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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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2. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0066

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56

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

eine bedeutende Veränderung der Stechzeugform nicht
bekannt. Die meisten vorhandenen Stechzeuge stammen
noch aus der Lebenszeit Friedrichs III.
Zu Nr. 721 wäre noch zu bemerken, dass allerdings
ein Silberthaler Ludwigs II. existirt; derselbe ist von
Bernhard Behaim in Kremnitz gezeichnet und geprägt,
kaum aber geschnitten; «Bernhard Behaim von Fridts-
haim» der Jüngere war oberster Kammergraf auf der
Kremnitz und starb 1547.
Die Inschrift auf der Klinge des Panzerstechers (2690)
ist nicht FRANG1A zu lesen, sondern «Francisco Rviz in
Toledo». Die daraufhin gemachten Schlussfolgerungen
sind daher irrige. Hiebei möge die Bemerkung nicht über-
flüssig erscheinen, dass Schreiber dieser Zeilen die be-
kannte Klingeninschrift: «FRJNGIA» nie anders als «Fer-
dinandus Rex in Germaniam Imperator Augustus» gedacht
hat, der Passus in der «Waffenkunde» ist ein Schreibfehler.
Wir müssen es aus Mangel an Raum aufgeben, in
die Einzelheiten des beschreibenden Textes weiter ein-
zugehen, wiewohl wir noch gar Vieles zu bemerken hätten.
Ein so ansehnliches Werk verdiente es allerdings, dass
man sich im Detail mit selbem beschäftigt. Wir werden
darum späterhin noch Gelegenheit nehmen, an der Hand
des Werkes Szendrei’s uns über verschiedene Objecte

jener unvergesslichen Collection fachlich zu äussern, nicht
um Kritik zu üben, sondern zum Verständnisse beizutragen.
Zur Ausführung dieser Absicht hat uns der ver-
dienstvolle Autor durch die bildliche Vorführung einer
grossen Zahl von Waffenschmiedemarken im Voraus
tüchtig vorgearbeitet, und wir können ihm hiefiir nur sehr
erkenntlich sein.
Das Werk ist Dank der munificenten Unterstützung
des königlichen ungarischen Handelsministers als Präses
der Millenniums-Ausstellung überaus reich mit Illustra-
tionen ausgestattet worden, von denen jene, welche nach
Zeichnungen hergestellt worden sind, als ganz ausge-
zeichnet bezeichnet werden müssen.
Die Uebersetzung ist, was die Sprache betrifft, zwar
nicht überall gelungen, sie ist aber nirgends so mangel-
haft, um das Verständniss zu beirren. Man wird wohl
diesen, übrigens geringfügigen Umstand, wie auch das
Vorkommen von Druckfehlern auf Rechnung der geringen
Zeit stellen müssen, welche dem Autor wie dem Ueber-
setzer hiefür übrig geblieben ist. Was uns persönlich
betrifft, so müssen wir aufrichtig gestehen, dass es uns
lieber ist, das Buch, so wie es ist, zu besitzen, lieber, als
hätten wir auf ein correcter übersetztes und genauer corri-
girtes noch einige Zeit warten müssen. Boelieim.

Vereins-Nachrichten.

Seine k. und k. Hoheit Erzherzog Eugen von
Oesterreich hatte die Gnade dem Vereine einen
Gründungsbeitrag von 200 fl. öst. Währ, zuzuwenden. —
Gründungsbeiträge im Betrage von je 250 Mark wiesen
dem Vereine zu: Herr Dr. Wilhelmy in Berlin und Herr
Fabriksbesitzer Max Hirsch in Radeberg.
Der Vorstand trat am i3. Februar 1897 im Hotel
Bellevue zu Dresden zu einer Sitzung zusammen. An-
wesend waren die Herren: Excellenz General v. Ising
(Berlin), Director v. Ehrenthal (Dresden), Prof. Dr.
Gurlitt (Dresden), Freiherr v. Lipperheide (Berlin),
Major Müller (Dresden), Oberst Thierbach (Dresden).
Da der Vorstand nicht in seiner Mehrzahl vertreten war,
wird nach §. 16 der Vereinssatzungen erst die schriftliche
Zustimmung der fehlenden Vorstandsmitglieder zu den Be-
schlüssen eingeholt. Ein Bericht über die Sitzung ist daher
zur Zeit noch nicht zu erstatten.
Der Custos der Waffensammlung des österreichischen
Kaiserhauses, Herr Wendelin Boeheim in Wien, machte
dem Vereine für historische Waffenkunde ein überaus
werthvolles Angebinde, indem er ihm sein Werk: «Meister
der Waffenschmiedekunst vom XIV. bis XVIII. Jahrhundert,
ein Beitrag für die Geschichte der Kunst und des Kunst-
gewerbes», mit 20 Tafeln in Lichtdruck und 15g Text-
illustrationen, Berlin 1897, Verlag von W. Moeser, Hof-
buchhandlung, XI und 246 Seiten, widmete. Dieses Buch,
eine Art Künstlerlexikon, in welchem das Leben und die
Schöpfungen von 100 hervorragenden Meistern dargestellt
werden, kommt im sehr hohen Grade den Bestrebungen
des Vereins entgegen und giebt in glänzender Weise dafür
Kunde, welche Erfolge in unserer Wissenschaft durch ge-
meinsames archivalisches, stilkritisches und museologi-
sches Abeiten noch zu erzielen sind. Vor zehn Jahren

noch war von dem, was das Buch bringt, so gut wie nichts
bekannt, konnte an eine annähernd ähnliche Arbeit noch
nicht gedacht werden. Dass die Kenntniss der Waffen-
kunde so rasch fortschritt, verdankt sie aber zu grossem
Theile gerade den Forschungen Boeheim’s.
Und so ist ihm der Verein nach doppelter Richtung
Dank schuldig: nicht nur für seine auf klärenden und unser
Wissen erweiternden Forschungen, sondern auch für die
liebenswürdige und den jungen Verein ehrende Widmung.
Diesem Dank hier öffentlichen Ausdruck zu verleihen,
erachtet der Verein als seine Pflicht.
Die Mitgliederbeiträge sind nur an den
Schatzmeister des Vereines, Major z. D. Otto
Müller, Dresden - B1 asewitz, Friedrich August-
strasse Nr. 6, einzusenden.

Personal-Notiz.
Als Nachfolger Riehls ist Dr. Hugo Graf zum
Director des bayrischen Nationalmuseums ernannt worden.
Derselbe übernimmt zugleich das Amt eines General-
conservators der bayrischen Kunstdenkmale. Graf, der
auch Docent für Kunstarchäologie an der technischen
Hochschule in München ist, hat seit 1878, in welchem
Jahre er seine schriftstellerische Thätigkeit begann, die
Aufmerksamkeit der archäologischen Fachwelt ganz be-
sonders auf sich gezogen. Im bedeutenden Grade wurde
seine Arbeit durch seine Stellung als erster Conservator
am bayrischen Nationalmuseum in Anspruch genommen,
und er hat den wesentlichsten Antheil an der Herstellung
des gemeinsam mit seinen Genossen am Museum, Georg
Hager und Josef Alexander Mayer, verfassten und noch
im Erscheinen begriffenen Kataloges.

Herausgegeben vom Verein für historische Waffenkunde. Verantwortlicher Redacteur: Wendelin Boeheim in Wien.
Druck von Adolf Holzhausen in Wien.
 
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