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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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8. Heft
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Engel, Bernhard: Nachrichten über Waffen aus dem Tresslerbuche des deutschen Ordens von 1399-1409, [1]
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0217

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8. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

199

mit denpolan streten. — 1 sol. eyme cleynsmede
vor eynen schu zur (!) banyr zu machen. —
5 m vor 2 grose sydynne vanen, 4 m. vor
4 sydynne mittel Hiesige vanen, 1 m 16 sc. vor
4 cleyne vanen von lywant, sämmtlich mit
dem Hochmeistenvappen mit Gold zu malen.
1 t sc. vor 1 alden knoff zu bessern mit golde.
— 71/ m vor r schwarzen atlas zum vanen.
9 fird. vor 1 bokczen unserm homeyster zu

vanen, 5 sc. 1 sol. desgl. 20 sc vor .5 eien
rothe syde zu sinte Jorgen banyr; 8 scot vor
sindol desgl. 2 m 2 vanen zu molen unserm
homeyster nehest der grosten. 1 m löse, vor
4 cleyne vanen mit unsere homeysters wopen
mit golde zu molen (ä 10 sc.). 1 m vor 12
cleyne venechen mit varbe gemolt unsere ho-
meisters wopen.
(Schluss folgt.)

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Major P. Sixl in Levico.
(Fortsetzung.)

4. Die Schäftung war massiv und schwer, die
Länge des Schaftes war durch die Rücksicht auf die
Sicherheit des Schützen bedingt.
Die Feuerwaffe im Germanischen Museum hatte
bei einer Länge von 1 '44 m und einem Rohrgewicht
von 6'45 kg ein Totalgewicht von 331/2 Pfund. —
In demselben Verhältnisse geschäftet, müssten die
Büchsen mit Schaft beiläufig folgendes Gewicht
gehabt haben: mit Rohrgewicht von 2797 kg —
124.6 Pfund; mit 27 kg = 14 Pfund; mit 4^9 kg
= 26 Pfund; mit 5'655 = 29^4 Pfund; mit
6'45 kg = 33 3/2 Pfund. — Die Regensburger-
Büchsen hatten ein durchschnittliches Gewicht von
circa 11 Pfund.
5. Alle Büchsen hatten Zündlöcher und waren
leicht von vorne zu laden. — Die Rücksicht auf das
bequeme Laden mag es auch mit sich gebracht
haben, dass einzelne Büchsen in der Seele gegen
die Mündung hin becherförmig erweitert sind.
Das Verhältnis des Durchmessers der Seele
zur Länge derselben wechselt von 1:3 bis i:6-3.
6. Dass als Material eines Rohres auch Bronze ge-
nannt wird, steht mit der Thatsache in Uebereinstim-
mung, dass der Bronzeguss von alters her inltalien blühte,
während in Deutschland der schwierigere Eisenguss
und die Eisenbearbeitung vorwiegend vertreten war.
Die Handhabung dieser primitiven Hand-
feuerwaffen musste, nachdem die Construction den
grösseren Büchsen ähnlich war, auch in derselben
oder ganz ähnlichen Weise wie bei jenen erfolgen.
Ueber das Laden giebt der Münchener Codex 600
folgende Angabe: *)
«Willstu ain püchsen maisterlich vnd recht laden,
so sieh an zu erst, dass das puluer gut sey. — Item
nym ain moss, vnd stoss sie in die püchsen vnd
tail die moss in fünf tail aistu an der figur wol
siechst vnd lad die 3 tail mit puluer, als die moss
saget, so ist sie mit puluer recht geladen.
Wann der ldocz bedarf seiner weite, so sol
zwischen dem klocz vnd dem puluer auch ain weit
seyn, dass das fewr zu rechter prunst vnd auch zu
rechter kraft mag kommen.
-1) Essenwein, Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen T.
A. III; — ferner bei Jähns, G. d. K. I. 232 u. 233.

Item darnach machstu dann ainen klocz oder
ainen stain desto pass schissen.»
Es wurde somit 8/5 der Büchse mit Pulver an-
gefüllt, sodann blieb 1/5 frei, dass oberste 3/_ blieb
für den «klocz» oder das Geschoss.
Das Pulver wurde nach demselben Codex in zwei
Arten erzeugt und zwar nach Bl. 3 b1) ein «schlecht»
(gewöhnliches) Pulver von4Pfd.Salniter, 1 Pfd. Schwefel
und 1 Pfd. Kohle, «stoss das ab mit gutem wein,
da kampfer in gesotten sey und dörre das an der
sonne«; — ferner nach Bl. 2a «ein gut stark pulver»
aus 4 Pfd. Salniter, 1 Pfd. Schwefel, 1 Pfd. Kohle,
1 Unze Salpetrie und 1 Unze Salarmoniak (Weinstein-
salz) «item 1/12 kampfer vnd stoss das alles wol
unter einander, tu gebrannten wein dazu, stoss da-
mit ab (d. h. feuchte es damit an) und dürre das
wol an der sonne, so hast du ein stark beleibig
(dauerhaftes) pulver, dessen I pfd. mehr tut als
sonst 3 pfd. tun möchten.»
Das Einfüllen des Pulvers geschah bei grösse-
ren Büchsen nach cod. germ. 600 anscheinend schon
mit Pulvermaassen; die Bilderhandschrift ms. No. 52
der Kunsth. Smlg. sagt: «Ladeissen ist pesser dann
eine wag, vann es ist behender; man graift in das
puluer damit vnd also ladt man allezeit gleich die
pukehsen.» — Ob man bei kleineren Büchsen das
Pulver mit einem hölzernen Ladstocke besser hinein-
presste, ist nicht zu entnehmen; auf der Abbildung
des codex ms. 3069 W. H. gebraucht der Gehiilfe
zum Laden der Klotzbüchse augenscheinlich einen
hölzernen Ladstock.
Die Geschosse für die kleinen Feuerwaffen wa-
ren eiserne oder bleierne Vollkugeln; ausnahmsweise
werden auch Bolzen genannt. — Bei grösseren Feuer-
waffen kamen metallische Vollgeschosse in jener
Zeit zu theuer, daher man zu den Steinkugeln iiber-
Sfine. «Denn etwan vilwirff, die kustent nitsovil als ain
ainiger büchsenschuss mit ysen oder plyin klotzen».2)
Im südlichen Frankreich waren Bleikugeln, im
nördlichen dagegen Bolzen, in Deutschland und Italien
Anfangs eiserne, später bleierne Kugeln in Gebrauch.
Das Inventar von Bologna v. J. 1381 gibt Zahl
1) Jähns, G. d. K. 1, 230.
2) Cod. No. 2052 d. W. Hb.; — bei Romocki I, 188.
 
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