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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Rose, Walther: Die Verzierungen auf orientalischen Panzerhemden, [2]
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Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0183

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7. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

167

im vorliegenden Falle, in Verbindung mit solchen
glückverheissenden Sprüchen oder auch allein einen
bestimmten Namen und zwar meist den des Besitzers
tragen, wodurch es ermöglicht wird, das Panzerhemd
mit einer bestimmten historischen Person in Verbin-
dung zu bringen.
Eine solche stumme und doch so beredte Sprache
führt z. B. auch das auf Seite 553 des Katalogs der
Milleniums-Landes-Ausstellung abgebildete, allerdings
aus viel späterer Zeit stammende Panzerhemd mit
einer auf der mittleren Brustgegend befestigten runden
Bleischeibe, auf welcher sich die Inschrift
93. Jenitscheri ägasi Mustafa äga
d. h.
1632. Janitschar-Aga Mustafa Aga
befindet und bei dem die darauf folgende Notiz uns
davon Kenntniss giebt, dass Mustafa Aga von Rodosto
an der Belagerung von Wien als Aga (Befehlshaber)
der Janitscharen Theil nahm und nur mit schwerer
Mühe sein Heil in der Flucht fand, wobei er sein
Panzerhemd im Stich Hess. Es würde daher über-
aus interessant sein, wenn z. B. bei dem auf Seite 231
desselben Kataloges abgebildeten türkischen Panzer-
hemde vom Anfänge des 16. Jahrhunderts aus dem

Besitze Sr. Majestät des Sultans Abdul Hamid, wel-
ches auf der linken Seite und auf dem Rücken in
der Gegend des Schulterblattes je eine derartige,
mit einem .arabischen Spruch in kuftscher Schrift
versehene kreisrunde Scheibe besitzt, diese Inschrift
entziffert werden könnte.
Das Gleiche gilt von dem auf Seite 813 dieses
Kataloges dargestellten, ehemals dem Fürsten Mi-
chael Apafy II. von Siebenbürgen (1676—1713) ge-
hörigen Panzerhemde aus der Waffensammlung des
Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien, welches ausser
den kleinen sternförmigen vergoldeten Messing- und
Silberplättchen fünf grosse runde, getrieben verzierte
vergoldete und sehr fein niellirte Silberscheiben ent-
hält, da dieselben — der Abbildung nach — wohl
noch mehr Schriftzeichen als nur die angegebene
türkische Marke: «Kehistani Mohumed» aufweisen
dürften.1) Dr. W. R.
1) An der erwähnten Panzerrüstung Michael Apafy’s II. sind
nur die Scheitelplatte und das mittlere Plättchen an der Brust
gleichzeitig. Die vier anderen auf der Brust sind spätere Zugaben
von roher Arbeit. Erstere zwei Platten sind in feiner Zeichnung
theils niellirt, theils geätzt und vergoldet. In den Ornamenten ist
keine orientalische Inschrift bemerkbar.. Anmerk. d. Redaction.

Solinger Schwertschmiede-Familien.
Von Albert Weyersberg in Solingen.
(5. Fortsetzung.)

Nachtrag zu Peter (5):
Dass Peter Weyersberg nicht bloss Schwerter
und Degen anfertigte und anfertigen Hess,1) beweist
eine Prunkpartisane der freien Reichsstadt Frank-
furt a. M. vom Jahre 1675, die im Königlichen Zeug-
hause zu Berlin (A. D. 963 [48]) aufbewahrt wird.
Diese Partisane, ein reich verziertes Prachtstück,
zeigt in Aetzung eine Ansicht von Frankfurt a. M.,
sowie 43 Geschlechterwappen mit Namen, und ferner
in grösseren Lettern die Inschriften: «Flerr Hiero-
nymus Peter von Stetten, Gerichts Schult-
heis, 1675» — FRANC FURT AM MAIN, PAX
ET IUSTITLA» — «Dises von Peter (Marke)
Weyersbergh von Solingen, 1675». Zwischen
Peter und Weyersbergh ist ein mit einem Stirnband
versehener Mohrenkopf angebracht.
Wilhelm (4), Clemens’ Sohn — vergl. Clemens (1)—,
-1) Die Bestimmung, dass ein Mitglied der Bruderschaft der
Schwertschmiede nicht gleichzeitig schmieden und Handel treiben
sollte, war damals nicht mehr aufrecht zu erhalten. Uebrigens ist
es gut zu verstehen, dass die fähigeren und strebsameren Klingen-
schmiede in den veränderten Zeiten von der heimischen Kaufmann-
schaft, die immer angesehener wurde, nicht zu abhängig werden
wollten und gestützt auf den alten Handwerksruhm, selbst auswär-
tige Verbindungen, anzuknüpfen suchten. Die starren Formen des
handwerksmässigen Betriebes überlebten sich eben mehr und mehr,
und alle Versuche, sie zu stützen und Umgestaltungen zu verhin-
dern, erwiesen sich auf die Dauer vergeblich.

vereidet am 2. März 1690,1) vielleicht ein Enkel
des trefflichen Wilhelm (1).
Diesem Meister dürfen wir wohl die interessante
Klinge eines Hirschfängers zuschreiben, den das
Königliche Zeughaus zu Berlin besitzt (Führer b,
1817). Sie stammt aus derZeit von 1660 bis 1680,
höchstens 1690 und wurde, wie die Ausführung der
Arbeit erkennen lässt, erst späterhin als Spundbajonett
verwendet.
In feiner, leider etwas verputzter Aetzung zeigt
uns die Klinge originelle Jagddarstellungen und
mehrere Sprüche in der Rundschrift des 17. Jahr-
hunderts :
auf der Vorderseite oberhalb der Jagdscene:
«gu uielem fangen — Hab id) uer — langen» und
im Hohlschliff: «EÜilfjelm füierjjjberg me fecit So«
lingen»;
auf der Rückseite im Bilde: «3m Un—gelücf
fro — teer — fan — aljo», und im Hohlschliff:
«3aSen unb uiel fangen öaju Hdl id) uerlangen».
Wie Herr Dr. von Ubisch, der Director des
Königlichen Zeughauses, die Güte hatte, mir mitzu-
theilen, trägt die Klinge auf der Vorderseite als

x) An dieser Vereidigung, die zu Schirpenbroich und wahr-
scheinlich durch den herzoglichen Obervogt erfolgte, nahmen sehr
viele Schwertschmiede Theil. Es wird sich dabei um Aenderun-
gen der Handwerksordnung gehandelt haben.
 
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