nun Oberst Bernadac die Hand-
habe zu weiteren eingehenden Untersuchungen und
er hat diese Gelegenheit in so ausgezeichneter Weise
benützt, dass in kurzer Zeit die wichtigsten Objecte
wieder entdeckt wurden.
In der genannten Abhandlung im Jahrbuch
hatte der Verfasser auch zwei Briefe des Kaisers
Napoleon I. im Wortlaute gebracht, welche die Ver-

anlassung zur Entnahme der zehn Waffenstücke ge-
geben hatten, ln dem einen vom 9. Februar 1806
schreibt der Kaiser an Berthier: «Mein Cousin! Der
Kaiser von Oesterreich hat sich vor einiger Zeit bei
mir angefragt, ob es gestattet wäre, die im Schlosse
Ambras befindlichen Waffen an sich zu ziehen. Ich
hoffe, dass man ihm nicht Alles Merkwürdige und
vor Allem den Harnisch Franz I. nicht gegeben
haben wird. Ich lege einen Werth darauf, mir diese
Rüstung zu erhalten. Napoleon.»
In einem zweiten Schreiben an Berthier vom
17. Februar kommt der Kaiser am Schlüsse wieder
auf den Gegenstand zurück. Es heisst da: «Ich
empfehle Ihnen, und zwar angelegentlichst, die Rü-
stung Franz I., welche in einem Schlosse in Tirol
ist. Lassen Sie sich dieselbe nach München kommen
und bringen Sie mir selbe selbst nach Paris; ich
will sie in der Sitzung und feierlich empfangen.»
(Schluss folgt.)

Ueber das Radschloss.
Von Oberst M. Thierbach in Dresden.

Der Aufforderung unseres verehrten Vereins-
Vorsitzenden, des Flerrn Director W. Boeheim,
folgend, möge hier an der Iland zweier zur Ver-
fügung gestellter Photographieen eine Beschreibung
der Einrichtung des Radschlosses folgen.
Das Grundprincip dieses Schlosses ist: den, den
Schuss zündenden Funken selbstthätig durch das
Abdrücken des Schlosses zu erzeugen, entgegen
dem bis dahin im Gebrauche befindlichen Lunten-
schlosse, bei dem die Zündung mittelst der in Schuss-
bereitschaft stets glimmend zu erhaltenden Lunte er-
folgte.
Die Einrichtung des Radschlosses besteht in der
Hauptsache darin, dass ein mit Längs- und Quer-
riefen auf seiner Mantelfläche versehenes Stahlrad
sich um seine Welle im Schlossbleche drehen lässt
und mit dieser Mantelfläche den Boden der Zünd-
pfanne bildet. Mit der Radwelle steht das federnde
Ende einer starken Feder mittelst einer Kette in Ver-
bindung, welche sich beim Drehen — Spannen —
des Rades um die Welle windet, die Feder also
spannt, bis das Köpfchen einer Stange in eine ent-
sprechende Vertiefung des Rades einlegt und so
Rad und Feder gespannt erhält. In die Pfanne wird
der in einen Idahn eingeklemmte Stein durch eine
Feder fest eingedrückt; beim Abdrücken schnurrt
das Rad ab und reisst von dem Steine Funken,
welche das im Pfanntroge eingefüllte Ziindpulver
und somit den Schuss entzünden.
Um die Einrichtung- dieses Schlosses genauer
zu beschreiben, ist es nöthig, die beiliegenden Zeich-

nungen und zunächst Fig. 1 A und B in Betracht
zu ziehen, von denen die erstere das Schloss von
aussen, B dagegen von innen zeigt.
In dem Schlossbleche a ist die den Pfann-
trog enthaltende Pfanne b eingehangen und mit
einer Schraube befestigt. Den Boden des Pfann-
trogs bildet das Rad c, welches mit seiner Welle
einerseits im Schlossbleche bei c\ andererseits auf
der inneren Seite (Fig. 1 B) in der Studel e bei c"
drehbar eingesetzt ist. Aeusserlich ist in der vor-
liegenden Zeichnung über dem Rade ein Ring auf-
gelegt und mit zwei Schrauben befestigt, welcher
die Schwankungen bez. das einseitige Reiben des
Rades auf dem Schlossbleche etc. verhindern soll.
An der Rad welle ist auswendig ein Vierkant c' an-
gefeilt, auf welches behufs Spannens ein entsprechend
geformter Spannschlüssel aufzusetzen ist. Inwen-
dig am Schlosse enthält die Radwelle eine einseitige
Verstärkung, die hier (Fig. 1 B) zwischen Schloss-
blech und Studel befindlich, von letzterer verdeckt
und daher nur punktiert ist. In diese Verstärkung
ist eine aus drei Gliedern bestehende Kette beweg-
lich mittelst Stiftes eingehangen (hier ebenfalls punk-
tiert), deren unteres Glied in den Kröpfen h! der
starken, doppelarmigen Feder li eingehangen ist,
welche unter der Deckplatte^" eing'eschoben, an dem
Backen h"’ seinen Stützpunkt findet. Der untere, be-
wegliche Arm dieser Feder liegt im Zustande der
Ruhe auf dem Fusse der Studel auf. Zwischen den
Armen der Feder h ist die Stange i zwischen den
beiden im Schlossbleche vernieteten und verlötheten
 
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