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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg, [3]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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Boeheim, Wendelin: Bogen und Armrust, [2]: eine vergleichende Studie über Gebrauch und Wirkung alter Feuerwaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0177

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7. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

161

1719, am 20. August, hatte zu Wien die Ver-
mählung des Kurprinzen Friedrich August (1696—
1763), des Sohnes König Augusts des Starken, mit
der Erzherzogin Marie Josepha von Oesterreich, einer
Tochter des Kaisers Joseph I., stattgefunden. An I
diese Verbindung erinnern eine Anzahl Gegenstände
in der Sammlung:
47, 48. Ein rothes und ein blausamme-
tenes Schlittenzeug (Saal K, 15. 16.) nebst zwei
gelbsammetenen Schlittendecken, die eine mit dem
sächsisch-polnischen Wappen, die andere mit dem
gleichen Wappen und dem österreichischen Binden-
schild in der Mitte. In Wien auf Bestellung zu einer
Schlittenfahrt angefertigt, als die Verlobung statt-
gefunden hatte.
49. Das Modell einer von Maurot erbauten
Prachtgondel, in welcher die Erzherzogin von
Pirna nach Dresden eingeholt wurde (Saal K).
50, 51. Zwei Hofkleider des Königs August
des Starken, die er am Tage der Vermählung seines
Sohnes in Dresden trug (Saal K, Schrank VII).
Unter den Festlichkeiten, die fast ohne Unter-
brechung einen Monat währten, war auch ein Turnier
zu Pferde, ein Stechen, das letzte derartige Ritter-
spiel am sächsischen Hofe. Die dabei betheiligten
Edelleute, deren Namen bekannt sind (Führer von
M. v. Ehrenthal S. 45—47 und S. 54)> erhielten
flämische, Lanzen und Pferdezeuge aus der Rüst-
kammer.
Pliermit beschliessen wir unsere Aufzeichnungen,
die immerhin einigen Einblick gewähren in das

freundschaftliche Verhältniss der beiden erlauchten
Fürstenhäuser während eines Zeitabschnittes von zwei
Jahrhunderten. Selbstverständlich waren es nicht
allein Waffen und Pferdezeuge, welche den Gegen-
stand von Geschenken bildeten, auch Kunstobjekte
anderer Art kamen, wie aus den alten Inventaren
der kurfürstlichen Kunstkammer ersichtlich ist, als
Gaben der Habsburgischen Fürsten in die Dresdener
Sammlungen. Wir werden vielleicht später noch
Gelegenheit finden, auch diese Gegenstände in den
Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, um damit die
gegenwärtige Arbeit zu vervollständigen. Anderseits
dürfte es nicht uninteressant und für die kunsthisto-
rische Forschung nützlich sein, wenn auch nach den
in Wien oder Prag bewahrten Archivalien die Gegen-
gaben der Wettiner an Mitglieder des Hauses Habs-
burg, insoweit sie in den kaiserl. kunsthistorischen
Sammlungen noch vorhanden sind, festgestellt wer-
den könnten. Denn dass auch diesseits Präsente
überbracht und überschickt worden sind, steht wohl
ausser allem und jedem Zweifel. Endlich sei noch
daran erinnert, dass während des dreissigjährigen
Krieges und nach ihm Kunst und Kunstgewerbe im
deutschen Reiche gänzlich darniederlagen, so dass
es erklärlich erscheint, wenn der Austausch von Ge-
schenken in jener Zeit fast unterblieb — bis schliess-
lich im 18. Jahrhundert die Gepflogenheit unter den
abendländischen Fürsten, sich mit Waffen, Pferden
und Pferdezeugen, sowie Kunstgegenständen aller
Art Aufmerksamkeiten zu erweisen, anderen Ge-
bräuchen Platz machte.

Bogen und Armrust.
Eine vergdeichende Studie über Gebrauch und Wirkung alter Fernwaffen.
Von Wendelin Boeheim.
(Schluss.)

Die irrige Auffassung der Franzosen von der Be-
deutung des Bogens und somit der Fernwaffe über-
haupt, zeigte sich auch im 13. und 14. Jahrhundert
in ihrer Schutzbewaffnung. Schon der Schütze zu
Fuss, der Franc-archer, war mit einem schweren
Harnisch ausgestattet, die berittenen aber trugen die
vollständige Ausrüstung im Flaubert, der Brüne mit
den Eisenhosen und das Haupt deckte der schwere
Topfhelm mit Augenspalt. So sehen wir ihn in
Miniaturen, wie in der französischen Handschrift
„Histoire universelle“ um 1310. Eine derlei Aus-
rüstung stand im vollen Widerstreite mit der Natur
des Schützendienstes und es ist schon daraus die
überaus geringe Brauchbarkeit der französischen
Bogenschützen erkenntlich, die sich zu oftenmalen
erwiesen hat.
Im ersten Kreuzzuge hatte sich gezeigt, dass
das Ferngefecht gegen die schwergerüsteten Reiter

des Abendlandes eine zu geringe Wirkung hatte und
die Sarazenen hatten diesen Nachtheil rasch erkannt
und waren bemüht, die Durchschlagskraft ihrer Pfeile
durch Verbesserung ihrer Bögen zu erhöhen. Von
dieser Zeit an erscheinen jene unglaublich spannkräfti-
gen orientalischen Bögen, die wir in den verschiedenen
Waffensammlungen erblicken, und von welchen die
besten und ältesten, 1555 und 1565 erbeutet, sich
in der Waffensammlung des kaiserlichen Flauses zu
Wien befinden.
Bestand ehemals der Bogen einfach aus feder-
kräftigem Holze, so wurde er nun aus mehreren
flachen Lagen von Steinbockhorn zusammengesetzt.
Die Form des Bogens wurde derart bestimmt,
dass derselbe ohne Besehnung nach vorwärts oder
aufwärts gekrümmt erschien.
Wurde nun der Bogen besehnt, so musste der-
selbe von aufwärts nach abwärts gekrümmt werden,
 
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