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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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2. Heft
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Fachliche Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0064

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54

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

für die allgemeine Mithilfe, um den Generalstab der Armee
in der Constituirung des Museums zu unterstützen. Unsere
Gesellschaft, schon vor sechs Jahren zu dem Hauptzwecke
gegründet, diese Schöpfung ins Leben zu rufen, sieht sich
nun gleich allen Freunden der Armee in der Lage, an der
Ausführung sich ungehindert zu betheiligen und die besten
Mittel zur Erreichung des Zieles zu ergreifen. Was die
,Sabretache! betrifft, wird sie nicht säumen, ihre Steine
ans Werk zu legen».
Hochachtenswerth erscheint die patriotische Regung
einer Gesellschaft von Männern der verschiedensten Be-
rufsfächer zu einem für ganz Frankreich so bedeutsamen
Unternehmen, wie es die Darstellung der Geschichte der

Armee ist. Wir freuen uns derselben von ganzem Herzen
als einer Kraft, die einen so schönen Erfolg zu erringen
im Stande war. Ist es uns auch versagt, patriotisch aus
voller Seele mitzuempfinden, so können wir doch unser
gesammtes Interesse auf die wissenschaftliche Entwick-
lung des jugendlichen Museums concentriren und seinem
vollen fachlichen Gedeihen unsere gespannte Aufmerk-
samkeit widmen. Wie nahe diese uns am Herzen liegen,
haben wir an anderer Stelle dargelegt. Möge die gute
Absicht nicht verkannt werden. An die hochgeachtete
Gesellschaft «La Sabretache» richten wir am Schlüsse un-
sere aufrichtigsten Glückwünsche und unseren collegialen
Gruss. Die Redaction.

Literatur.

Zschille R. und R. Forrer. Die Steigbügel in
ihrer Formenentwicklung. Mit 20 Tafeln, 167 Abbil-
dungen nebst 28 Cliche-Abbildungen im Text. Berlin,
Verlag von Paul Bette, 1896. Fol.
Auf dem Tische der ersten Generalversammlung
unseres Vereins am 4. Juli vorigen Jahres lag als herz-
liche Empfangsgabe ein stattlicher Folioband archäologi-
schen Inhaltes, eine historische Formenlehre eines bisher
wenig beachteten Rüststückes: des Steigbügels oder
Stegreifes. Alle Versammelten, darunter Fachgelehrte
ersten Ranges, nahmen die reiche Gabe mit freudigem Ge-
fühle entgegen, als ersten frohen Gruss aus so geachtetem
wissenschaftlichen Kreise, und in der That, dieser beredte
Ausdruck des Entgegenkommens konnte die Gründer un-
seres Vereins nur mit froher Hoffnung für das fachliche
Gedeihen desselben erfüllen.
Die beiden Autoren sind keine Neulinge auf unserem
Gebiete; sie haben, seit Jahren einträchtig wirkend, die
Formenentwicklung der Einzelbestandtheile der Manns-
und Pferderüstung von der ältesten Zeit an sich zur Auf-
gabe gemacht und darin Erfolge erzielt, die mit allem
Recht die Aufmerksamkeit der Kunstarchäologen auf sich
gezogen haben; wir weisen da besonders auf die von
selben erschienenen Monographien über die Pferdetrense
und über den Sporn hin, Arbeiten, die als grundlegend
bezeichnet werden müssen.
Mit dem gleichen wissenschaftlichen Ernste und einer
das Gebiet voll umfassenden Kenntniss haben nun die
beiden unablässig vorwärts strebenden Fachgenossen sich
einen weiteren Gegenstand für ihre Forschungen heraus-
gehoben, unscheinbar für den schwärmenden Amateur,
wichtig für den Kenner: den Steigbügel.
Den Verfassern ist in diesem gewiss nicht leicht zu
lösenden Thema vor fünf Jahren schon ein anderer hoch-
beachtenswerther Forscher: Major a. D. A. Schlieben mit
einer «Geschichte der Steigbügel» vorangegangen. Es
ist das eine gründliche Arbeit, aber die Weiterarbeit
Zschille-Forrer’s beweist, wie schwierig die Forschung in
den Einzelobjecten ist, und wie überaus mühsam die Ge-
schichte des Werdens eines Gegenstandes bis zur Voll-
endung zusammenzustellen ist. So hat auch unser Werk,
und hauptsächlich unterstützt durch beigebrachte wichtige
Zwischenformen, welche die Uebergänge klarer erkennen
lassen, die einzelnen Entwicklungsphasen präciser, sicherer
zum Ausdruck gebracht, und das ist ein Verdienst, das
anerkannt zu werden verdient.
Es liegt kein Vorwurf darin, wenn wir bemerken, !
dass hier in der Forschungsarbeit über den Steigbügel \

