Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:
Literatur
DOI Artikel:
Personal-Notizen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0313

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
n. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

295

Karte der Umgebung des Klosters mit einer reichen An-
zahl von Abbildungen auszustatten.
Das Buch ist vortrefflich gedruckt und stellt sich nett
und tadellos gebildet dar. Es genügt da nur zu bemerken,
dass es in der altbewährten Druckerei M. Dumont-

Schauberg in Strassburg hergestellt ist. Diese bedarf
keiner Reklame im modernen Sinne. Die Verlagshand-
lung von Karl J. Trübner hätte bei einem so geringen
Preise von 1.50 M. billigervveise in der Ausstattung nicht
mehr leisten können. W. B.

Personal
August Demmin, 17. Juli 1898, Sohn des Kauf-
manns Demmin in Berlin, wurde am 1. April 1817 eben-
daselbst geboren. Von seinen Eltern für den Handel
bestimmt, ging er jedoch im 17. Jahre von Paris, wohin
er zu seiner weiteren kaufmännischen Ausbildung wegen
geschickt worden, mit einem vermögenden Sonderling als
dessen Reisebegleiter auf weite Reisen durch Europa und
Asien, in welcher Stellung seine Neigung, fremde Länder
sehen zu können und seine unersättliche Wissbegierde
zu befriedigen, gestillt werden konnte. Nach Paris zu-
rückgekehrt, errichtete er im Jahre 1851 ein Commissions-
geschäft in Pariser Artikeln (Rue d’Angouleme du temple,
maison Chapard). Er bereiste selbst für sein Geschäft
hauptsächlich Holland und fasste hier ein grosses Inter-
esse für Keramik, welches in den reichen Schätzen,
welche ihm namentlich die Delft’sche Kunstindustrie bot,
volle Nahrung fand. 1872 verliess er Paris und ging mit
seiner Frau, einer geborenen Pariserin, mit welcher er in
glücklichster Ehe lebte, nach Wiesbaden, woselbst er sich
nur den Wissenschaften und der Schriftstellerei widmete.
Sein im mittelalterlichen Stile gebautes Haus, am Saume
des Waldes gelegen (Demmin’s Hort), enthielt eine reiche
Sammlung keramischer Kunstgegenstände, seltener Waffen,
Broncen ctc. aller Länder. Nachdem ihm seine zärtlich
geliebte Gattin, welche schon längere Jahre in geistiger
Umnachtung vegetirte, am 18. August 1891 durch den
Tod entrissen worden, zog er sich ganz von der Welt
zurück und fand nur noch Befriedigung und Glück in
seinen schriftstellerischen Arbeiten. In den letzten vier
Lebensjahren war Demmin in Folge eines Halsleidens
nicht mehr im Stande, auch nur ein Wort zu äussern,
bis ihn am 17. Juni 1898 der Tod von seinen Leiden
in Folge einer Gehirnerweichung erlöste.
Demmin’s Werke sind ziemlich zahlreich. Bereits
an Charles Blancs «Histoire des peintres de toutes ecoles»
(1849—75) war Demmin reger Mitarbeiter gewesen. Seine
hauptsächlichsten Schriften waren: Guide des amateurs,
d’armes et d’armures anciennes (Paris 1869), welches
Werk in französischer und deutscher Sprache und später
(1891) in bedeutend vermehrter Ausgabe unter dem Titel
«Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungs-
stufen» mit ca. 5000 Abbildungen in Leipzig erschien. (Einen
Ergänzungsband mit ca. 600 Abbildungen gab er 1893
in Wiesbaden heraus.) — Die «Encyclopödie des beaux
arts plastiques» (1872—80) mit zahlreichen erläuternden
Abbildungen, welche 1877—79 in deutscher Uebersetzung
als «Handbuch der bildenden und gewerblichen Künste»
in Leipzig erschien. Sodann «Guide de l’amateur de
fa'iences et porcelaines» (Paris 1873) — «Keramische
Studien» (Leipzig 1881—83) — «Studien über die stoff-
lich bildenden Künste und Kunsthandwerke» (Leipzig und
Wiesbaden 1887—93)- Auch mehrere dramatische Werke

-Notizen.
hat Demmin verfasst, welche jedoch nicht zur Aufführung
gelangten. Die bedeutendsten sind: «Die Pirkheimer»,
Lustsp. — «Buridan’s Esel», Lustsp.— «Unsere Samm-
ler», Lustsp. — (sämmtlich Leipzig 1879) — «Dichter-
trübsal», Lustsp. — «Wieland, der Schmied», Schausp.
— «Jugendsünden», Schausp.— (sämmtlich Leipzig 1880).
Ausserdem die Romane: «Das Tragikomische der Gegen-
wart», Trilogie (Leipzig 1885—86) und «Spanisches Blut»
(Leipzig 1889). Seine letzten Werke waren: «Verdeutschungs-
wörterbuch» (Wiesbaden 1896), «Eine schöne Welt» —
und einige nicht in Druck erschienene atheistische Schrif-
ten, sowie ein ebenfalls nicht gedrucktes, grösseres Werk
in französischer Sprache «La Hollande» — dessen deutsche
Uebersetzung nicht vollendet wurde. Eine Eigenthümlich-
keit Demmin’s war, dass er, obwohl Deutscher, fast sämmt-
liche Werke in zuerst französischer Sprache, welche er
meisterhaft beherrschte — schrieb und dann erst in’s
Deutsche übertrug.

Wir erhalten die traurige Nachricht von dem nach
kurzer Krankheit erfolgten Ableben eines verdienten Schrift-
stellers auf dem Gebiete der historischen Waffenwissen-
schaft, Hermann van Duyse.
Der Verblichene, Conservator des archäologischen
Museums der Stadt Gent, Conservateur-adjoint des Mu-
seums de la porte de Hai zu Brüssel, Mitglied der könig-
lichen belgischen Akademie der Archäologie und Präsident
der archäologischen Section der historischen und archäo-
logischen Gesellschaft zu Gent, war am 15. November 1847
zu Gent geboren und starb daselbst am 16. März 1899.
Hermann van Duyse hat sich durch zahlreiche
Arbeiten um die Alterthumswissenschaft, wie um jene der
historischen Waffen zweifellos verdient gemacht, wenn
auch seine letzten Veröffentlichungen, allerdings nicht
ganz ohne Grund, eine heftige Gegnerschaft gefunden
haben, die etwas zu temperamentvoll aufgetreten war.
Der Verblichene war seit dem Bestehen unseres Vereines
mit der Redaction in regem fachlichen Verkehr und un-
sere Zeitschrift enthält einige ganz werthvolle Beiträge
aus seiner Feder. Die Redaction hat sich veranlasst ge-
sehen, in dem erbitterten literarischen Streite mehrerer
Gelehrten gegen van Duyse’s Ansichten betreffs der
Form des Goedendag und in Betreff der Kritiken seines
etwas zu flüchtig gearbeiteten Kataloges der Waffen-
sammlung der Porte de Hai eine ruhigere Auffassung der
Gegenstände zu empfehlen.
Ueber dem Grabe des Collegen verstummt der ge-
lehrte Streit, der die zulässigen Grenzen überschritten
hatte, und es keimt die Hoffnung auf, dass nun auch die
Verdienste des Dahingeschiedenen die entsprechende ge-
rechte Anerkennung finden werden.
Wendelin Boeheim.
 
Annotationen