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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0233

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8. Heft.

Zeitschiift für historische Waffenkunde.

215

lung des kaiserl. Hauses zu Wien sind selbstverständlich
vorzugsweise Stücke abgebildet. Zur Orientirung sei be-
merkt, dass jene Abbildungen, auf welchen keine Be-
merkungen über den Bewahrungsort des Urbildes oder
die Entnahme aus anderen Werken sich finden, Gegen-
stände der Waffensammlung zu Wien darstellen.» Aus der
Fassung der Erläuterung zu Fig. 38 in Verbindung mit
der angeführten Bemerkung geht also hervor, dass die
abgebildete Sturmhaube eines jener Exemplare ist, welches
mit fünf Brüdern in der kaiserlichen Waffensammlung
in Wien aufbewahrt wird. An dieser Stelle möge die
Bemerkung Platz finden, dass dem Referenten in den
übrigen öffentlichen Waffensammlungen Wiens nur im
historischen Museum der Stadt Wien eine zu einem halben
Harnisch gehörige dreikämmige Sturmhaube (Inventar
Nr. 275) untergekommen ist, welche eine auffallende Aehn-
lichkeit mit jener in der « Waffenkunde» abgebildeten besitzt.
Am Schlüsse seiner interessanten Ausführungen be-
schreibt Buttin eine in seinem Besitz befindliche dreikäm-
mige Sturmhaube, welche, aus einem Stück Stahl getrieben,
mit Ausnahme des reichen und überaus schönen Decors
mit den beiden Sturmhauben der Turiner Sammlung
viele Berührungspunkte aufweist. Vier trefflich ausgeführte
Abbildungen1) geben eine Vorstellung von diesem präch-
tigem Cabinetstücke.
Wenn auch die Betrachtungen darüber, wer wohl
der Künstler gewesen sein mochte, dessen geschickte
Hände diese Sturmhaube formten, für wen dieselbe be-
stimmt gewesen sein mochte, bei dem Fehlen jeder
Schmiedemarke, jedes Anhaltspunktes leider zu keinem
Ergebnisse gelangen konnten, so danken die Freunde
der historischen Waffenkunde doch dieser kleinen eine
grosse Belesenheit verrathenden Studie Buttin’s wieder
mannigfache Anregung, und hat dieser gewissenhafte
Archäologe wieder einmal Licht über ein ziemlich dunkles
Gebiet der Waffen Wissenschaft verbreitet.2) Dr. Potier.
Führer durch das Landeszeughaus in Graz.
Im Aufträge des Steiermärkischen Landes-Ausschusses
verfasst von Karl Lacher. Graz 1898.
Wer den hohen Werth und die Bedeutung des
Landeszeughauses in Graz für die historische Waffen-
x) Welche wir mit Erlaubniss des Verfassers hier in photo-
graphischer Abbildung vor Augen legen.
2) Die Arbeit ist oberitalienisch, sie weisst in ihrem Typus
auf die der Mailändischen verwandte Mantuaner Schule des Gio-
vanni B. Ghisi (genannt Mantuano). Die 3 Kämme leiten sich von
spätrömischen Vorbildern aus der Zeit des Augustus ab, allerdings
nach der Auffassung der Antike in der Renaissanceperiode. Es
wäre eine hübsche Aufgabe für einen Kunsthistoriker, der Wieder-
aufnahme dieser antiken Formen näher nachzugehen.
Anmerkung der Redaction.

Wissenschaft kennt, wird das kleine, gut gearbeitete und
dabei mit 30 Hellern ungemein billige Werkchen gewiss
mit Freude begrüssen; es entspricht allen Anforderungen
eines Reisenden und kommt endlich den oft und laut
geäusserten Wünschen des Publikums voll entgegen. Der
Verfasser ist der Director der kulturhistorischen Samm-
lungen des Landesmuseums «Joanneum», Professor Karl
Lacher selbst, den wir unter die angesehensten Kunst-
schriftsteller zählen dürfen. Ist auch Professor Lacher
nicht eigentlich Fachmann im historischen Waffengebiete,
so erweist sich doch in Anordnung des Textes und in den
präcis gehaltenen Erklärungen, wie sehr der Autor bestrebt
ist, den Anforderungen in einem musealen Zweig gerecht zu
werden, der bisher als eine Art Aschenbrödel angesehen
wurde und nur romantischen Empfindungen gedient hat.
Sehr zu statten ist dem Autor dabei ein ausgezeich-
netes Quellenwerk gekommen; es ist der II. Theil des
Werkes «Das Landes-Zeughaus in Graz» von dem un-
vergesslichen Grafen Franz von Meran (Leipzig, Brock-
haus 1880). Er hat dasselbe ersichtlich gut studirt und
auch trefflich benützt.
Mit einer Bemerkung des Autors könnten wir uns
nur unter Vorbehalt einverstanden erklären. Derselbe
sagt, dass «mit Rücksicht auf die Eigenart des Landes-
Zeughauses eine Darstellung der Entwickelung des Waffen-
wesens nicht angestrebt werden konnte». Diese Ansicht
ist im Hinblicke auf ein Werkchen, das ja nur einem
flüchtigen Besucher dienen soll, an sich richtig und un-
anfechtbar. Betrachten wir aber das Zeughaus selbst mit
seinen rund 30000 Waffenobjekten, die in nahezu un-
unterbrochener Reihung die Wandlung in den Formen
und die Entwickelung des Waffenwesens vom 16. bis ins
18. Jahrhundert vor Augen stellen, so müssen wir geradezu
sagen, dass für das Studium der Waffenkunde keine
Sammlung geeigneter ist, als das Landes-Zeughaus in Graz.
Das Landes-Zeughaus ist kein Waffenmuseum im
gewöhnlichen Sinne; es ist ein glücklich erhalten ge-
bliebenes Waffendepot, das praktischen Zwecken gedient
hat und eine ehrwürdige Geschichte, namentlich in der
Periode der Türkenkriege von Erzherzog Karl von
Steiermark an, besitzt. Später dem praktischen Leben
entrückt, wurde es nahezu völlig vergessen. Erst durch
den Grafen von Meran wurde die ausgezeichnete Col-
lection der Aufmerksamkeit wieder nahegerückt und nach
dem alten System geordnet. Heute bildet das Landes-
zeughaus, mit dem sich in seiner Eigenart nur etwa die
kleinere Rüstkammer in Emden vergleichen lässt, eine
Perle unter den kulturhistorischen Collectionen der grünen
Steiermark. Wir empfehlen das praktische Büchlein
unseren Mitgliedern auf das Beste. Es ist durch die
dortige Direction selbst zu beziehen. W. B.

Personal-Notizen.

Schwer empfindet der Verein einen weiteren Ver-
lust aus der Mitte seiner Mitglieder. Seine Excellenz der
Herr kommandirende General des Gardecorps, General
der Infanterie, Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers
und Königs Hans Karl Hugo von Winterfeld, ist im
62. Jahre des Alters zu Schreiberhau aus dem Leben
geschieden. Der Verstorbene hatte unserem Vereine seit
seinem Bestehen angehört und hatte den Bestrebungen

desselben die regste Theilnahme entgegengebracht.
Treffen uns Verluste aus militärischen Kreisen unserer
wissenschaftlichen Richtung nach immer empfindlich, so
fühlen wir einen solchen um .so schmerzlicher beim
Hintritte eines Mannes von so tiefem Verständnisse un-
serer wissenschaftlichen Aufgaben und von so hervor-
ragender Bedeutung. Wir werden den verehrten Dahin-
geschiedenen immer in dankbarer Erinnerung bewahren.
 
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