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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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6. Heft
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Fachliche Notizen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0163

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

149

Verkauf einer Waffensammlung. Der am 25. März
vorigen Jahres in Dresden verstorbene Rentier Rudolf
v. Berthold, ein ausgezeichneter Fachmann auf dem
Gebiete der historischen Waffenwissenschaft, hat eine
Waffensammlung von über 400 Nummern hinterlassen,
welche jetzt zum Verkauf steht. Die mit grossem Ver-
ständniss zusammengebrachte Collection enthält u. A.:
einen completen blanken Harnisch (Zeit um 1560); drei
halbe Harnische; zwanzig verschiedene Helme; siebenzig
Schwerter und Rappiere; vierzig Feuerwaffen; dreissig

Pulverhörner, unter diesen einige Kabinetsstücke; zwölf
Armrüste; dreissig Dolche und gegen hundert Helmbarten,
Partisanen und andere Stangenwaffen deutscher, franzö-
sischer und italienischer Herkunft. Viele der Waffen
sind durch Aetzmalerei, Tausia, Eisenschnitt und Ein-
legearbeiten geziert. Es dürfte sich daher für öffentliche
und private Sammlungen eine günstige Gelegenheit bieten,
tadellose Stücke, wie sie im Handel nur selten Vor-
kommen, zu erwerben.
Red.

Literatur.

August Demmin. Noch ein Wort zum zweiten
Ergänzungsbande für die vier Auflagen der Kriegs-
waffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen.
Demmin ist u. A. auch der Verfasser eines «be-
schreibenden Verzeichnisses seiner Sammlungen für bil-
dende und gewerbliche Künste, in zeitfolgiger etc. Auf-
stellung; ein Leitfaden für die Abfassung der immer
noch zu oberflächlich behandelten und mit unnöthigen
Fremdwörtern überladenen Kunstkataloge». Mit 157 Ab-
bildungen im Text. Leipzig, bei Theodor Thomas.
(Mk. 6).
In Beherzigung der Lehren dieses Buches scheint
sich der Verfasser die Mühe gegeben zu haben, in seinem
neuesten Werke, dem obengenannten « zweiten Ergänzungs-
bande» etc., zu zeigen, wie man es bei Abfassung eines
derartigen Werkes nicht machen soll und wie man etwas,
seinen eigenen Worten nach, «oberflächlich behandeln»
und mit unnöthigen Fremdwörtern überladen» kann,
wenn man unter letzteren nicht nur den Ersatz der den
Kennern geläufigen und allein verständlichen Fachaus-
drücke, sondern auch die Verunglimpfung vieler alltäg-
licher Worte unseres guten deutschen Sprachgebrauchs
durch selbsterfundene, wahre Wortungeheuer versteht.
Eine reichliche Blumenlese in dieser Beziehung hat
bereits Dr. Potier im 5. Heft der Zeitschrift für histo-
rische Waffenkunde gegeben. Im Nachstehenden geben
wir noch einen kleinen Nachtrag zu diesem wahren
Tohuwabohu von Wortentstellungen, Druckfehlern und
Irrthümern.
Zu der von Demmin erfundenen sog. «Verbesserung
des deutschen Sprachgebrauchs • gehören z. B. Worte
wie « gemeinlich» (wohl zusammengezogen aus «allgemein»
und «gewöhnlich ), getagzeichnet» (sollheissen «datirt»),
gehohlkehlt , r«gänsebauchgegrätet , «fachzeichnend» (?)
u. s. w.
Auch die Bezeichnung der Herkunft eines russischen
Serzälo (von Demmin Spiegelpanzer genannt) als wahr-
scheinlich persische «Einfuhr» erscheint überaus trivial.
Ebenso seltsam berühren uns selbsterfundene «tech-
nische Ausdrücke wie «Ausblickseinschnitt» bei einer
Schallern statt «Sehspalt» (S. 66), oder ein Satz wie:
Der Topfhelm hat ausser der Guck-(Visir-)Ritze eine
Seitenkappe» (S. 68), wobei unter «Seitenkappe» das
Helmfenster oder der Luftgeber verstanden werden soll,
während sich auf Seite 108 bezw. in der richtige Aus-
druck «Seitenfenster» bezw. «Scharnierhelmfenster» vor-
findet. Neu ist auch die Bezeichnung «gepaust» statt
«tauschirt» (S. 84), ebenso wie «Zackenvisir» statt
«Spangenvisir» (S. 96).

Zu den von Herrn Dr. Potier bereits erwähnten
Druckfehlern, von welchen das Demmin’sche Werk
wimmelt, und die nur bei einmaliger sorgfältiger Durch-
sicht mit Leichtigkeit hätten vermieden werden können,
gehört u. A. auch auf S. 21 die Bezeichnung einer Aus-
[ grabung aus Carnatum, während gleich darauf S. 25 sich
j der Name dieser Stadt mit Carnuntum richtig geschrieben
findet. Auf S. 87 ebenso wie auf S. 159 erfahren wir
| zu unserer Verwunderung aus dem Zusatze: «Museum in
Tzarskoe-Selo, einer Stadt bei Petersburg, welche (sic!)
sich aber seit Jahren in der Eremitage von Petersburg
befindet», dass sich hiernach nicht das Museum, sondern
die Stadt Tzarskoe-Selo nunmehr in der Petersburger
Eremitage befindet.
Nicht Allen freilich verhilft der Druckfehlerteufel zu
einer derartigen Standeserhebung, wie sie bei Demmin
auf S. 155 gelegentlich der Abbildung eines Zweihänders,
dem bekannten Holzschnitt: «Landsknechte von der
Weltlust gelockt und dem Tode bedroht von Urs Graf
entnommen, diesem letztgenannten alten Künstler nach-
träglich noch zu Theil wird, der hierbei als Urse, Graf
zu Basel» aufgeführt wird.
Eine ganz besondere Vorliebe aber zeigt Demmin
für das Wort «Larve» und den «Larvenhelm . Unter
diesem neuen Fachausdrucke versteht er nicht nur, was
begreiflich wäre, die bekannten in Form eines abschrecken-
den Antlitzes getriebenen Visire, die sog. Teufels-
schembarte, wie sie z. B. die auf S. 117 abgebildeten
3 Helme aufweisen, sondern er findet diese seine Lieb-
lingshelmart auch überall da, wo sie selbst das schärfste
Auge nicht entdecken kann.
Bereits im 3. Heft der Zeitschrift für historische
Waffenkunde ist gelegentlich einer Besprechung des
1. Demmin’schen Ergänzungsbandes der Verwunderung
Ausdruck gegeben, wie Demmin bei der daselbst auf
Seite 68 unter Nr. 4 abgebildeten überaus primitiven
Broncefigur vom Anfang des 13. Jahrhunderts, . die er
selbst in der Anmerkung als «eine rohe, noch durchaus
naive Formung» bezeichnet, mit apodiktischer Gewissheit
den Reiter mit einem «Larven-Stechhelm» bedeckt sein
lassen kann.
So bringt der Verfasser auch in seinem 2. Ergänzungs-
bande auf Seite 32 den «Larvenhelm (oder Grablarve?)»
des in seinem Hauptwerke auf Seite 350 abgebildeten
germanischen Anführers von Schleswig-Holsteinern. Dieser,
angeblich aus Silber bestehende Helm setzt sich zusammen
aus einem den Hinterkopf bedeckenden Helmgestell, an
welchem vorn lose ein die Stirn, Ohren, den grösseren
Theil der Backen und das Kinn umschliessendes Vor-
 
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