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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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2. Heft
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Ehrenthal, Max von: Eine bulgarische heilige Fahne aus dem14. Jahrhundert
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Duyse, Hermann: Die Streitkolben in der Leibwache Kaiser Karls V.
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0047

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2. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

37

siegreichen Kämpfe der Moldauer gegen den türki- Ernst Günther. So und nicht anders dürfte, nach-
schen Erbfeind, wurde das Stück von jenen wieder j dem der Ursprung der Fahne als feststehend er-
erbeutet und gelangte in den Besitz des Herzogs j scheint, der Inventarvermerk zu verstehen sein.

Die Streitkolben in der Leibwache Kaiser Karls V.
Von Hermann van Duyse in Brüssel.

Braine le Comte, ein altes Städtchen im Henne-
gau, welches heute etwa 8000 Einwohner zählt, hat
von seiner einstigen Physiognomie kaum noch ein
paar Züge bewahrt. Die Kirche, aus dem Anfänge des
XIV. Jahrhunderts stammend, ist vielfach umgebaut
worden und enthält nichts Interessantes ausser den
Grabsteinen, welche einst in die Fliesen eingelassen
waren und seitdem recht unehrerbietig durch un-
gezählte Generationen von Gläubigen mit Füssen
getreten wurden, bis man sie neuerdings an den
Wänden aufgestellt und so vor völliger Vernichtung
gerettet hat.
Unter den in solcher Weise erhaltenen Grab-
platten befindet sich eine, welche ganz besonders
verdient, die Aufmerksamkeit derer zu fesseln, die
sich für die Entwicklung des Waffenwesens inter-
essieren; wir geben nebenstehend eine kleine Skizze
dieses Denkmals. Es zeigt einen Ritter in ganzer
Figur, auf dem Sargpfühl ruhend; die linke Hand
stützt sich auf das Gefäss eines langen, plumpen
Schwertes; die rechte umfasst einen Streitkolben von
so ungewöhnlicher Form, dass man nicht mit Still-
schweigen darüber hinweggehen darf. Die Umrisse
des Gesichtes des Ritters, ebenso wie die in den
Stein gegrabene Inschrift sind durch die Tritte der
frommen Bürger so vollständig verwischt, dass eine
Wiederherstellung derselben schlechterdings unmög-
lich ist. Glücklicherweise ist letztere früher einmal
abgeschrieben worden; sie lautet folgendermassen:
«Hier ruht Eloy Goisset, bei seinen Lebzeiten Hat-
schier bei den Ordonnanzen (Ordonnanz-Officieren)
des Kaisers und bei der Truppe des Edlen Herrn de
Roeulx, welcher verschied am 2Östen Tage des August
im XVhundert XXIXsten Jahre. Betet für die Seele».
Ich habe weder Zeit noch Gelegenheit gefunden,
weitere Kenntniss über die Persönlichkeit des ver-
storbenen Eloy Goisset zu erlangen. Ob sein Leben
irgendwelche besonderen Umstände enthielt, welche
von Belang für die Existenz seiner Kameraden von
der Ordonnanztruppe sein würden, ist mir daher
nicht bekannt, und die Thatsache hätte für uns nur
insoferne Werth, als die Frage betreffs ihrer Kleidung
und Bewaffnung uns vorzugsweise beschäftigt.
Das Datum 152g, welches ehemals auf der Grab-
platte eingemeisselt war, stimmt vollkommen zu der
Ausrüstung, welche der Ritter Goisset durch den Bild-
hauer erhalten hat. Der Helm, in Form einer Sturm-
haube mit Visier, deren Einzelheiten nicht mehr er-
kennbar sind, zeigt noch die mit einer Stielscheibe
besetzte Helmbinde, welche am Nakenschirme be-

festigt ist. Die Eisenhandschuhe sind mit Stulpen
versehen. Was noch von den Achselstücken und
dem Armzeuge erkennbar ist, lässt auf die ersten
Jahre des XVI. Jahrhunderts schliessen; vollends der
Streitkolben für zwei Hände, welchen man demTodten


in die Faust gegeben hat als das charakteristische
Hauptstück seiner Ausrüstung entspricht auf's Voll-
kommenste den Dienstpflichten, welche den Hat-
schieren der Truppe de Roeulx’s oblagen: sie waren
nämlich nichts Anderes als die Leibwache Karls V.
Der Streitkolben hat von jeher zu den Abzeichen
derjenigen Fussknechte gehört, welche insbesondere
 
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