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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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11. Heft
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Neues aus dem Musée d'Artillerie in Paris, [2]
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0294

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2Jb

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

gestalteten sich Oberst Bernadac’s Untersuchungen
bezüglich des verwechselten Rundschildes des Charles
von Bourbon.
Die Verwechslung selbst bei der Uebernahme
in Ambras 1806 war rasch festzustellen, durch den
Vergleich des Helmes und des Rundschildes dieses
Feldherrn in der kaiserlichen Waffensammlung zu
Wien (Saal XXVI, 178) mit der Tafel XXIX in
Schrenckh, und wir bieten dem Leser durch die
Abbildung- dieser Tafel in Fig. 3 und jener der
beiden Originalstücke in Fig. 4 und 5 Gelegen-
heit, diesen Vergleich selbst anzustellen. Es wurde
somit aus Ambras ein anderer Rundschild und
dazu ein Helm mitgenommen, und es frug sich
nur, welche: F.in Hauptmerkmal des ersteren
bildete die Angabe, dass er geätzt, vergoldet sei
und in der Mitte eine Spitze besässe. Aus Wien
erfuhr Oberst Bernadac, dass 1806 der Schild des
Generalobersten der französischen Infanterie, Peter
Strozzi (geb. 1541. im Meere ertränkt 1582) und
ein Ilelm ohne Zuschreibung mitgenommen wur-
den. Da lieferte die Tafel CVI1 bei Schrenckh das
Mittel, die Form und Zier desselben zu ersehen,
und die Abbildung, die wir hier gleichfalls in Fig. 6

zur Ansicht bringen, war klar und deutlich genug,
um im Musee d’Artillerie das Urbild in dem mit
einem Stachel ausgestatteten Rundschilde J. 24
hcrauszufinden, den wir hier in Fig. 7 vor Augen
stellen. Strozzi ist in Schrenckh ohne Helm dar-
gestellt und es war auch in der That nie ein Helm
desselben vorhanden. Wäre der mitgenommene
Helm aufzufinden, so könnte das nur insofern Werth
haben, als dessen Herkunft aus Ambras damit fest-
gestellt wäre.
Mit den vorher geschilderten Ergebnissen der
Forschungen des Conservators Oberst Bernadac hat
das Musee d’Artillerie unstreitig einen ansehnlichen
Gewinn zu verzeichnen; es kann zwei Gedenkstücke
berühmter Franzosen gewissermaassen als einen werth-
vollen Neuerwerb betrachten. Gedenlcstiicke an den
hochverdienstvollen General und Organisator des
französischen Fussvolkes Peter Strozzi und an Charles
Biron, der als Verräther geendet hatte, dessen Ruhmes-
thaten in den Schlachten bei Arques, Jvry, Aumale,
wie in der Belagerung von Paris als glänzende Sterne
in der Kriegsgeschichte Frankreichs aber nie ver-
löschen werden.

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Major P. Sixl in Levico.
(Fortsetzung.)

Die Hakenbüchse ist, im Gegensätze zu Fig. 14
und 21, ohne irgend welche tragbare Unterlage ab-
gebildet; es ist wahrscheinlich, dass diese Art Haken-
büchsen auf schon vorhandenen -festen Unterlagen,
wie Mauern und dergl., verwendet wurde; in diesem
Falle mussten die Länge des Abstandes vom Haken
bis zum Einschnitte an der unteren Schaftseite und
die obere Breite der festen Unterlage in einer gewissen
Uebereinstimmung stehen.

Diese Handbüchsc ist ziemlich deutlich gezeichnet
und lässt Schaft und Lauf genau erkennen.1)
Der Lauf ist konisch, nach vorne verstärkt, hat
rückwärts oben das Zündloch, knapp hinter dem-
selben eine Wulst, welche in einen länglichen Zapfen
endigt. Es ist möglich, dass dieser Zapfen von rück-
wärts in den Lauf eingesetzt wurde, um diesen ab-
zuschliessen. Die Länge des Laufes ist ziemlich be-
deutend und dürfte 20—25 Kaliber betragen haben.


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Fig. 38. Handbüchse aus dem Codex lat. 197 der kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München.

Im Anschlüsse an die Feuerwaffen aus dem
Kriegsbuche de re militari» von Robert Valturius
(Fig. 30) wäre noch die Abbildung einer Handbüchse
anzuführen, welche im lateinisch-italienischen Theile1)
des cod. lat. m. 197 — fol. 21a — der kgl. Hof-
und Staatsbibliothek in München enthalten ist (Fig. 38).
Lateinisch nach der Sprache, in welcher der Codex ge-
schrieben wurde, italienisch nach dem Verfasser bezw. dessen Her-
kunft.

Der Schaft ist stangenförmig und hat in seiner
vorderen Hälfte eine muldenförmige Rinne zur Auf-
nahme des Laufes. Die Verbindung zwischen Lauf
und Schaft scheint durch zwei Laufringe herg'estellt
zu sein; es ist jedoch wahrscheinlich, dass diese auch
durch den rückwärtigen Zapfen des Laufes vermittelt

:) Die photographische Reproduction der Fig. 38 und Fig. 42
verdanken wir der freundlichen Vermittelung der geehrten Direction
der Königl. B. Hof- uni Staatsbibliothek zu München.
 
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