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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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8. Heft
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Engel, Bernhard: Nachrichten über Waffen aus dem Tresslerbuche des deutschen Ordens von 1399-1409, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0213

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8. Heft

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

19s

Nachrichten über Waffen aus dem Tresslerbuche des deutschen Ordens
von 139g—140g.
Von Landrichter Bernhard Engel in Thorn.

Als einziges Tresslerbuch des deutschen Ordens
hat sich dasjenige der Jahre 1399—1409 erhalten.
Es ist 1896 in Königsberg i. Pr. irn Druck erschienen,
herausgegeben von Archivrath Dr. Joachim. Das
Buch enthält ein genaues Verzeichniss sämmtlicher
Ausgaben des Marienburger Tresslers für die ge-
nannten Jahre und bildet damit eine Fundgrube für
die gesammte Culturgeschichte jener Zeit, nicht zum
geringsten auch für die Waffenkunde. In dieser Be-
ziehung ist das Tresslerbuch bisher nur von M.Toeppen,
«Die ältesten Nachrichten über das Geschützwesen in
Preussen», benutzt worden. Letztere Abhandlung ist
aber wenig bekannt; es wird daher, wie ich annehme,
den Lesern der Zeitschrift nicht unlieb ^ein, hier den
gesammten Stoff (auch die Feuerwaffen betreffend)
vorgeführt zu sehen.
I. Schutzwaffen.
Der allgemeine Ausdruck harnasch (harnosch,
harnusch) findet sich häufig als Ueberschrift für ver-
schiedene Schutzwaffen, daneben aber auch als be-
sondere Bezeichnung für die Körperschutzwehr. Hier
wird wieder der Blechharnisch und der Ringel-
(Rinken-)harnisch unterschieden. Mit ersterem gleich-
bedeutend ist das panzer (panczer, panzir, penzer,
penzir); es werden nebeneinander genannt: 1404
«yseryne panzer» und «gestehe panzer», 1405 panzer
schlechtweg (also eiserne) und «stelynne panzer»,
1409 «eyn stelyn und eyn yserynnes panzer». Wenn
1409 «4 panzer und 2 vas mit blechharnisch» eben-
falls nebeneinander aufgeführt werden, so bedeutet
das jedenfalls keinen Gegensatz sondern nur, dass
die ersten 4 Panzer unverpackt waren. Auch «gute
panzer» kommen 1403 vor. 1404 werden 21/2 m L)
gezahlt «vor 6 panzer zu wyten (weiten) und colnyr
(Koller) daran zu machen». Hier könnte Panzer wohl
ausnahmsweise gleichbedeutend mit Ringelpanzer sein,
die gewöhnliche Bezeichnung dafür aber ist Brünne
(brunnige, bronnie, bronie, bronnige, broninge, brö-
ninge, bronnyge, bronnye), denn sie wird neben
«panzer, stelynne panzer» genannt. Das Register
übersetzt Brünne unrichtig mit Brustharnisch. Dieser
wird thatsächlich in dem Tresslerbuch «Brustblech»
oder «Brust» schlechtweg genannt. Ueber die «plate»
erfahren wir ausser den Preisen nichts. Letztere sind
folgende: für eine Platte 1399: 2 m, 1403: 31/9 m,
1409: 21/„m; für eine Brust 1402—1404: 1 Firdung

1) i m (Mark) = 4 Firdung = 24 Scot = 45 Iialbscoter -
60 Schilling = 180 Vierchen = 720 Pfennige = 16 Loth. Nach
Vossberg war der Geldwerth einer Mark in den Jahren 1393 —1407
= 13 deutsche Reichsmark heutiger Währung, 1407—1410 -
12.30 Reichsmark. Die löthige Mark war = 2 m und 7 */2 bis
9 Scot.

bezw. 7, 5 und 41/2 Scot; für eine Brünne durchweg
i1/2m. Die Preise der Panzer sind pro Stück 1399 :
28/4 m. (für Panzer, die den Litthauern geschenkt
werden, also wohl geringe Panzer), 3l/4 m, 6 m (für
einen Ordensbruder); 1400: 5 m, 24/7 m, 3% m, 21j2 m
weniger 1 fird., 4 m; 1401: 3 m und 1 fird., 31/2 m,
3 Schock (böhmische Groschen); 1402: 3 m 1 fird.,
3 m V2 fird, 38/4m; 1403: 3 m 1/2 fird., 2 m, 21/e m,
4 m, i1/2 m, 4 m, 21/, m, (während 5 «gute» Panzer
37 m 4 Scot kosten); 1404: 4 m, 3 m weniger 1 fird.
(eiserne Panzer); 1405: 3 m; 1409: 4*/4 m, 3^ m,
3 m, 10 m, 8°/6 m; 1405 für Stahlpanzer 8l/10 m;
1409 für einen stählernen und einen eisernen Panzer
16 m; 1408 für einen Harnisch des Hochmeisters
112 m 16 Scot; jedoch ist letztere Stelle (Seite 515)
nicht ganz deutlich, vielleich ist Harnisch hier Sammel-
begriff. (Bei Sattler, Plandelsrechnungen des deutschen
Ordens, die sonst für die Waffenkunde nichts bieten,
wird S. 119 für 1400 der Preis eines Panzers auf
10 m angegeben.)
In einem Falle werden 1404 verschiedene Waffen,
nämlich 11 gestählte Panzer, 2 Schurze, 2 Hundis-
kogeln und I Kragen, nach Gewicht bezahlt, das
Pfund mit 10 Scot.
Die Zahl der gekauften Stücke beträgt:
1399: 6 Platten, 3 Panzer.
1400: 19 Panzer.
1401: 5 Panzer, 2 Brüste.
1402: 14 Panzer, 293 Brüste,
1403: 2 Platten, 28 Panzer, 523 Brüste.
1404: 33 Panzer, 1057 Brüste.
1405: 13 Panzer, 31 Brünnen.
1406: 28 Brünnen.
1407: 17 Brünnen.
1408: 1 Panzer.
1409 : 2 Platten, 32 Panzer, 36 Brünnen.
1409 wird auch ein Harnischwagen und 1404 Plarnisch-
knechte erwähnt.
Als einzelne Theile des Panzers lernen wir
kennen:
Die Vostollen (Bekleidung der Vorderarme), die
stets paarweise genannt werden, ebenso wie die
Blechhandschuhe (blechhanczken),
Russische Armleder (1401) und
Beingewand (1400). Letzteres, für den Ploch-
meister bestimmt, kostet 2a/2 m-
Im übrigen sind die Preise 1401: 2 Paar Vor-
stollen 1/2 m, 2 Brüste und 2 Paar Vorstollen 50 (sc.
böhmische) Groschen; 1402: f3 Paar Vorstollen, das
Paar zu 7 Scot, und 12 Paar Blechhandschuhe, das
Paar für 8 Schillinge; 1403: 9 Paar Vorstollen für
9 Firdung; 1409: 6 Paar Blechhandschuhe und 4 Paar
Vorstollen für 2 m. 10 scot.

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