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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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5. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [1]
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Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0131

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5. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

ii 7

klärlich, dass aus verhältnissmässig früher Zeit über-
grosse Feuerbüchsen gemeldet werden.1)
Die Feuerwaffe als Schiesswaffe entwickelt sich
wohl gleichzeitig aber doch in zweiter Linie; hierzu
mussten vorerst die Schussentfernungen der bis-
herigen Schiesswaffen erreicht werden, und weil bei
diesen die Wirkung am Ziele eine bedeutend ge-
ringere zu sein brauchte, wie oben, so genügten
hierzu kleinere Geschosse und kleinere Feuerwaffen.

*) V&l- Quellen I.

Bei diesen kleinen Feuerwaffen war das Ex-
perimentieren nicht so kostspielig und weniger ge-
fährlich, so dass die Versuche zahlreich auf-
genommen werden konnten. In dem Bestreben,
die Schussweiten zu vergrössern, kam man zur
Erkenntniss des Einflusses der Elevation auf Schuss-
weite und Wirkung, und mit dieser Erkenntniss
nahm auch die Schiesskunst mit den Feuerwaffen
ihren Anfang!
(Fortsetzung folgt.)

Solinger Schwertschmiede-Familien.
Von Albert Weyersberg in Solingen.
(3. Fortsetzung.)

Die Familien Weyersberg.
Soweit genauere Nachrichten über die alte Klingen-
stadt Solingen vorliegen, geschieht auch Angehö-
rige der Familien Weyersberg Erwähnung. Ihr
Name tritt uns in verschiedener Schreibweise ent-
gegen, wir finden ihn Wirsberg, Wirsbergh, Wirsberch,
Wiesberg, Wiersberg, Wicrsbergh, Wcirsbergh,
Weiersbcrgh, Weyersbergh, Weiersberg und Weyers-
berg geschrieben.1)
Mündlicher Ueberlieferung zufolge sollen ihre
Vorfahren zu jenen aus Steiermark gekommenen
Einwanderern gehört haben, die für die Hebung und
Entwicklung des Solinger Schwertschmiedehandwerks
von Bedeutung gewesen sind.2)
Während jetzt der Name Weyersberg in Steier-
mark, bezw. der Stadt Steyr im heutigen Ober-
Oesterreich, nicht mehr vorkommt, war derselbe
vor mehreren Jahrhunderten, jedenfalls bis über die
Mitte des sechszehnten Jahrhunderts hinaus, dort
vertreten. Dies geht hervor aus einem Steyrer
Meisterbuch, das die Angabe enthält: cAntonis
Weierperg ist Meister worden den Feiertag nach
Frohnleichnam, Juni 1552. Jahr».3)
*) Weyersberg, Albert, «Die in den privilegirten Handwerken
der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen», Monatsschrift
des Bergischen Geschichtsvereins, Jahrg. 1895. Die Annahme des
Herrn Professors August von Heyden, dass erst vom Anfänge des
17. Jahrhunderts ab Schwertschmiede Namens Wiersberg bekannt
seien, trifft nicht zu und könnte die Klinge des preussischen
Reichsschwertes deshalb immerhin von einem Wiersberg - hcr-
riihren — vergl. Lessing, Julius, «Die Schwerter des preussischen
Krontresors», Jahrbuch der Kgl. preuss. Kunstsammlungen 1895.
Heft II.
2) Derselbe, «Chronik der Familie Weyersberg». 1893.
3) Mittheilung des Herrn Genossenschaftsvorstehers Michael
Schartinger zu Steyr. Die Schreibweise ist nicht ganz deutlich;
möglicherweise soll es nicht Weierperg, sondern Weiersperg oder
gar Weiersberg heissen. — Nachdem mehrere Versuche des Ver-
fassers, die Namen der in den älteren Steyrer Meisterrollen auf-
geführten Schmiede zu erfahren, erfolglos geblieben sind, möchte
derselbe hier nicht unerwähnt lassen, dass eine Vergleichung dieser
Namen mit denen der Solinger Meister vielleicht sehr willkommene
Aufklärungen geben würde.

Wendelin Boeheim gebührt das Verdienst, noch
frühere Spuren entdeckt zu haben. Er fand zunächst
den Namen Wirsperger schon zu Anfang des t6. Jahr-
hunderts in den Protokollen der Stadt Nürnberg, wo
ein Veit Wirsperger um 1518 ein Haus am Thier-
gärtnerthore, neben jenem des Plattners Hans
Grünewalt, besass. Ferner begegnete er in einer
Hofstaatsordnung des Kaisers Maximilian II. um
1565 zu Wien dem Klingenschmied Wolf Ernst
Wirsberg als kaiserlichen Rüstmeister und endlich
in einem Kleinodien-Inventare aus jener Zeit dem
Truchsess Wierschpcr. ‘) Vielleicht gehörte dieser
dem fränkischen Adelsgeschlcchte von Wirsberg
(auch Wirschbcrg, Würsberg und Wirssberg ge-
schrieben) an, das im Jahre i’687 mit Christoph
von Wirsberg erlosch. Dass cs auch noch andere
Familien von Wiersberg gegeben hat, geht aus
einer ungefähr 3200 Zeichnungen von Familien-
wappen umfassenden Sammlung hervor, die sich
1660 im Besitze eines Herrn Joh. Andre Flugi von
Aspermont in Tirol befand.2)
Zu erwähnen ist noch der ganz nahe der Stadt
j Solingen liegende alte Hof «Wiersberg» und die
i Ortsbezeichnung «am Wiersberg» oder «am Weiers-
berg», nach welcher die Weyersberg-er Strasse be-
nannt ist. Dort wohnte im siebzehnten Jahrhundert
eine Schwertschmiedefamilie Tesche, die ihrem
Namen, wohl zur Unterscheidung von anderen, den
Hofnamen beifügte und ihre Klingen ebenfalls in
dieser Weise zeichnen liess, z. B. Jan Tesche
Wiersberg, Wilhelm Tesche-Wirsberg und Clemens
Tcsche-Weyersberg. Im achtzehnten Jahrhundert
scheint diese Zusammenstellung wieder abgekommen
zu sein.3)

*) Boeheim Wendelin, «Meister der Waffenschmiedekunst
vom 14. bis ins 18. Jahrhundert». Berlin 1897. S. 224.
'-) Chronik der Familie Weyersberg. S. 45.
:!) Weyersberg, A., «Solinger Schwertschmiede des 16. und
17. Jahrhunderts und ihre Erzeugnisse». Monatsschrift des Bergi-
schen Geschichtsvereins, Jahrg. 1896, S. 220/22.
 
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