Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Fachliche Notizen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0135

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

121

Fachliche Notizen.

Zur Genealogie der Gussmeisterfamilie
Alberghetti. In der Nummer 354 der Kölnischen Zei-
tung von 1897 findet sich in einem Artikel der Serie «Neue
Briefe aus Kreta» eine für den Waffenhistoriker sehr inter-
essante Nachricht. In der alten Burg von Grabusa auf
Kreta liegen nämlich noch alte Geschütze aus der Zeit
der Venezianerherrschaft. Unter diesen findet sich auch
eines, welches die Inschrift trägt «MDXXXXIII. HIERO-
NYMI. ALBERGETI». Mit diesem Namen tritt uns eine
weitere Persönlichkeit aus der zahlreichen Ferrareser Guss-
meisterfamilie Alberghetti vor Augen. Wir haben in un-
serem Werke: «Meister der Waffenschmiedekunst» die
bedeutendsten Meister dieser Familie genannt und be-
merkt, dass noch immer neue Angehörige derselben zur
Kenntniss gelangen, und mit der obigen Notiz haben wir
es in der That mit einem weiteren bisher unbekannten
Alberghetti zu thun, welchen wir für jetzt nicht genea-
logisch einzureihen im Stande sind. Nach der Jahrzahl
zu schliessen, erblicken wir in ihm einen Sohn des alten
Sigismondo, dem ersten, der in Diensten Venedigs ge-
standen ist und dessen Name uns nicht genannt wird.
Dieser wird uns in Florentiner Archivsacten nur mit dem
Geschlechtsnamen genannt. Jedenfalls lässt sein Geschütz-
rohr vermuthen, dass es in Venedig gegossen wurde, da
wir es auf Kreta finden und damit sicher annehmen kön-
nen, dass Hieronymus dem Venezianer Zweige der Familie
angehört. Vermuthlich war derselbe anfänglich in Flo-
renz, später als Vorgänger des Giulio in Venedig thätig.
W. B.

Neuerwerbungen der Waffensammlung des
kaiserlichen Hauses zu Wien. Unter den neuesten
Erwerbungen der kaiserlichen Waffensammlung zu Wien
heben wir unter Anderem jenen Säbel hervor, welchen
der König von Siam gelegentlich seines heurigen Be-
suches von Wien an Seine Majestät den Kaiser Franz
Josef verehrte. Derselbe hat im Allgemeinen die Form
der arabischen Säbel, nur an den Parirstangen erinnert
er an indische Vorbilder. Sowohl der Griff als auch
die Scheide, beide von vergoldetem Silber, zeigen ein
getriebenes orientalisches Ornament in Flachrelief, welches
theils grün theiis roth gefärbt ist und damit eine sehr
reiche Wirkung macht. Die verhältnissmässig schmale
gebogene Damaskklinge ist an ihrem oberen Theile längs
des Rückens in flachem Relief geschnitten und vergoldet.
Der Stil der Ornamente ist dem indischen verwandt, die
Arbeit scheint indess nicht siamesisch, sondern englisch.
Ein besonders werthvolles Stück kam erst kürzlich
mit vielem Anderen aus dem kaiserlichen Jagdschlösse
Eckartsau in die Sammlung; es ist dies ein 3/4pfündiges
Doppelkanonenrohr aus Bronze in completter Lafette aus
der Mitte des vorigen Jahrhunderts; ein Regimentsstück,
das seiner Construction halber zu den «Geschwindstücken»
gezählt wurde. Beide Rohre haben eine parallele Stellung zu
einander. Die Ladung erfolgt von rückwärts, die Abfeuerung
bei gemeinsamer Pfanne mittelst Lunte. Beide Rohre sind
mit geschmackvollen Reliefs in Rococo ausgestattet und
sorgsam ziselirt. Unzweifelhaft zählte das interessante
Geschütz zu den Projektstücken, welche der oberste Feld-
zeugmeister und Reorganisator der österreichischen Ar-
tillerie Fürst Wenzel zu Liechtenstein fertigen liess
und der Kaiserin Maria Theresia um 1752 zur Ansicht

