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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Fachliche-Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0206

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i88

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

rostfrei zu machen. Im Princip ist ja das Verfahren
nicht neu, wurden doch bereits im Mittelalter die Maschen-
panzer in sandgefüllten Tonnen gereinigt, auch lässt sich
gerade dieser Modus nicht überall in Anwendung bringen,
mutatis mutandis aber können wir eine Reinigung durch
trockenen Sand nur bestens empfehlen.»
Wir haben zu diesem empfohlenen Recepte vorerst
die Bemerkung zu machen: «In der Conservation
von kunsthistorischen Gegenständen ist es ein
Fundamentalsatz, dass eine Reinigung nur so-
weit sich erstrecken darf, als die Sorge für die
Erhaltung des Gegenstandes dieses erfordert.»
Ein Schritt weiter und die Gefahr tritt heran, den Gegen-
stand zu schädigen.
In dem vorliegenden Falle ist es die Aufgabe des
Conservators, den an den einzelnen Ringen — aller-
dings in Jahrhunderten der Verwahrlosung — ange-
sammelten alten und frischen (lichtrothen), somit noch
wuchernden Rost zu entfernen, ohne auch nur im Ge-
ringsten das gefährdete, aber noch gesunde Material
selbst anzugreifen. Es ist nun allerdings nicht zu läug-
nen, dass dieser Aufgabe bei Panzerhemden, welche als
ein Geflecht viele Stellen besitzt, welchen nur sehr schwer
direct beizukommen ist, nur äusserst mühsam entsprochen
werden kann. Damit ist aber die Aufgabe noch lange
nicht aus der Welt geschafft.
Die Methode, welche hier empfohlen wird, ist das
sogenannte Scheuern. Durch dasselbe wird zweifels-
ohne der aus dem Material aufquellende Rost in erstaun-
lich kurzer Zeit weggenommen, aber Niemand ist im
Stande, den Zeitpunkt wahrzunehmen, wann mit dem Vor-
gänge einzuhalten ist, damit nicht etwa die gesunden
Theile angegriffen werden. Kein Panzerhemd ist an
allen seinen Stellen gleich verrostet. Ist an der schlech-
testen Stelle der Rost entfernt, dann ist sicher an der
besten Stelle das Eisen der Ringe angegriffen und stumpf
geworden.
Ein derlei Mittel ist mechanisch zu angreifend und
gewaltsam, und kann daher, wenn überhaupt, nur in den
äussersten Fällen und bei der allervorsichtigsten An-
wendung versucht, nie aber allgemein empfohlen werden.
Sand ist überhaupt ein gefährliches Medium, in seiner
Bewegung greift er die Stoffe mit einer staunenswerten
Schärfe an; im Gebläse durchbohrt er die härtesten
Mineralien, und bei der Bewegung an einem Schwung-
rade kommt er der Wirkung in einem schwachen Ge-
bläse bedenklich nahe. Derartige radikale Methoden
gehen über das Erlaubte in der fachgemässen Conser-

vation hinaus und es ist allen Ernstes von solchen ab-
zurathen.
Es gibt kein anderes rationelles Mittel zur Reinigung
von verrosteten Panzerhemden als jenes, welches wir
überhaupt an Eisen in unserer «Waffenkunde» empfohlen
haben: das Waschen des Gegenstandes mit Steinöl mittelst
entsprechend scharfen Bürsten. Es ist nicht richtig, zu
sagen, dass selbes nicht hilft, denn insolange das Steinöl
noch Rostfarbe mit sich führt, ist der Reinigungseffect
nicht zu läugnen. Es ist also nur der Mangel an Ge-
duld, der uns die Methode als unanwendbar schildert.
Die Nothwendigkeit, mit der Reinigung und Aufstellung
seiner Objecte rasch zu Ende zu gelangen, mag den
Autor zu einem so drastisch wirkenden Mittel geführt
haben, aber wir können es nie und nimmer als ein
rationelles erklären und müssen vor dessen Anwendung
warnen.
Was in Jahrhunderten sich an Rost angesammelt hat,
kann doch in wenigen Minuten nicht entfernt werden —
oder das Mittel ist zu scharf. Man wasche unverdrossen
mit Petroleum und fahre in freilich beispielloser Geduld
damit fort, solange dasselbe noch roth abfärbt. Bleibt
es endlich verhältnissmässig klar, dann werden die Ringe
noch immer Gruben erkennen lassen, welche im Grunde
schwarz sich darstellen. Das ist aber nicht mehr Rost,
sondern der durch selben erzeugte Schaden, der kann
ohne Gefahr für das gesunde Material nicht mehr ent-
fernt werden. Es ist nicht die Aufgabe, das Hemd wieder
glänzend zu bilden, wie es aus den Händen des Panzer-
schmiedes hervorgegangen ist. W. B.

Berichtigung. In unserer vergleichenden Studie:
«Bogen und Armrust« ist auf Seite 134 Z. n v. u. eine
Verwechslung unterlaufen, indem wir zwar ein bestimmtes
Beispiel im Sinne hatten, aber ein anderes hier nicht
heranzuziehendes benannten. Es handelt sich dort um
Darstellungen von Bogenschützen im Alterthume und da
führten wir als Beispiel den Parthenongiebel auf der
Akropolis an. Dass wir hier die Giebel am Minerva-
tempel zu Aegina vor Augen hatten, dürfte sich der
gütige Leser wohl selbst gedacht haben. Wir bemerken
bei dieser Gelegenheit, dass für uns gerade hier ein
Rest am mehr beschädigten Ostgiebel von Wichtigkeit
ist, wo uns beide Hände mit den Fingern des rechts-
seitigen Schützen erhalten geblieben sind. Jene am
Westgiebel erscheinen uns nach den Ergänzungen Cocke-
rells und Thorwaldsens zu unsicher.

Literatur.

Katalog der Freiherrlich von Lipperheide’schen
Sammlung für Kostümwissenschaft. Dritte Abthei-
lung, Büchersammlung. Erster Haiband. Berlin 1896
bis 1898. Verlag von Franz Lipperheide.
Was in der wissenschaftlichen Welt und speciell in
den historischen Kreisen aller Kulturstaaten längst er-
sehnt wurde, wozu in einzelnen Staaten auch schüchterne
Anfänge gemacht worden sind, das hat ein hochgebil-
deter und hochherziger Mann nach seinem eigenen Pro-
gramme, unter mühevoller Arbeit und unter Darbringen

von riesigen Opfern, allein in’s volle Leben gerufen und
der Benützung erschlossen: Eine auf einem umfassenden
Plane beruhende Sammlung für Kostümwissenschaft
als eine Hilfsquelle für jeden, der von dem Streben
geleitet ist, «mit richtigem Blicke in die Vergangenheit
zu sehen». Dieser einzelne Mann ist uns kein Fremdling
mehr; er ist dort nicht allein der humane Förderer,
so sehr ihn auch diese Stellung ehren würde; nein, er
ist viel mehr, er ist der thatkräftige Mitarbeiter auf
historischem Gebiete, der auf grosse Erfolge hinzuweisen
vermag: Franz Freiherr von Lipperheide.
 
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