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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
9. Heft
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [5]
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Nachrichten über Waffen aus dem Tresslerbuche des deutschen Ordens von 1399-1409, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0246

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228

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Essenwein datirt diesen Codex mit 1410.
Die vorliegende Abbildung, Fig. 18, bringt die
Bereitung des Pulvers und Versuche mit demselben
zur Darstellung. Ein Mann mischt die Bestandtheile
des Pulvers auf einer Reibtafel, der zweite versucht
das Pulver mit einer Handbüchse. Diese Handbüchse
besteht aus Lauf und Schaft.
Der Lauf, wahrscheinlich aus Eisen, ist cylin-
drisch, jedoch am Bodenstücke, in welchem auch
das Zündloch sichtbar ist, verstärkt; eine kleine
randartige Verstärkung zeigt auch die Mündung.
Im Vergleich zum Schützen ist der Lauf circa
50—60 cm lang und dürfte die Länge der Seele
etwa 10 Kaliber betragen. Die Verstärkung des
rückwärtigen Theiles des Laufes ist auf den Um-
stand zurückzu führen, dass bei den Handbüchsen
besseres, kräftig wirkendes Pulver in Anwendung
kam, welches die Plandhabung nicht ungefährlich
machte und wohl auch das Material rasch abnutzte.
Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass mit der Ver-
längerung der Seele eine Vergrösserung der Pulver-
ladung eingetreten ist und dass diese die Verstärkung
des Bodens herbeiführte.
Der Schaft ist stangenförmig, beiläufig i1/2mal
so lang wie der Lauf, und in das rückwärtige Ende
desselben eingeschoben.
Ueber die Handhabung der Handbüchsen gibt
eine zweite Abbildung desselben Codex einigen Auf-
schluss (Fig. 19).
Ein Armrust- und ein Handbüchsen- Schütze
schiessen gegen das Thor eines befestigten Objectes.
Der letztere, vollständig gepanzert, hält eine Hand-
büchse im ziemlich geneigten Anschlag. Der Lauf
der Handbüchse zeigt eine ähnliche Construction
wie im cod. 55 (Fig. 16); vorne ein längeres Feld,

rückwärts eine kürzere Kammer, der stangenartige
Schaft ist in das hintere Ende des Laufes einge-
schoben; eine EntziindungsVorrichtung fehlt.
Der Schütze steht breitspurig mit Vorgesetztem
rechten Fusse, hält mit der linken Fland die Büchse
nahe am unteren Ende des Laufes, die rechte Hand
umfasst den Schaft.
Die Anschlagsrichtung ist nicht mehr so schräg
nach aufwärts, wie im cod. 3069 (Fig. 15); das rück-
wärtige Ende des Schaftes scheint an die Brust ge-
stemmt zu sein, wahrscheinlicher jedoch an die innere
Seite der rechten Armbeuge angelehnt.
Aehnlich den bisher dargestellten Handbüchsen
in Construction und Einrichtung ist auch eine Pland-
feuerwaffe, welche im cod. lat. 197 der kgl. Hof-
und Staatsbibliothek zu München abgebildet ist.
Diese Bilderhandschrift enthält einen deutschen
und italienischen Theil, welche jedoch nicht in Ver-
bindung stehen, und wurde von M. Bcrthelot näher
beschrieben und publiziert.*)
Der lateinische Theil enthält 48 Blätter mit
colorierten Abbildungen; die Zeichnung ist grob, aber
sorgfältig und genau; die Paginierung ist fortgesetzt.
Einige Figuren haben deutsche Ueberschriften und
machen von den Hussiten, von München und Nürn-
berg Erwähnung. Die Figuren des Manuskriptes
sind sehr genau, es ist wahrscheinlich, dass nicht
einfache Projecte, sondern wirkliche Kriegsgeräthe
und Waffen dargestellt sind. Der Autor ist unbe-
kannt; Entstehungszeit zwischen 1420—1430.
*) M. Berthelot: Pour l’histoire des arts mecaniques et de
l’artillerie vers la fin du moyen age. — (Annales de chimie et de
physique. Sixieme serie. Paris 1891.) (Fig. 20 und 21 dort ent-
nommen.)
(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten über Waffen aus dem Tresslerbuche des deutschen Ordens
von 1399—140g.
Von Landrichter Bernhard Engel in Thorn.
(Schluss.)

Zelte.
Der gewöhnliche Name ist das gezelt, nur ein-
mal (1407) wird ein pahlün (auf einem Schiffe) er-
wähnt. Der Preis des letzteren beträgt 4 m. Ein
gewöhnliches Zelt kostet 1400: 26 m. Als Stoffe
werden 1409 genannt: lichtbloher harras und bokezen.
Auf den Zelten sitzt ein vergoldeter «knoff»; ausser-
dem waren sie mit Bannern geschmückt. (1401: 5
banyr of des meisters gezelt.) Endlich werden noch
«holzene knofel umme das gezelt» (zum Befestigen
der Spannseile in der Erde) erwähnt.
Pleraldisches.
Der Hochmeister verlieh an einzelne ritterliche
Gäste kleine silberne Schildchen mit dem Ordenskreuze,

welche wohl an einer Schnur oder Kette um den
Hals getragen wurden. Es werden dafür folgende
Ausgaben aufgeführt:
1401: Willam dem goltsmede 8 fird vor die wopen,
dy der meister lis machen Pasternak und
Henseln.
1406: 1 m. 7 scot 8 den. vor 2 unsers ordens sylbi-
rynne schildechin, die unser homeister zwen
rittern gab, die wegen 8 scot und 1 quart
lotig.
Aehnliche Schildchen wurden für die Jagdfalken
gefertigt. (Vergl. Herold 1892 S. 106, 1894 S. 122.)
1399: 1/2 ferto lotig (vid. 7 scot) dem meister (näm-
lich dem Goldschmied) 12 schildechin zu den
falken zu machen, item 1 m. vor golt und vor
 
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