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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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4. Heft
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Hampel, József: Das Kurschwert Friedrichs des Streitbaren von Sachsen
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Kasser, Hermann: Der Harnisch von Mann und Ross des Lorenz Colman im historischen Museum zu Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0094

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84

Zeitschrift für historische Waffenkundc.

I. Band.

Bereits in der unter dem Texte erwähnten Ab-
handlung hatte ich die Dresdener Sehwertscheide
dem Inventar der ungarischen Drahtemailwerke ein-
verleibt, doch war zu jener Zeit das Datum des
Dresdener Schwertes noch nicht richtig erkannt. Die
richtige Datirung, auf 1425, verdanken wir dem
jetzigen verdienstvollen Vorstande des historischen
Museums in Dresden. Dieses Datum ist auch für
die Geschichte des ungarischen Drahtemails von
grosser Wichtigkeit; denn dadurch wird die Dres-
dener Scheide an die Anfangsentwicklung des Draht-
emails in Ungarn gestellt, und zugleich giebt das be-
reits formvollendete Denkmal einen Fingerzeig dafür,
wie der Zusammenhang dieser schönen Goldschmiede-
technik mit dem Ursprungsort derselben, mit Friaul
und Venedig zu denken ist.1)
Herr Eugen von Radisics hat vor Jahren nach-
gewiesen, dass die erste Heimat des Drahtemails in
Friaul und Venedig zu suchen sei, wo er eine Reihe
von Denkmälern aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts
nachwies, welche sammt und sonders Namensbezeich-
nungen der Goldschmiedefamilie da Sesto aufweisen.

*) Vg). Arcli. Ert. 1891, 432—434; ferner Arch. Ert. 1894,
324—325.

Es war dies ein zahlreiches Künstlergeschlecht,
dessen Vertreter sov/ohl in der Zecca der mächtigen
Dogenstadt, als auf vielen Gebieten der edlen Gold-
schmiedekunst sich hervorthaten.
Bei den vielfachen Verbindungen, welche die
ungarischen Könige des Hauses Anjou, sowie auch
König Sigismund mit der Dogenstadt unterhielten,
liegt die Vermuthung nahe, dass irgend ein diesem
Geschlechte angehörender Meister, wie auch viele
andere dieses Zeichens, angezogen von königlicher
Gunst, sich in dem italienischen Viertel der Ofner
Königsstadt niederliess und daselbst die neue Email-
technik einbürgerte, welche hier Generationen hin-
durch zu hoher Blüthe gelangte, während sie am
Ursprungsorte rasch ausstarb.
Es fehlen noch documentale Nachweise für diese
Annahme, doch wenn sie sich auch nicht fänden,
so müsste die Goldschmiedearbeit an dem schönen
Kurschwerte jeden Kenner dazu bewegen, anzu-
erkennen, dass sie würdig wäre, der Werkstätte eines
da Sesto zu entstammen.1)

*) Wir verdanken die Cliches zu diesem Aufsätze der Redae-
tion des «Archaeologiai Ertesitö», wo dieselben zuerst erschienen.
Die Red.

Der Harnisch von Mann und Ross dßs Lorenz Colman
im historischen Museum zu Bern.
Von H. Kasser in Bern.

Das historische Museum in Bern besitzt unter
Nr. 101 einen zusammengehörenden Manns- und
Pferdeharnisch mit Sattel aus dem Anfänge des
XVI. Jahrhunderts. Dieser Harnisch, der mit Hülfe
der von W. Boeheim mitgetheilten Marken als ein
Werk Lorenz Colman’s, Hofplattner Kaiser Maximi-
lians I., -j- 1516 zu Augsburg, erkannt worden ist,
wurde anderthalb Jahrhunderte lang im bernischen
Zeughaus als solche des Junkers Hans Franz Nä-
geli, Schultheissen zu Bern und Eroberer des Waadt-
landes (1536), -j- 1579, vorgewiesen.
Vor zwei Jahren machte Herr Major Friedrich v.
Luternau in Bern den Director des historischen Mu-
seums auf eine Notiz aufmerksam, die in einer frag-
mentarischen Familienchronik dieses Geschlechtes
enthalten ist. In derselben beruft sich der Verfasser
bezüglich eines Wappens auf das «speerfändlein . . .
wie solches an dem ganz gewaafneten ritter von
Luternauw so zu Bern im zeughaus auf dem so-
genannten Luternauwer ross sitzet, zu sehen» etc.
Diese Handschrift datirt aus dem Anfänge des XVIII.
Jahrhunderts.
Hierdurch veranlasst, sahen wir im Staatsarchiv
die alten Zeughausinventarien nach und fanden in
der That in demjenigen vom 21. April 1687, pag. 60,
folgenden Passus:

«An pferdt rüstungen vff einem ussgeschnitz-
ten pferdt.St. 1
«An alten liechten rüstungen mit dem Lutern-
auwer wappen bezeichnet vff eben
gedachtem pferdt.St. 1
«An standarden führet gedachter reüter. . St. 1
«An schwerteren hanget gedachtem reüter
an der seiten.St. 1»

Da diese Rüstung damals laut Inventar der einzige
Pferdeharnisch im Berner Zeughause war und durch
das ganze XVIII. und XIX. Jahrhundert geblieben
ist, so kann sich diese Stelle auf keinen anderen
als den vorhandenen beziehen.
Um die Wende des XVII. und XVIII. Jahr-
hunderts scheint die alte Tradition verlassen worden
zu sein. Im Zeughausinventar von 1719, pag. 10
liest man:
«Ein Bild mit seinem Dägen, Harnisch und
Spiess der Leuwenberger genannt». (Nikolaus Leuen-
berger war Anführer im Bauernaufstände von 1653.)
«Ein ander Bild mit Pferd- und Manns-
harnisch sampt einer alten Standarden.» — Dann
folgen noch pag. 13:
«Der Herzog Berchdold und sein Harnisch.
«3 andere Bilder mit ihren Harnischen.
«Der Wilhelm Dell mit seinem Kind.»
 
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