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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Fachliche Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0084

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74

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Fachliche Notizen.

Zur Versteigerung der Winter’schen Waffen-
sammlung. Dem Versprechen getreu, welches wir den
Freunden unseres Blattes gegeben hatten, einer jeden
grösseren Auction vollstes Augenmerk zuzuwenden, wollen
wir uns heute mit der hervorragenden Waffensammlung
des Schriftstellers Carl Winter beschäftigen, welche anfangs
Juni in Wien durch die rührige und tüchtige Kunsthand-
lung C. J. Wawra zur freiwilligen Feilbietung gelangte. Nicht
weniger als 714 Nummern wies der Katalog dieser reichhalti-
gen Collection auf; wir begegneten in derselben ganz aus-
gezeichneten und werthvollen Exemplaren/in ihrer Mehr-
zahl vom XVI. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichend.
Unter den Blankwaffen ragte besonders die schöne
Suite von italienischen Haudegen (Schiavona) hervor,
deren Klingen die Marken von angesehenen italienischen
Meistern trugen; auch hervorragende spanische, öster-
reichische und steirische Meister fanden sich in dieser Ab-
theilung. Als ganz überraschend erschien die Collection
der Dolche, welch’ letztere ja in allen Sammlungen ver-
hältnissmässig wenig zahlreich vertreten sind. Es fanden
sich da einige überaus selteneFormen. Durch charakteristi-
sche Typen, vorzügliche Klingen, wie nicht minder durch
im europäischen Kunsthandel nur vereinzelt auftretende
Objecte zeichnete sich die Gruppe der morgenländischen
Waffen aus, unter denen die Säbel durch.ihre feinen Damast-
klingen, die Dolche durch ihre vollendete Schlifftechnik
die Aufmerksamkeit des Kenners verdienten. An den reich
verzierten orientalischenFeuerwaffen war das häufige Vor-
kommen italienischerund spanischer Läufe bemerkenswerth.
Ob der Erlös aus dieser werthvollen Sammlung den
berechtigten Erwartungen entsprochen hatte, darüber
sind wir zwar nicht in der Lage, authentische Mittheilun-
gen zu machen, ein wiederholter Besuch der Auction hat
uns aber die Ueberzeugung verschafft, dass ganz exquisite
Stücke unter dem Mittelwerthe abgegangen sind. Daran
trug wohl auch zum Theile die Jahreszeit die Schuld,
welche für den Verkauf einer Kunstsammlung nicht be-
sonders glücklich gewählt war. Die kunstverständigen
Liebhaber, welche ein Object um seiner selbst Willen er-
stehen, hatten der dumpfen Stadt zum grossen Theile be-
reits den Rücken gekehrt, so dass der Kreis von Kauf-
lustigen sich auf einen Händlerring beschränkte, dessen
Glieder Sorge trugen, dass jedem das Seine gegen ein
möglichst geringes Geldopfer zutheil werde.
Wir können da nicht umhin, aber- und abermals zu
erinnern, auf die Herstellung eines brauchbaren orienti-
renden Kataloges die höchste Aufmerksamkeit zu richten.
Ein Katalog, nach allen Richtungen hin vollendet gearbeitet,
ist eine Bedingung für den Erfolg einer Auction. Der mo-
derne Amateur betrachtet eine alte Waffe nicht mehr mit
dem dunklen Gefühle scheuer Bewunderung der kraft-
vollen Tüchtigkeit der «alten Ritterzeit». Vor der zu-
nehmenden Kenntniss verblasste aller romantische Schim-
mer, und der Amateur von heute ist eben Kritiker ge-
worden, der vor Allem wissen will, was er kauft. Ueber
diesen Punkt hat ihm der Katalog genaueste und weit-
gehendste Auskunft zu geben, da der Liebhaber nicht zu
dem Objecte hoch oben an der Wand hinaufklettern und
dasselbe eingehend studiren kann; er muss sich diesbezüg-
lich ganz auf den Katalog, welchen er in der Hand trägt,
verlassen können, und dieser Formierung entsprach auch
der uns vorliegende Wegweiser durch die Winter’sche
Waffensammlung nicht nach jeder Richtung. Wir er-

