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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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12. Heft
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Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [8]
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Fachliche Notizen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0332

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312

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Hiermit schliessen die dem Bruderbuche der
Schwertschmiede entnommenen Nachrichten. Die
Eintragungen lassen deutlich erkennen, dass eine
neue Zeit hereinbrach, der die alten Satzungen und
Vorrechte der Solinger beschlossenen Handwerke,
so eng die Mehrzahl ihrer Angehörigen auch damit
verwachsen war, nicht Stand halten konnten. Ihre
endgültige Aufhebung erfolgte im Jahre 1809.
Im Jahre 1814 bemühte sich die russische Re-
gierung, nachdem sie früher schon Solinger Meister
zur Auswanderung veranlasst hatte, möglichst tüch-
tige Kräfte für ihre Waffenfabriken heranzuziehen.
Diesem Rufe folgten auch Angehörige der Familien
Weyersberg; sie gingen nach Slatoust im heutigen
Gouvernement Ufa, von wo ihre Nachkommen sich
namentlich nach Jekaterinburg weiter verbreiteten.1)
Zur Zeit der Befreiungskriege (1813—1815)

1) Mittheilungen hierüber verdanke ich Herrn Karl Sieling,
dem Schwiegersöhne der Frau Amalie Weyersberg in Jekaterin-
burg. —

kamen bedeutende Waffenaufträge der preussischen
Regierung nach Solingen, an denen Gebrüder Weyers-
berg in erster Linie betheiligt waren. Wenn auch
der siebenjährige Krieg und die französischen Feld-
züge an die Solinger Industrie wenigstens zeitweise
grosse Anforderungen gestellt hatten, so kamen jetzt
Aufträge, die alle früheren übertrafen. Leider brach-
ten diese nur vorübergehende und noch dazu über-
mässige Arbeit, keineswegs aber anhaltende, lohnende
Beschäftigung.
Nicht anders verhielt cs sich mit der noch grös-
seren Klingenbestellung, die die französische Regie-
rung zu Anfang der 1830er Jahre, als Marschall
Soult2) Kriegsminister war, den Firmen Schnitz-
ler & Kirschbaum, Schimmelbusch & Joest und
Gebr. Weyersberg ertheilte.

') Vaterländische Blätter, Jahrg. 1814, B. 2. H. I, Düsseldorf.
2) Die Gemahlin des Marschalls Soult war eine Schwester
von Karl Reinh. Berg, einem der damaligen Theilhaber von Gebr.
Weyersberg (vergl. Familie Berg — S. 73),

Fachliche Notizen.

Druckfehler-Berichtigung-,
In dem im vorigen Hefte erschienenen Artikel
«Glefe oder Gertei — Waffe oder Werkzeug»
vom eidgen. Major G. Bleuler in Bern, Seite 282, haben
sich leider zwei Druckfehler eingeschlichen, von denen
besonders der eine als sinnstörend, ja gerade das Gegen-
theil besagend, bezeichnet werden muss.
Es soll nämlich S. 285, 1. Spalte, 13. Zeile von unten
statt lanzgertel langgertel heissen.
Der Schlusssatz aber soll richtig lauten:
«Nach dem, was uns von den Streitmitteln aus
früheren Zeiten erhalten geblieben ist, war das, was wir
heute eine «Glefe» nennen, keine (statt eine) bevor-
zugte Waffe der Schweizer.»

Baierisches National-Museum in München.
Die Arbeiten der Uebersiedelung des National-Museums
in München, das unter seinem jetzigen Director Dr.
Graf einem neuen Aufschwünge entgegenschreitet, sind
im vollen Zuge und dürften bei der Rührigkeit des mit
der Neuaufstellung der Sammlungen im neuen herrlichen
Palaste in der Kronprinzstrasse betrauten Professor Ru-
dolf Seitz im Laufe des Jahres 1900 vollendet werden.
Gegenüber dem Reichthum der übrigen Abtheilun-
gen tritt jene der historischen Waffen wohl einigermassen
zurück, doch besitzt sie, an sich betrachtet, immerhin
einen ansehnlichen Werth.
Es war uns neulich vergönnt, geführt von der Hand
des um die Anstalt hochverdienten Conservators Dr.
Alexander Mayer, das neue Gebäude zu besichtigen
und waren überrascht, die Abtheilung der Waffen nahezu
fertig aufgestellt zu erblicken. Die Sammlung ist in zwei
geräumigen Sälen im ersten Stockwerke untergebracht;
in dem ersten werden die älteren Stücke bis an’s Ende

des 16. Jahrhunderts, in dem zweiten jene der spätem
Zeit ihre Plätze finden. Man kann schon jetzt urtheilen,
dass die Aufstellung sich sehr übersichtlich gestalten und
dem Studium alle Förderung bieten wird. Die Samm-
lung birgt nach waffenhistorischer Richtung manches
seltene, der Beobachtung werthe Stück, und auch vom
kunsthistorischen Gesichtspunkte betrachtet treten viele
Waffenstücke bemerkenswerth hervor. Wir weisen da nur
auf den herrlich schönen, reich in Goldtausia verzierten
Harnisch auf Mann und Ross, der nach seiner Marke:
«dem Thurm» zu urtheilen, sich als eine späte Arbeit
des Lucio Piccinino in Mailand, um 1590, darstellt.
Wir genügen hier nur unserer Pflicht, unsere Mitglieder
von dem Stande der Arbeiten zu unterrichten und be-
halten uns eine eingehende Würdigung der Sammlung,
ihrer Bedeutung und jetzigen Vorführung auf den Zeit-
punkt der Vollendung vor. W. B.

Neue Waffenfunde. Bei Alexandrette (Syrien)
wurden kürzlich Gräber gefunden, welche Bronze-
waffen, darunter Bronzedolche und Beile, enthielten.
Letztere erinnern in ihrer Form an Waffendarstellungen
auf altägyptischen Wandmalereien und Basreliefs; die
Dolche haben Formen, wie sie ähnlich auch in Europa
gefunden worden sind.
Zwischen Strassburg und Kehl wurde im Rhein
ein wohlerhaltenes gothisches Eisenschwert des
15. Jahrhunderts gefunden.
Bei Wolfisheim (Eisass) fand man das Grab eines
Kriegers der neolithischen Steinzeit. Es enthielt
Reste einer Urne mit Schnurverzierung und einen ge-
bohrten Steinhammer.
 
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