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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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6. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0165

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6. Heft:.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

151

dargestellten kleinen Kreise in der That Löcher dar-
stelleh sollen, da dieselben nicht nur zwecklos, sondern
für den Ernstgebrauch der Schutzwaffe ■— die Abbil-
dung stammt aus den «Tournois du Roi Renö d’Anjou»
— geradezu gefährlich sein würde. Viel glaublicher
dürfte es daher erscheinen, dass diese angeblichen Löcher
die Köpfe grösserer, zur Verstärkung und gleichzeitig
zur Ausschmückung dienender Nieten bezw. kleiner Metall-
platten sind.
Ebenso darf bezweifelt werden, dass die auf Seite
128 unter Nr. 56 bis gebrachte Abbildung ein «sarra-
senischer Brustpanzer mit Seitenschutzen» sein soll.
Nach der Darstellung scheint es sich vielmehr um eine
Rossstirn mit weiten Augenlöchern und kurzen Ohren-
muscheln zu handeln, an deren Seiten die beweglichen
Backenstücke durch Panzerzeug (Maschen) befestigt
sind. —
Gegen einen Brustpanzer spricht jedenfalls die
schmale Form des Mittelstücks, die sichtbar durch Pan-
zerzeug beweglichen, für eine Brust gar nicht passenden
Seitentheile, sowie namentlich die grossen, bei einer
Rossstirn für die Augen erforderlichen, aber für einen
Brustpanzer ganz unverständlichen Löcher.
Endlich wäre zu dem auf Seite 175 abgebildeten
«Stegvogel von Eisen» noch nachzutragen, dass nicht
nur in Mecklenburg ähnliche, daselbst «Stechtauben»
benannte Wurfeisen zum Scheibenspielen in Gebrauch
sind, sondern dass dieselben auch in Thüringen, wie
z. B. in dem Badeorte Kosen bei dem alljährlich Ende
Juni unter grosser Betheiligung stattfindenden Brunnen-
feste noch jetzt zum Scheibenschiessen benutzt werden.
Zum Schlüsse noch einige kurze Bemerkungen:
Wenn Herr Dr. Poti er seine interessanten Aus-

führungen zu dem neuen Demmiu'schen Ergänzungs-
bande mit den Worten eröffnet: «Zu den verbreitetsten
Hülfsbüchern auf dem Gebiete der Waffenkunde gehören
Demmin’s «Kriegswaffen», welche — wir wissen nicht,
ob wir darin ein Zeichen von Volkstümlichkeit erblicken
dürfen — dem nach derartigen Werken Fragenden bei
jedem Antiquar in mindestens einem tadellosen Exemplare
angeboten werden», so möchten wir den Grund hierzu
lediglich darin suchen, dass eben früher kein anderes
deutsches zusammenhängendes Lehrbuch der Waffen-
kunde existirte, ein Studium des hervorragenden fran-
zösischen Werkes von Violett-le-Duc aber nicht Jedem
zugänglich und wegen der vielen Fachausdrücke in
| fremder Sprache auch schwer verständlich war.
Leider erschien das, Vielen überdies bedauerlicher
Weise auch jetzt noch unbekannte, für unsere deutsche
| Forschung auf dem Gebiete der Waffenkunde grund-
legende und bahnbrechende Werk von Wendelin Boe-
heim erst im Jahre 1890, und infolge dieses späteren
Erscheinens und der immer noch nicht genügenden
Würdigung dieses bedeutenden Werkes kommt es, dass
■ das unklare, dem jetzigen Stande der Waffenkunde nicht
mehr entsprechende Werk Demmin’s noch immer in
1 den Köpfen einer grossen Anzahl von Sammlern und
Händlern weiterspukt, insbesondere von solchen, welche
sich bereits im Besitze eines Demmin’schen Waffenlehr-
buches befinden, die kleine Geldausgabe für ein besseres
und gediegeneres Werk aber scheuen.
Das unbestrittene Verdienst Demmins besteht, wie
schon erwähnt, hauptsächlich darin, als Erster die bis
dahin als Stiefkind behandelte historische Waffenkunde
in einem Lehrbuche systematisch behandelt zu haben.
Dr. W. R.

Der erste Vorsitzende des Vereins, Generallieutenant
v. Ising, Commandant des Zeughauses in Berlin trat
mit Ende November vor. Jahres in den Ruhestand und
wurde ihm in Anerkennung seiner Verdienste der Stern
zum Kronenorden 2. Classe verliehen.
Auch Generallieutenant v. Winterfeld, der Com-
mandeur des Gardecorps, schied im Laufe des ver-
gangenen Jahres aus dem activen Dienste. General-
major v. Kettler, Commandeur der ersten Fussartillerie-
Brigade, wurde, unter gleichzeitiger Beförderung zum
Generallieutenant, zum Inspecteur der 1. Fussartillerie-
Inspection ernannt. Oberst Rathgen, Commandeur des
Garde-Fussartillerie-Regiments, avancirte zum General-
major und Commandeur der 3. Fussartillerie-Brigade und
wurde von Spandau nach Strassburg i. E. versetzt. Dem
Oberregierungsrath Lotze im königl. sächs. Ministerium
des Innern wurde der Titel und Rang eines Geheimen
Regierungsrathes in genanntem Ministerium verliehen.
Dr. Wilhelmy f. Unser Verein hat einen schweren
Verlust zu beklagen, eines unserer regsten und eifrigsten
Mitglieder Dr. Wilhelmy, inBerlin, ist einem langen und
schweren Leiden am 16. Februar 1898 erlegen und mit ihm ist
nicht nur ein treuer Freund, sondern auch ein hochge-
achteter College in unserem Fache, ein ausgezeichneter
Kenner alter Waffen, ein bewährter selbstbewusster Samm-

ler dahingegangen. Für das Schöne begeistert und aesthe-
tisch gebildet wie wenige, war es im Gebiete der histo-
rischen Waffe vor Allem die Kunst, der er seine vollste
Aufmerkamkeit und sein Studium gewidmet hatte. Seine
unvergleichlich schöne Sammlung von Prunkwaffen, die
er im Vorgefühle seines nahen Endes vor einem Jahre
veräusserte, gab Zeugniss von einem eminenten kunsthisto-
rischen Wissen, feinem Stilgefühle und bedeutender fach-
licher Bildung. In lebhafter Erinnerung behalten wir, mit
welchem Eifer und Liebe zur Sache der nun Dahin-
gescheiden e in der Generalversammlung unseres Ver-
eines zu Wien 1896 uns in Rath und That zu Hilfe
gestanden ist. Die damals verlebten fröhlichen Stunden
in Wien, Klosterneuburg und im Schlosse Kreuzenstein
im Kreise hervorragender begeisterter Fachgenossen
mochten die letzten Lichtblicke in seinem allzu kurzen
Erdenleben gewesen sein. Die Redaction, mit welcher
der Verblichene bis vor kurzer Zeit noch in lebhaftem
Verkehre gestanden ist, dankt ihm viele werthvolle Auf-
schlüsse und zahlreiche Photographien von Kunstschätzen
seiner Sammlungen bilden einen werthvollen Theil ihrer
in rascher Zunahme begriffenen Bildercollection. Dr. Wil-
helmy’s Andenken wird in unserem Kreise und nicht
zum wenigsten unter den Gründern des Vereins stets
hochgehalten werden.

Personal-Notizen.
 
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