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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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1. Heft
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Boeheim, Wendelin: Ein Prunkharnisch im königlichen Museum zu Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0017

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I. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

9

Ein Prunkharnisch im königlichen Museum zu Stockholm.
Von Wendelin Boeheim.


Im XVI. Bande des Jahrbuches der kunsthistori-
schen Sammlungen zu Wien1) hat der Schreiber dieses
Berichtes unter anderen Nürnberger Waffenschmieden
auch den seinerzeit so berühmten Plattner Konrad
(Kunz) Lochner, geboren um 1510, gestorben 1567,
in nähere Betrachtung gezogen, dessen bis jetzt be-
kannt gewordene
Werke angeführt
und theilweise be-
schrieben. Unter
diesen Arbeiten
hat der Verfasser
auch jenenunver-
gleichlich schö-
nen Harnisch auf
Mann und Ross
erwähnt, welcher
gegenwärtig eine
Perle der könig-
lichen Leibrüst-
kammer zu Stock-
holm (Kat. 12) bil-
det, aber er war
damals nicht im
Stande, eine Ab-
bildung desselben
seiner Abhand-
lung beizugeben.
Seitdem gelang
es ihm aber, eine
Photographie die-
ses Prachtwerkes
Nürnberger Waf-
fenschmiedekunst
zu erhalten, wel-
che er der beson-
deren Güte und
Collegialität des
Intendanten des
dortigen Muse-
ums Herrn C. H.
Ossbahr ver-
dankt, und nimmt
nun Gelegenheit,
selbes nachträg-
lich unseren Mit-
gliedern in Abbildung vorzuführen und einige er-
klärende Bemerkungen beizufügen.
Der Harnisch auf Mann und Ross, nach seiner
Form um das Jahr 1550, also der Regierungsperiode
König Gustavs I. datirend, ist durch seine überaus

Prunkharnisch aus der königlichen Leibrüstkammer zu Stockholm.

2) Wendelin Boeheim, Nürnberger Waffenschmiede und
ihre Werke in den kaiserlichen und in anderen Sammlungen,
p. 364.

reiche decorative Ausstattung bemerkenswert^ Den
Grund bildet ein Muster von in Aetzarbeit dargestellten
feinen Schnecken in Silber, deren Vertiefungen mit Kalt-
Email in Weiss ausgefüllt sind. Ueber diesen Grund ist
ein Band-Ornament gelegt, welches theils inKalt-Email
schwarz gehalten, theils vergoldet ist. Der Harnisch
für den Mann be-
sitzt einen burgun-
dischen Helm mit
niederemKamme.
Die geschobenen
Achseln besitzen
Brechränder. Die
Brust zeigt noch
den charakteristi-
schen Tapul, der
jedoch bereits von
der Mitte nach ab-
wärts gerückt er-
scheint. DieEisen-
schuhe sind der
natürlichen Fuss-
form entsprechend
gestaltet. Der Har-
nisch für das Ross
deckt das letztere
in ganzenPlatten.
Die ganze Ross-
stirne mit buckel-
förmigen Augen-
dächern hat über
dem Nasenbein
eine hohe Auf-
treibung. Bemer-
kenswerth und
dem Meister ei-
genthtimlich sind
die Ohren durch
schneckenförmig
eingerollte Hör-
ner gedeckt, wel-
che vergoldet sind.
Auf der Ross-
stirne erblicktman
eingeschlagen das
Zeichen der Nürn-
berger Beschau, ferner die Meistermarke, einen auf-
steigenden Löwen nach rechts gewendet, in einem
Renaissance-Wappenschilde. Die Halsdecke (Kanz)
ist geschient, der Fürbug, nach vorne geschweift, hat
nur schwache Streifbuckel, das Gelieger besteht aus
aneinander genieteten, am Unterrande nach vorne ge-
schweiften Platten.
Ganz gleich ornamentirte einzelne Stücke finden
sich auch in anderen Sammlungen, wie ein Rennhut
 
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