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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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6. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg, [2]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0150

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136

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg.
Nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden.
Von M. v. Ehrenthal in Dresden.

(Fortsetzung.)

Während der Regierungszeit des Kurfürsten
Christian I. (1586—1591) fehlt ein Nachweis in unseren
Acten über Geschenke des Habsburgischen Fürsten-
hauses Bei der Sorgfältigkeit, mit welcher die In-
ventare von 1606 und 1680 angelegt sind, kann man
annehmen, dass in der That auch keine Geschenke des
Kaiserl. Hofes an den Kurfürsten gemacht worden sind.
Hieran war ohne Zweifel die Entfremdung Schuld, die
infolge der politischen Haltung des durch Kanzler Crell
beeinflussten Kurfürsten schon bald nach dessen Re-
gierungsantritt zwischen beiden Höfen eingetreten war.
Nach des Kurfürsten frühem Tode und Crell’s
Sturz stellte der Administrator, Herzog Friedrich
Wilhelm von Weimar, der Vormund des noch mino-
rennen Kurfürsten Christian II. (1583—1611), alsbald
die guten Beziehungen zum Hause Habsburg wieder
her und wir finden die Bestätigung dieser Thatsache
auch in dem zweiten der oben angeführten Inventare.
18. Inventar 1680, II. Thl. S. 486. «Eine ge-
zogene Kugelbichsse, der Schafft mit bein aus-
p-eleet und verädert, dass Schlossblech und Rohr ge-
stochen, auf dem Rehre stehet Rudolphus II. Rom.
imperat. 1594 und die Buchstaben L. FI.» Die Büchse
war sonach ein Geschenk des Kaisers an den jungen
Herzog Christian (II.). Sie befindet sich heute nicht
mehr in der Sammlung.
Am 23. Februar 1602, bald nach dem Regie-
rungsantritt des Kurfürsten Christian II., überbrachte
ihm eine besondere Gesandtschaft die nachbenannten
Geschenke des Kaisers Rudolf II.
19. Inventar 1680, II. Thl. S. 39. «Zwei lange
türkische Copi», das sind lange Reiterspiesse mit
dreikantigen, hohl ausgezogenen Klingen, die im
Orient unter dieser Benennung schon längst bekannt
waren. Die Schäfte der Spiesse waren mit Malerei
und silbernem, vergoldetem Beschläge geziert; unter
den Klingen war je ein seidenes Fähnlein angebracht.
20. Inventar 1680, II. Thl. S. 128. Ein Paar
Panzerärmel von eisernen und messingenen Ringen,
oben mit rothem Riemen. Ohne dass es besonders
ausgesprochen wird, darf angenommen werden, dass
wohl auch hier die Arbeit orientalisch war.
21. Inventar 1680, II. Thl. S. 193 —196. Ein
tartarisches Habit, bestehend aus einem Rock
von rothem Tuch mit seidenen Schleifen und Knöpfen,
einem Unterrock von gelbem Atlas mit goldenen
Knöpfen und Schleifen, einem Paar Flosen von brau-
nem Tuch, einer carmoisinrothseidenen gestickten
Leibbinde, endlich einem Paar rothlederner türkischer
Stiefeln. Dabei war ein «1 ebendiger Tartar» und
ein «rothschimmligtes geschecktes Ross».
An Waffen gehörten hierzu:
22 a—d. a) Eine kupferne, vergoldete, mit

rothem Sammet gefütterte tartarische Armschiene
mit Lederhandschuh daran. Saal J (türkisches Zelt),
Schrank II. b) Ein tartarischer Säbel, J, 102;
c) Bogen und Pfeile nebst dazu gehörigen Köchern;
endlich d) eine braunlederne Karbatsche.
23. Inventar 1680, II. Thl. S. 196—199. Ein
anderes Habit, von einem Mohren überbracht nebst
drei Rossen «von denen der Mohr einen Schweiss-
fuchs geritten». Es gehörte dazu ein «türkischer Bundt
von braun wollenem Schleier gewunden» (das war
ein Turban), ferner ein scharlachrother türkischer
Rock; ein Unterrock von weissem Atlas, an den
Fäusten einx Paar eiserne Panzerhandschuhe; eine
lange Leibbinde von carmoisinrother Seide; endlich
ein Paar gelblederne türkische Schuhe.
An Waffen waren dabei:
24 a—d. a) Ein türkischer Säbel, dessen
Montirung aus vergoldetem Silberblech bestand,
während sich auf den beiden Bundringen der Scheide
türkische Inschriften befanden — J, 166 —. Ferner
(b) ein türkischer Dolch mit damascirter wohl-
riechender Klinge, hölzernem, mit silbernen Rosetten
beschlagenem Griff und massiv silberner, reich orna-
mentirter, auch mit Niello geschmückter Scheide. —
J, —. Für diejenigen Leser, denen eine «wohlriechende
Klinge» etwas Unbekanntes sein sollte, sei bemerkt,
dass es der Duft des den Kern der Scheide bilden-
den Sandelholzes war, der sich auf die Klinge über-
trug und so die Täuschung hervorbrachte, als sei
der Stahl wohlriechend gemacht worden. Weiter
(c) eine türkische Placke mit einem Hammer,
etwas ausgefeilt und vergoldet, an einem braunhöl-
zernen Stiel; endlich (d) ein türkischer Bogen
m it Pfeilen in silberbeschlagenem Köcher. — J, 230
bez. 198 a und b.
25. Inventar 1680, I. Thl. S. 55*5- Der Kaiser
verehrte 1607 dem Kurfürsten ein Reitzeug, mit
schwarzem Sammet bezogen und mit vergoldetem
Messingbeschläge und mit Perlen besetzt, das aber
nicht mehr in der Sammlung vorhanden ist.
Im Jahre 1610 besuchte der Kurfürst den Kaiser
in Prag. Der Zweck der Reise dahin war ein poli-
tischer, denn ausser mancherlei Reichsangelegen-
heiten, die zu Prag zwischen ihm und dem Kaiser,
sowie einigen katholischen Reichsfürsten berathen
werden sollten, begehrte Christian II. vom Kaiser
die Belehnung mit den Herzogthümern Jülich und
Cleve, die auch am 7. Juli 1610 zu Prag erfolgte.
An dieses Ereigniss erinnert das noch in der Samm-
lung (Saal L, Schrank III) bewahrte Kostüm von
rothbraunem Atlas, welches der Kurfürst zu dem
feierlichen Act getragen hatte. (Fortsetzung folgt.)
 
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