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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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6. Heft
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [2]
DOI Artikel:
Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0155

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

141

Construction der damaligen Feuerwaffen von der
Grösse unabhängig war.1) Die Steinbüchsen sind als
solche leicht erkennbar.
2. Die kleinen Büchsen sind cylindrisch, augen-
scheinlich aus einem Stücke erzeugt und haben oben
rückwärts Zündlöcher. Hierdurch werden zwei wie-
derholt vorkommende Meinungen corrigirt; erstens
dass die Hinterladung mit loser Kammer schon bei
den ersten Feuerwaffen angewendet wurde, und
zweitens, dass das Abfeuern durch Entzündung von
der Mündung aus geschehen sei, weil in diesem
Falle der Zweck desZündloches nicht einzusehen wäre.
3. Die kleineren Feuerwaffen sind mittelst eiser-
ner Ringfe an verschiedenen Flolzgestellen befestigt;
Drehvorrichtungen und Schrauben gestatten, die
Feuerwaffe unter verschieden grossen Neigungs-
winkeln abzufeuern. Der Einfluss der Elevation hat
somit schon praktische Anwendung gefunden.
4. Die Darstellungen zeigen ferner kleine Feuer-
waffen von verschiedener Länge; die kürzeren haben
eine weitere, die längeren eine engere Seele; in bei-
den Fällen hatte diese nur oder nicht viel mehr
Raum, als für die Ladung mit Geschoss nothwendig war.
5. An einzelnen Flolzgestellen sind 2, 3, 4 und
mehrere kleine Feuerwaffen neben einander befestigt.
Zu dieser Anordnung konnte nur das praktische
Bedürfniss geführt haben, die einzelnen Büchsen, im
Momente des Bedarfes oder der Gefahr, geladen
und zur Verwendung bereit gestellt zu haben, um
selbe mehr oder minder schnell und nach einander
abfeuern zu können.

*) Vergl. Essenwein II, 107. — Köhler III, 1, 257; auf
p. 249 wird bezüglich der Form auf eine Abbildung im sogenannten
Wunderbuche der grosshzgl. Bibliothek in Weimar (cod. fol. 328)
hingewiesen, welche die Darstellung einer Vase enthält, «die auf
einer Holzplatte hinter einem beweglichen Schirm steht und viel-
leicht darstellen soll, wie man sich die ersten Feuerwaffen dachte,
vielleicht aber auch durch Tradition überkommen ist und der Wirk-
lichkeit entspricht».

In dieser Construction findet daher das wichtige
Princip der steten Feuerbereitschaft, welches Schiess-
ausbildung und Waffentechnik bis zum heutigen
Tage beherrscht, den ersten Ausdruck.1) Dasselbe
Princip kehrt immer wieder.
Der Münchener Codex enthält keine Darstellung
einer Handfeuerwaffe im heutigen Sinne, sondern nur
kleine Büchsen an grösseren und kleineren Holzge-
stellen , welche wohl die Flandhabung durch einen
einzelnen Mann zuliessen, allein die leichte Fort-
schaffung durch denselben blieb ausgeschlossen.
Die praktische Erfahrung musste bald die Er-
kenntniss bringen, dass für kleinere Büchsen derlei
ungelenkige Holzgestelle nicht nothwendig seien; das
praktische Kriegsbedürfniss drängte ferner zur Be-
weglichkeit, welche die Gestelle entweder fahrbar
machte oder soviel erleichterte, dass selbe durch
einen einzelnen Mann fortgeschafft und getragen
werden konnten.
Der Münchener Codex zeigt einzelne fahrbare
Constructionen, während über die letztere Richtung
keine Darstellung enthalten ist.
Der Codex No. 55 der kunsthistorischen Samm-
lungen des A. H. Kaiserhauses zu Wien bringt die
Darstellung-zweier Handfeuerwaffen; die eine hat eine
Art Luntenhahn und ist' augenscheinlich eine jüngere
Construction.
Dieselbe erscheint auch im Codex No. 3069 der
k. k. Hofbibliothek in Wien, welcher mit dem Jahr
1411 datirt ist.
2) Aehnliche Constructionen sind im Inventar von Bologna
v. J. 1397 genannt; «4 sclopos pizolos in uno telerio» — «1 tele-
rium cum 2 cannonis; 1 telerium cum 2 sclopis». Toppen weist
dieselben beim deutschen Orden nach: 4 lotbüchsen «der sint drey
an denander». — In Padua sollen nach Erzählungen i. J. 1386
Wagen mit 144 Handbüchsen gebaut worden sein, von welchen
12 gleichzeitig abgeschossen werden konnten. (Köhler III, I, 279
und 280.)
(Fortsetzung folgt.)

Solinger Schwertschmiede-Familien.
Von Albert Weyersberg in Solingen.

(4. Fortsetzung.)

Die Familien Weyersberg.
Nachträge:
Zu Peter Wirsberg (i). In einem Schriftstücke
vom 6. Sep-

f ~ /) vom ö. bej
derge
Zu Wi:

befindet sich
die hier wie-
dergegebene Handzeichnung.
/ Zu Wilhelm Weiersberg (2). Seine
Unterschrift
ist einer
1 a Kirchen-

rechnuns

vom Jahre 1635 entnommen.

Zu Johann Wirsberg (1). Die Waffensammlung
des Fürsten Adolf Schwarzenberg in Frauenberg
(Böhmen) weist laut der gütigen Mittheilung des
Herrn Schlossverwalters J. Scheichl einen Degen
auf, der wie folgt beschrieben wird:
Degen (Inv. No. 40). Die sehr reich verzierte
Stecherklinge ist 102 Cm. lang und zeigt auf beiden
Seiten drei einander gleiche, von Ornamenten um-
rahmte Medaillons, in deren Mitte die grosse Zange
(14 Mm. lang, 5 Mm. breit) mit der Umschrift
«JOHANNES WIRSBERGER» angebracht ist. Auf
O
der Angel ist beiderseits die Marke S in ovaler Um-
rahmung (5 : 9 Mm.) eingehauen, wahrscheinlich das
damalige Solinger Beschauzeichen.
 
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