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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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8. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [4]
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Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0220

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202

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

io Handbüchsen durch die Nürnberger bei «Ein zug
für ein sloz» sowie die Bemerkung über den Werth der
Handbüchse bei der Einnahme von Moringen (1388)
zeigen, dass man sich bemühte, die kleinen Feuer-
waffen und Handbüchsen sowohl beim Angriff als
auch bei der Vertheidigung in Verwendung zu
bringen.
Die Wirkung dieser Waffen wird in den Be-
richten offenbar zumeist übertrieben; die Hand-
büchsen — wie überhaupt die Feuerwaffen — über-
raschten durch die Neuheit und schienen infolge
dessen furchtbarer als sie wirklich waren. Dazu kam,
dass die Vorgänge bei der Verbrennung des Pulvers

nicht begriffen und die Kraftäusserung desselben mehr
gefürchtet als bestimmt erwartet wurde.
Die Charakterisierung der ersten Handfeuerwaffen
im 14. Jahrhundert fällt oft mit jener der Feuer-
waffen überhaupt zusammen, allein schon mit Aus-
gang des Jahrhunderts werden die Flandbüchsen in
ihrer Entwickelung selbständiger; die Construction
lässt bestimmte Grundsätze erkennen, welche die
Plandfeuerwaffen in der Wirkung verbessern, für den
Gebrauch handlicher gestalten und so allseitig den
kriegsmässigen Gebrauch derselben vorbereiten.
(Fortsetzung folgte

Solinger Schwertschmiede-Familien.
Von Albert Weyersberg in Solingen.
(6. Fortsetzung.)

Im Jahre 1757 erwarb er ein blattartiges Zeichen
von dem Messermacher Joh. Kleinjong zu Pilg-
hausen, das einige Aehnlichkeit mit zwei verschlunge-
nen Herzen zeigt und von Peter’s Nachfolgern in
etwas veränderter, wenig gefälliger Aus-
* y führung lange beibehalten, wenn auch
^ späterhin wohl selten benutzt worden ist.
Ein Ehevertrag aus dem Jahre 1765 führt als
seine Handelszeichen auf: den «Hünnern Kopf», das
«doppelte Hertz»1) und das «Siegen’sche Wapen».
Wohl seines «Plünnern Kopfes» oder «Hunnen
Königs-Kopfes» halber kaufte Peter am 13. Juli 1774
von den Erben Wundes2 3 *) für 4 Krthlr. den «Königs-
Kopff». Es scheint, dass er diese beiden Zeichen
alsdann mit einander verschmol-
zen hat, indem er die Form des
«Plünnern Kopfes» beibehielt:
die Marke aber nunmehr «Königskopf» nannte.8)
Schliesslich erhob Peter auch Ansprüche
auf den «schwarzen Hahnen»:


yt

Welche Ausdehnung die Handelsbeziehun-
gen Peter Weyersberg’s genommen hatten, wird durch
ein aus den Jahren 1782/84 herrührendes Verzeich-
niss eingegangener Gelder und ausstehender Forde-
rungen veranschaulicht. Dasselbe nennt Kunden in
Cassel, Oldenburg, Coblenz, Mainz, Frankfurt a. M.,
Darmstadt, Mannheim, Landau, Karlsruhe i. B., Pleil-

x) Vergl. Hans Peter zu Unnersberg. Erwähnt sei hier
ferner, dass sich in den Protokollen der Schwertschmiede undeut-
liche Nachrichten aus dem Jahre 1725 finden, die das Zeichen
«Plert» sowie Abraham Weyersberg und dessen Brüder betreffen
und auch Wilhelm Weyersberg in der Stadt nennen.
2) Boeheim, Wendelin, «Meister der Waffenschmiedekunst
vom XIV. bis in’s XVIII. Jahrhundert». Berlin, 1897, S. 240/42:
und Weyersberg, Albert, «Solinger Schwertschmiede des XVI. und
XVII. Jahrhunderts und ihre Erzeugnisse». Monatschr. d. Berg.
Geschichtsvereins, Jahrg. 1896, S. 263/65.
3) Weyersberg, A., «Chronik der Familie Weyersberg, Nach-
trag zu dem Abschnitte auf Seite 43/44».

bronn, Stuttgart, Ansbach, Furth, Nürnberg, Bay-
reuth, Schweinfurt, Würzburg, Regensburg, Pappen-
heim, Augsburg, Lindau, St. Gallen, Basel, Zürich,
Genf, Strassburg i. E., Nancy, Besangon, Lyon,
Marseille, Turin, Neapel, Cadix, Lissabon, Krakau und
St. Petersburg! Das Hauptgeschäft scheint auf den
Messen zu Frankfurt a. M. gemacht worden zu sein,
an welchem Platze Peter ein ständiges Waffenlager
unterhielt.
Nach Peter’s Plinscheiden im Jahre 1782 wur-
den laut letztwilliger Bestimmung seine Söhne Jo-
hann Wilhelm, geb. 1750, Peter, geb. 1766, und
Johann Ludwig, geb. 1770, Erben des väterlichen
Geschäftes wie der zugehörigen Handelszeichen, je-
doch mussten für die letzteren die minderjährigen
Töchter des 1777 verstorbenen ältesten Sohnes
Clemens Hermann mit einem Viertel des zu
400 Arthlr. veranschlagten Gesammtwerthes der
Zeichen entschädigt werden.
In Anbetracht der Minderjährigkeit von Peter
und Johann Ludwig übernahm Johann Wilhelm zu-
nächst allein die Leitung des Geschäftes, um sich
später mit seinen jüngeren Brüdern, als diese ein
entsprechendes Alter erreicht hatten, in dieselbe zu
theilen, worauf die Handlung unter der Firma «Ge-
brüder Weyersberg» weitergeführt wurde.
Peter erbaute 1771 die «blaue Seite» der Kirsch-
heide, welche noch heute das Bild eines stattlichen
Kaufmannshauses der damaligen Zeit bietet.1)

Joh. Peter Wilhelm, Sohn des Wilhelmus in der
Stadt, geb. u. -j- 1726.
Wilhelmus (10), Sohn des Peter (9) zu Fockert
(heute Vockert geschr.), geb. 1730, -j- 4. März 1732.

Giemen, Paul, «Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz»,
1894, III. II. S. 121, m. Abb.
 
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