wähnen diesen Umstand, damit Andere aus den Fehlern
ihrer Vorgänger lernen, und damit künftig nicht kostbar»
Stücke einzig und allein wegen des besprochenen Mangels
an obscure Partiewaarenhändler verschleudert werden
müssen. Unseren Beobachtungen nach hat die Firma
Wawra unter den gegebenen Verhältnissen das Möglichste
gethan, um einen Erfolg zu erzielen. Die Einleitung war
zu flüchtig vorgenommen worden. Dadurch ist es ihr un-
möglich geworden, sich der gewissen Auctionshyänen zu
erwehren. Diese Meute kennt - ihr Terrain und weicht
zurück, wenn fachkundige Persönlichkeiten auf die Bahn
treten. Sie weiss, dann bleibt ihnen nur der minderwerthig-
ste Rest, und diesen kann sie ja schliesslich im ge-
schlossensten Ring haben. Dr. Potier.

Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg.
Durch eine jüngst zugewendete Spende von 500 Mark
ist der Direction des Nationalmuseums der Rest einer
schweren Sorge vom Herzen genommen worden, den'n
mit dieser Summe ist die letzte Rate der zur Erwerbung
der berühmten Sulkowski’schen Sammlung von Feistritz
in Niederösterreich bei der Nürnberger Vereinsbank ge-
machten Anleihe von 200.000 Mark beglichen worden.
Diese überaus werthvolle und besonders an alten Waffen,
Turnierzeugen, Harnischen etc. reiche Sammlung wurde
im'Jahre 1890 von dem fürstl. Sulkowski’schen Curatorium
um zo6.3o3 Mark gekauft. Die Zinsen, welche auf die An-
leihe entfielen, betrugen 24.900 Mark. Zur Tilgung dieser
Schuld waren zwölf Jahre in Aussicht genommen; die dem
Museum von ganz Deutschland zu diesem Zwecke zu-
gewendeten Spenden flössen aber so reichlich, dass die
gesammte Schuld von 23i.zo3 Mark schon nach sieben
Jahren gedeckt werden konnte. Wir beglückwünschen
die Direction herzlich zu diesem überraschenden Erfolg,
der von dem Gemeingeist im deutschen Volke ein herr-
liches Beispiel bietet. Möge er auch anderwärts zur Nach-
eiferung dienen.

Neuerwerbungen der Armeria Real zu Ma-
drid. Dem verewigten König von Spanien Alphons XII.
wurde seinerzeit das Zelt des Königs Franz I. von Frank-
reich von den Marqueses dal Basto und de Pescara,
seinen Besitzern, zum Geschenke gemacht, welches in der
Schlacht bei Pavia den Spaniern in die Hände gefallen
war. Es ist ein Rundzelt, aussen von starkem Segeltuch,
innen mit einem Gewebe im persischen Style überzogen.
Dasselbe mochte dem Könige gewiss angehört haben, be-
nützte doch Kaiser Maximilian I. original arabische und
türkische Zelte, die damals überhaupt als Muster gälten,
ist daher auch bestimmt orientalisch. König Alphons
befahl seines schadhaften Zustandes halber dessen Re-
staurirung in der Gobelinfabrik in Paris, wo es bis jetzt
gelegen,ist, ohne hergestellt worden zu sein. In der spa-
nischen Presse wird die Sache stark ventilirt und kräftig
die Erwartung ausgesprochen, dass dieses werthvolle An-
denken an den heimatlichen Waffenruhm wieder zurück-
gelangen und von dem Schicksale des Degens des Königs
PYanz I. bewahrt bleiben möge, der bekanntlich von Na-
poleon I. in Madrid aufgehoben, nach Paris gesendet und
dort im Louvre-aufgestellt wurde. Wir denken, dass die
P'urcht in der Presse ohne Grund entstanden ist. Der
rtihrigeChefder Armeria, Conde Valencia de Don Juan wird
 
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