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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Duyse, Hermann van: Über den Handel mit Hiebwaffen in verschiedenen Epochen
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Die historische Waffen- und Modellsammlung im königlichen Arsenal zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0076

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

eines Soldaten nothwendigerweise gehörten, wurden
besteuert, sobald sie durch Kaufleute (marcants) ein-
geführt wurden. Der Zolltarif erwähnt ferner ge-
sondert die «Degen» und die «Griffe». Nun wage
ich zwar nicht zu behaupten, dass man unter «Degen»
nur eine Klinge, kurz und bündig1), verstand; aber
es ist doch auffallend, den Griff, einen so unent-
behrlichen Bestandtheil der Hiebwaffe im XIII. Jahr-
hundert, als einen von dem Degen ganz getrennten
Artikel bezeichnet zu finden. Liesse sich nicht die
Vermuthung aufstellen, dass schon in dieser frühen
Epoche die Klingen, in verschiedenen Ländern in
anerkannter Vorzüglichkeit hergestellt, durch die flan-
drischen Bürger «bundw'eise» angekauft und dann
erst mit Griff und Scheide u. s. w. versehen wurden?
Ich weiss wohl, dass die Chronisten jener Zeit,
sowie die Dichter und die «trouveres» von den
Schwertern ihrer Fürsten und Helden ziemlich pomp-
hafte Beschreibungen liefern; sehr häufig ist dabei
«das Gefäss von Gold und der Knauf von Krystall».
Im Allgemeinen aber sind die Waffen im XII., XIII.,
und XIV. Jahrhundert von einer Einfachheit, die
jenen Beschreibungen gar wenig entspricht.
Die grösstentheils von Ausgrabungen herrühren-
den Schwerter, welche in unseren Museen aufbewahrt
werden und einer entlegenen Epoche entstammen,
sind in ihrer Ausstattung äusserst einfach. Der erste

■) Die betreffenden Worte des französischen Manuscriptes
sind unleserlich.

beste Schmied, der ungeübteste Erzschmelzer war
bald damit fertig, die Kreuzgriffe und die Knäufe in
Eisen oder Bronze an diese Schwerter anzuschmieden,
deren einziger Luxus darin bestand, aus tadellosem
Stahl geschmiedet, sorgfältigst geschweisst, von voll-
endeter Härte und wohl ausgeklügelter Form zu sein.
Wenn ein Krieger von hohem Range eine glänzendere
Ausschmückung verlangte, so verfehlten Ciselierer
und Goldschmiede nicht, die Gefässe dieser Schwerter
reich mit Email und geschnittenen Steinen zu ver-
zieren, obgleich ihr einziger, wahrer Werth in der
Klinge bestand, wie kostbar man auch alles Zubehör
ausschmücken mochte.
Verdient eine Vermuthung, wie sie durch den
Wortlaut des Zolltarifs von Toulieu begründet er-
scheint, welcher sich im Archiv von Termonde be-
findet, die Leser des Blattes zu beschäftigen, für
welches ich zu schreiben die Ehre habe? — Viel-
leicht nicht; allein dies Blatt ist gegründet worden,
um vereinzelte Auskünfte und die Bestrebungen ein-
samer Forscher zusammenzustellen, zum Zwecke der
Bildung eines zusammenhängenden Ganzen, welches
zunächst nur Vermuthungen, dann Beweise bringen
soll, aus welchen sich dann eine Gewissheit ergeben
könnte.
In der Wissenschaft ist keine Frage so un-
bedeutend, dass ihre Lösung nicht dennoch inter-
essiren würde. Aber ach! das Sprichwort sagt: Ein
Thor frägt in einem Augenblick mehr, als sieben
Weise in einem Jahre beantworten können! -— Leider!

Die historische Waffen- und Modellsammlung im königlichen Arsenal
zu Dresden.

Unter diesem Namen ist am 2. Mai d. J. eine
Sammlung von Waffen, Gewehrschlössern, Fahnen,
Uniformstücken und Geschützmodellen eröffnet und
dem Publicum zugänglich gemacht worden. Nur
zum geringen Theil sind es ältere Bestände, die in
ihrer jetzigen Aufstellung ein Bild der Bewaffnung
der sächsischen Armee seit ihrer Errichtung durch
Kurfürst Johann Georg III. (reg. 1680—1691) bis
auf den heutigen Tag geben sollen, die Sammlung
ist vielmehr erst während des letzten Jahrzehntes
durch die Bemühungen der Vorstände des Arsenals,
des verstorbenen Generallieutenants Hammer und
des gegenwärtigen Directors, Generalmajors Zerener
zusammengebracht und zusammengestellt worden.
Neben den genannten Generalen haben sich um
Förderung des schwierigen Unternehmens auch die
auf dem Gebiete des Waffenwesens als Fachleute
bekannten Stabsofficiere Oberst a. D. Thierbach und
Major z. D. Otto Müller, hervorragende Verdienste er-
worben, ersterer insbesondere noch durch Ueber-
lassung seiner reichhaltigen Collection von Gewehr-
schlössern, welche die Entwicklung des Schlossmecha-
nismus in allen Varianten von seinen Anfängen an

bis auf den heutigen Tag, theils in Originalen, theils
in Nachbildungen vorführt.
Im Erdgeschoss des Gebäudes sind die Geschütze
aufgestellt, deren ältestes, «die faule Magd», noch
aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts stammt und der
Ueberlieferung nach in der Schlacht bei Mühlberg
Verwendung gefunden haben soll. Eine Entwicklung
der Artillerie, wie sie z. B. das Berliner Zeughaus
in höchst instructiver Weise zeigt, konnte wegen
mangelnden Materials hier nicht einmal annähernd
zur Darstellung gebracht werden. Vollständiger ist
die im grossen Saale des 1. Stockwerkes unterge-
brachte Abtheilung der Handfeuerwaffen, sowie der
Modelle, Fahnen und Uniformen. Gleich am Ein-
gang bemerkt man auch einige ältere Waffen des
XVI. und XVLI. Jahrhunderts, aus dem Zeughause der
Stadt Zwickau in Sachsen herrührend. Hervorzu-
heben unter diesen ist ein geätzter Harnisch, um
1550, mit dem Wappen der alten sächsischen Fa-
milie v. Pflugk auf der Brust, ferner einige bemalte
Setzschilde und Handtartschen (1500—1550), welche
zumeist mit dem Wappen der Stadt, drei silbernen
Schwänen in rothem Felde, geschmückt sind; endlich
 
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