vorlegte. Auch Kaiser Franz I. interessirte sich bekannt-
lich sehr für die Verbesserung des Artilleriewesens. Einige
ähnliche derlei Projectgeschütze befinden sich im fürst-
lich Liechtensteinschen Besitze im Schlosse Eisgrub in
Mähren. Leider trägt unser Geschütz keine Inschrift,
nach welcher wir den Besteller oder den Meister an-
geben könnten.
Mit diesem Geschütze gelangten auch drei Wall-
büchsen in die Sammlung, von denen deren zwei be-
sonders in kunsthistorischer Richtung unsere Aufmerk-
samkeit in Anspruch nehmen. Dieselben, ziemlich gleich
ausgestattet, besitzen 23t m. lange glatt gebohrte Läufe
von Eisen, deren rückwärtige Partien mit Bronze belegt
sind. Diese Fassungen sind mit Ornamenten in ge-
schmackvoller Spätbarrocke: Blattorrramente mit Putti, in
Relief geziert. Die eine derselben trägt die Inschrift:
«Francesco Mazzaroli 1673». Wir besitzen damit zwei
weitere Werke dieses überaus tüchtigen letzten Guss-
meisters der Republik Venedig, dessen wir in unserem
Werke «Meister der Waffenschmiedekunst vom XIV. bis
ins XVIII. Jahrhundert1) gedachten. Arbeiten dieses
Gussme'isters fanden sich bis jetzt nur im k. u k. Heeres-
museum zu Wien und in der kaiserlichen Eremitage zu
St. Petersburg. Die Läufe beider Wallbüchsen, welche
eine einfache französische Schäftung besitzen, sind mit
roh gefertigten eisernen Drehbassen ausgestattet. Die dritte
Wallbüchse, ohne jede künstlerische Zier, ist nur vom
rein technischen Gesichtspunkte zu würdigen. Deren
Lauf von der ansehnlichen Länge von 2'8i m., an sich
ein Meisterstück der Laufschmiedearbeit, überrascht durch
seine durch Plandarbeit bewirkte exacte Bohrung. Alle
genannten drei Läufe sind, was die Eisenarbeit betrifft,
aus Brescianer Werkstätten hervorgegangen. W. B.

Hans Sachs über die Harnischkammer. Wir
citiren hier eine interessante Stelle aus dem XXIII. Band
der Werke des Hans Sachs, Tübinger Ausgabe pag. 410
über die Harnischkammer, die ein Licht auf die Un
Sicherheit des Besitzes in derselben wirft; es heisst da
«Ein Klag der Harnischkammer.
Ich wolilgerüste Harnischkammer
Klage mein heimlich Noth und Jammer,
Dass mich beschau’n viel Leut gemein,
Der doch Keiner nichts trägt herein,
Sondern begehrt nur ’naus zu tragen
Was ihm gefällt. Das ist zu klagen,
Dass menschlich Herz, Sinn unde Muth
So tückisch begehrt fremdes Gut.
Anno salutis 1568, am 30. tag Octobris.»
H. B.

Katalog der Armeria Real in Madrid. Wie
man uns aus Madrid berichtet, ist der Chef der Armeria
Real dortselbst, Graf Valenzia de Don Juan, soeben
mit der Neubearbeitung des Kataloges seiner unterstehen-
den kostbaren Sammlung beschäftigt und dürfte letzterer
nun in Kurzem im Drucke erscheinen. Graf Valenzia
zählt zu den hervorragendsten Waffenhistorikern und wohl
auch zu den verdienstvollsten und glücklichsten Forschern

*) Berlin 1897. W. Moeser Hofbuchhandlung.
16
 
Annotationen