ein bedeutender Schritt vorwärts gemacht worden, dass
aber das angestrebte Endziel noch nicht erreicht ist. Die
Autoren haben an Studienmaterial mehr herbeigetragen
als irgend einem Andern gelungen wäre, und dennoch
merken wir noch die Lücken. Das Werk der Umbildungen
ist ein zweifach getheiltes, das der «allgemeinen» und
jenes der «localen», und gerade diese letztere Partie ist
noch so dunkel, weil das Material hiezu noch fehlt und
in seine Beurtheilung eine Menge Factoren hineinspielen.
So haben wir noch immer keine volle Sicherheit über den
localen Ursprung der schiefen Trittstege im späteren
Mittelalter und der Grenzen ihrer Verbreitung. Am Be-
ginne des XVI. Jahrhunderts laufen Formen der verschie-
densten Art in den Nationen einträchtig nebeneinander.
Markant tritt der breite Steigbügel der Renaissance in
Deutschland hervor, um den schweren Kuhmäulern Raum
zu bieten. Man stellt sich wohl auch die ernste Frage,
ob die Entenschnäbel des Schuhes im XIV. und XV. Jahr-
hundert bis ca. 1480 nicht auch einen Einfluss auf die
Steigbügelform gehabt haben, und welchen? Dass die
übermässig schweren deutschen Bügel in ihrer Form von
den wuchtigen Reiterstiefeln sich herleiten, bedarf wohl
keines Beweises.
Bieten sich da immerhin noch Lücken, die der Aus-
füllung entgegensehen, so hat anderseits das Werk auch
breite Lücken gefüllt, und gerade in den Formenüber-
gängen der frühmittelalterlichen Periode haben die beiden
Autoren Erfolge erzielt, von denen einige überraschend
wirken. Man merkt ihren Studien überhaupt das Streben
nach streng systematischer Behandlung der Forschungs-
arbeit an; auf diesem Wege konnte allein ein Ergebniss
erwartet werden. Es muss aber jedes Beispiel von fest-
gestellten gleichen Gesichtspunkten angesehen werden.
Beim Steigbügel wird auch die Art des Reitens in Betracht
gezogen werden müssen; wir glauben, dass nebenher auch
in dieser der Schlüssel für die Anfänge wie für die Weiter-
bildung der Bügel überhaupt und der Unterschiede der
orientalischen und westeuropäischen Formen gefunden
werden kann.
Wir begrüssen die Arbeit der genannten Autoren
als einen tüchtigen Fortschritt auf dem Gebiete der histo-
rischen Waffenwissenschaft und freuen uns, dass ihr Er-
scheinen mit der Gründung unseres Vereins zusammen-
fällt. Wir erblicken darin einen trefflichen Eingang in
das Stadium des gemeinsamen Strebens.
Die Ausstattung des Werkes ist vorzüglich; die Illu-
strationen von der fachkundigen Hand Zschille’s sind voll-
kommen klar und verständlich; eine Art Register über
 
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