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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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12. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0339

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

319

dasselbe Schicksal, überholt zu werden, denn gerade zur
Zeit des Erscheinens machte die Kunst- und speciell die
historische Waffenwissenschaft, letztere angeregt durch
Leitner in Wien, Angelucci in Turin, Hefner-
Alteneck in München, Conde Valencia in Madrid,
Graf Meran in Graz, Essenwein in Nürnberg u. A.,
einen der bedeutendsten Sprünge, denen augenblicklich
zu folgen Robert sich ausser Stand sah. Wollten wir
darum mit dem Autor rechten, der im ungünstigsten
Zeitpunkte auf einer eilends sich fortbewegenden Grund-
lage keinen festeren Fuss fassen konnte? Die Erkennt-
niss des Ueberholtseins kam noch vor dem Abschlüsse
des Werkes 1893 zunächst aus Madrid, und Robert
fasste schon damals den Entschluss, dem Kataloge einen
Anhang nachfolgen zu lassen, eine Absicht, die durch
den Tod desselben, 10. October 1893, vereitelt wurde.
Erst seinem talentvollen und rührigen Nachfolger Oberst
Bernadac blieb es Vorbehalten, diesen Gedanken als
das theure Vermächtniss des verdienten Vorgängers wie-
der aufzunehmen, und so erschien soeben der Anhang
zum Kataloge, welcher nicht nur die Verbesserungen nach
dem heutigen Stande der Wissenschaft enthält, sondern
auch die bedeutenden Neuerwerbungen von 1893 bis 1899
aufgenommen hat.
Die Verbesserungen in dem nur 126 Seiten starken
Werkchen sind bedeutender und wichtiger als man glauben
sollte. Die meisten enthalten wichtige Forschungsergeb-
nisse, die den Werth der Sammlung entschieden erhöhen.
Erstaunen erregen die zahlreichen Neuerwerbungen, die
durchwegs aus Geschenken bestehen.
Unter den Verbesserungen des II. Bandes tritt die
Bestimmung der aus Ambras 1806 nach Paris gelangten
Harnische hervor, welche wir im 9. und xo. Hefte un-
serer Zeitschrift im einzelnen unseren Mitgliedern be-
richtet haben. Der grösste Werth der übrigen besteht
in der seither erzielten Feststellung der Meister durch
ihre Marken. Diese Erkenntniss bietet nicht selten einen
Anhaltspunkt zur Erforschung näherer Umstände mit-
betheiligter Künstler, des Eigenthtimers u. s. w. Bei Er-
wähnung des Harnisches G 63 berichtet der Autor genau
die von einander abweichenden Ansichten GrafValen-
cia’s in Madrid und des Gefertigten bezüglich der ge-
wissen Marke, die jener für den «Hut von Landshut»
hält und dem Meister Wolf von Landshut zuschreibt,
während dieser darin eine «Rübe» sieht und als eine
Arbeit des Meisters Wilhelm von Worms in Nürnberg
erklärt. Wir glauben, der Kern der ganzen Streitfrage
wurzelt in einer Verwechslung der Figur des «heraldi-

schen Hutes» und der «Rübe», welch’ letztere bei nicht
genauem und scharfem Abdrucke leicht für einen Hut
gehalten werden kann. Sigmund Wolf ist aber, wie
wir in unserem Werke «Meister der Waffenschmiede-
kunst» genau berichtet haben, 1554 als verstorben be-
zeichnet , während ein Harnisch in der kaiserlichen
Waffensammlung zu Wien mit dieser Marke noch frühe-
stens von 1570 datiert. Wir haben im «Jahrbuch der
kunsthistorischen Sammlungen», Bd. XVI, uns des Nähe-
ren ausgesprochen. Die Frage bleibt also noch weiter
ungelöst.
Wir ersehen, dass sich an den zahlreichen Richtig-
stellungen zahlreiche Kunstschriftsteller und Fachgelehrte
der historischen Waffenwissenschaft mit vieler Regsamkeit
und allem Erfolge betheiligt haben. Wir nennen da nur
ausser dem Grafen von Valencia, Germäin Bapst,
Eudes, Maindron in Paris, Ehrenthal in Dresden,
Viscount Dillon in London u. A.
Zum III. Bande des Kataloges wird bei J 773 be-
reits die irrige Annahme Yriartes über einen Meister
Ercole da Pesaro durch die Nachweise Angeluccis
in Turin richtig gestellt, der uns dafür Ercole de Fe-
deli nennt. Bei Seite 88 bleibt auch die Streitfrage
über die Form des Godendag nicht unerwähnt. Eine
unmittelbare Richtigstellung auf Seite 91 möchten wir uns
erlauben: die Marke R 12 gehört Gian Paolo Negroli,
der hier gegebene Name beruht auf einen Druckfehler.
Die Marke R 24 kann nur entweder «une rave» oder
ein «chapeau de guerre» sein, nicht ein «heaume de
tournoi en face», für welchen wohl das Bild nie gehalten
wurde. Die Marke R 59 gehört dem Waffenschmied
Georg Reiter in Nürnberg. S 164 unzweifelhaft Jo-
hannes Wundes in Solingen.
Unter den Richtigstellungen zum IV. Bande ist nichts
Besonderes zu bemerken. Zum V. Bande bemerken wir
die nunmehr richtige Lesung der Inschrift auf dem einzig
uns von Jörg Endorfer in Innsbruck erhalten gebliebe-
nen Geschütze von 1487.
Oberst Bernadac hat mit seinem Appendice eine
correcte Arbeit geliefert und hat in selber alle Hand-
haben ergriffen, die ihm die Literatur der Gegenwart
geboten hat. Es wäre nur zu wünschen, dass alle diese
Zusätze und Verbesserungen in einer neuen Ausgabe des
Kataloges einbezogen würden. Bei dieser Gelegenheit
müssten die zahlreichen Marken nach den originalen
Abdrücken wiedergegeben werden. Die Wiedergabe nach
Zeichnungen ist selbst bei genauestem Vorgehen unver-
lässlich. Wendelin Boeheim.

Personal
Vorstandsmitglied Staatsrath Eduard von Lenz.
Seine Majestät der Kaiser von Russland haben den Col-
legienrath im Ministerium für Volksaufklärung Eduard
von Lenz zum Staatsrathe und kurz darauf zum älteren
Conservator der Renaissance - Abtheilung der
kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg zu er-
nennen geruht. Diese hohe Berufung wird in den Kreisen
unseres Vereines mit um so grösserer Freude begrüsst
werden, wenn wir bekannt geben, dass in der Abtheilung der
Renaissance der Eremitage auch die weltberühmte, von

-Notizen.
Kaiser Alexander I. gegründete und seither mit gross-
artigen Mitteln vermehrte Waffensammlung sich befindet.
Eduard von Lenz ist kein Neuling auf dem Ge-
biete der historischen Waffenkunde; er steht seit nahezu
einem Jahrzehnt mit den hervorragendsten Fachmännern
in regem, wissenschaftlichem Verkehre und wir haben
nicht nöthig, seine Bedeutung, vorwiegend für die Kennt-
niss orientalischer Waffen, unseren Mitgliedern hervor-
zuheben, die seine zahlreichen gediegenen Abhand-
lungen in unserer Zeitschrift gelesen haben. In Russ-
 
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