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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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6. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0151

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

137

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Major P. Sixl in Levico.
(Fortsetzung.)

Erste Handfeuerwaffen im 14. Jahrhundert.
Die ersten Nachrichten über Feuerwaffen aus
Italien vom Jahre 1331 und 1334 nannten neben
grösseren Kalibern auch solche, welche augenschein-
lich kleinere tragbare Handfeuerwaffen bezeichnen
sollten. Andere zweifellos auf Handfeuerwaffen hin-
deutende Nachrichten aus Italien fanden sich jedoch
erst später.
Im Jahre 1364 liess Perugia 500 Bombarden für
den Handgebrauch von
der Länge einer Spanne
anfertigen, «die dennoch
so stark waren, dass sie
durch jeden Harnisch
schossen.»1) («II nostro
comune di Perugia fece
fare . . . 500 bombarde
una spanne lunghe, che
le portavano su in mano,
bellisime, e passavano ogni
armatura.» Graziani, Cro-
nica in Archivio stör. ital.
16. 197. 2)
In einem Inventar der
zu Modena gehörigen Burg
Formizane (Formigiona)
— vom Jahre 1371 —wer-
den angeführt: «Item 4
schioppi pizoli da man
fornidi.» (Staatsarchiv zu
Modena. Angelucci. Do-
cumenti inediti S. 238.a)
In Frankreich wurden
«im Jahre 1375 zur Be-
lagerung von St. Sauveur-
le-Vicomte 24 kleine Ka-
nonen von Kupfer und eines von Eisen gefertigt,
sowie 4 eiserne von Schmieden gekauft. Nach einer
Schätzung Fave’s haben die kupfernen 17, die
eisernen 24 Pfund gewogen. Sie wurden an Stielen
gehandhabt, die am Rohr befestigt waren. Sie dienten
also als Handwaffen und schossen Bleikugeln» (Köhler
III, 1, 234).
In Deutschland werden im Jahre 1379 Feuer-
waffen erwähnt, welche infolge des angeführten Ge-
wichtes zu den tragbaren, und im Sinne damaliger
Auffassung, auch zu den Handfeuerwaffen gezählt
werden müssen.
J. G. Hoyer, Geschichte der Kriegskunst, Göttingen
1797, 5 I, 65-
2) G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens und der
Kriegführung in der Ritterzeit, Breslau 1886—89, III, 1, 227.
3 Köhler, ebenda.

In der Rechnung des Zeugschmiedes in Regens-
burg werden z. J. 1379 angeführt: «11 Büchsen, die
in PIolz verrichtet sind und mit Eisen beschlagen, die
wiegen zusammen 120 Pfund.» (Gemeiner, Regens-
burger Chronik II, p. 192. x)
Urkunden aus Nürnberg vom Jahre 1388 nennen
unter der Aufschrift: «Ein Zug für ein Sloz» neben
andern Feuerwaffen «bei jedem Sturm 10 Hand-
büchsen».2)
Aus demselben Jahre
sagt eine Nachricht über
die Einnahme von Morin-
gen durch die Augsburger:
«oder hett man ain schuss
zu in getan mit ainer hant-
püchs oder armbrost, als
man die prugg über den
graben mit weinfassen wolt
machen, sie hetten sein
kain sin gewunnen.»(Chro-
niken der deutschen Städte
V, p. 36.)3)
Der Preis einer Pland-
büchse belief sich nach
einer Rechnung von 1390
auf 11 Schilling Heller. 4 5)
Die erste bildliche
Darstellung von verschie-
den grossen Feuerwaffen
ist im Codex germ. 600
Firy r derkönigl. Hof-undStaats-
„ .... ■. . ... , bibliothek in München ent-
benutze mit Klotzbuchse
aus dem Codex germ. 600 ^
der kgl. Hof- und Staatsbibliothek Dieser auf Papier ge-
zu München. schriebene Codex wurde
wiederholt beschrieben
und gewürdigt; zuerst vonR. v. Rettberg im «Anzgr.
f.d. Kunde der deutschen Vorzeit» 1860, Spalte 405 ff.;
— sodann: Oberstlieutenant Würdinger, Direktor
Essenwein, Oberstlieutenant Jähns, Major Toll, Gene-
ralmajor Köhler u. s. w.
Der Codex enthält nach Jähns:>) roh gezimmerte
mit dick aufgetragenen Farben ausgemalte Darstel-
lungen, welchen man, wie Essenwein bemerkt, sofort

») J. Würdinger, Kriegsgeschichte von Baiern, Franken,
Pfalz und Schwaben von 1347 bis 1506, München 1868, II, 349.
— Quellen 9.
2) Würdinger I, 104 und 105.
3) Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, Leipzig 1872
(Essenwein), p. 12 und 13.
*) J. Würdinger I, p. 104 und 105.
5) M. Jähns, Geschichte der Kriegswissenschaften vornehm-
lich in Deutschland, 1889, I, p. 229.
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