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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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1. Heft
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Ehrenthal, Max von: Der Illuminist Albrecht Glockendon zu Nürnberg als Aetzmaler
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Die Waffensammlungen Russlands
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0021

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1. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

i3

Linie sichtbar ist. Im Ganzen ist jedoch die ver-
wandte Handführung an beiden Monogrammen er-
kennbar, und auch die G haben das gemein, dass zu
ihrer Vollendung der Griffel abgesetzt worden ist.
Erwägt man, dass zwischen den Arbeiten wohl min-
destens ein Zeitraum von zehn Jahren liegt (der
Wiener Harnisch stammt vermuthlich aus dem Jahre
1:532), und dass bei flotten Zeichnern, wie es die hand-
werksmässig arbeitenden Illuministen waren, Varianten
an deren Monogrammen nicht selten sind, so finden die
kleinen Unterschiede wohl ihre Erklärung. Kommen
doch sogar bei Künstlern Signaturen vor, die in Be-
zug auf Form, Grösse und Stellung der Buchstaben
oft wesentlich von einander abweichen. Es sei hier
nur auf Albrecht Dürer’s Chiffres hingewiesen, wie
sie in «Nagler’s Monogrammisten» wiedergegeben
sind. Zur Begründung unserer Annahme, dass die
Signatur auf der Dresdener Klinge Albrecht Glocken-
don zu lesen ist, mag noch angeführt werden, dass die
technische Ausführung beider Aetzmalereien manche
Uebereinstimmung zeigt, dass das Muster auf Nürn-

berg hinweist, und schliesslich, dass für das Mono-
gramm, soweit die bisherigen Forschungen reichen,
eine andere Persönlichkeit als Aetzer nicht in Frage
kommen kann. Im Uebrigen sind an den beiden
Aetzmalereien besondere individuelle Merkmale nicht
bemerkbar, nach denen auf die gleiche Hand ge-
schlossen werden müsste. Schon die Verschieden-
heit der Objecte (Harnisch —■ Schwertklinge) be-
dingte eine andere Anordnung der Ornamentation,
und auch das zwischen beiden Arbeiten liegende
Jahrzehnt hatte stilistisch manche Wandlung mit
sich gebracht. Auf der Dresdener Klinge entwickelt
sich, wie die vorstehende Abbildung erkennen lässt,
ein ziemlich trockenes Blattornament aus füllhorn-
ähnlichen Arabesken heraus, der Grund ist punktirt
(Schrotgrund) und war wohl ehedem mit Schwarz-
loth ausgefüllt. Die Arbeit gehört der Frührenais-
sance an und mag um 1520 entstanden sein.
Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, nach
der Aetzermarke A G in anderen Waffensammlungen
Umschau zu halten.

Die Waffensammlungen Russlands.
Von Eduard V. Lenz in St. Petersburg.

I.
Die Waffensammlung in der kaiserlichen
Eremitage zu St. Petersburg.
Im Jahre 1885 erfolgte ein kaiserlicher Erlass,
betreffend die Gründung einer besonderen Abthei-
lung an der kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg
in den Räumen, welche bis zu der angegebenen Zeit
im Erdgeschosse des Winterpalais von dem Reichs-
rath und Ministercomite eingenommen wurden, und
diese in 20 grösseren und kleineren Gemächern unter-
gebrachte Section erhielt den Namen: «Abtheilung für
Kunstgegenstände aus dem Mittelalter und der Re-
naissance-Epoche» ; zusammengesetzt wurde die Ab-
theilung aus den in Paris angekauften Sammlungen
des bekannten Kunstfreundes A. P. Basilewsky und
dem früheren Museum von Zarskoie-Selo, dessen Ueber-
tührung und Aufstellung längere Zeit in Anspruch
nahm, so dass die neue Abtheilung erst im Februar 1888
dem Publicum zugänglich gemacht werden konnte.
I. Das Museum von Zarskoie-Selo, einer
kaiserlichen Residenz dieses Namens, 20 Km. südlich
von St. Petersburg gelegen, leitet seinen Ursprung
von einer Waffensammlung des Kaisers Alexander I.
her, welche 1811 in einem kleinen, vom Engländer
Menelas in spätromanischem Style erbauten Jagd-
schlösschen untergebracht und vom Kaiser Nikolaus I.
bedeutend erweitert wurde. Die in grosser Menge
vorhandenen prachtvollen orientalischen Waffen bil-
deten den Hauptwerth des 1860 bereits über 5000
Nummern zählenden Museums, dessen reichhaltiger
Bestand, gelegentliche Schenkungen verschiedener

Mitglieder des Kaiserhauses ungerechnet, hauptsäch-
lich folgenden Quellen entstammt:
Die orientalische Abtheilung verdankt ihre
besten Nummern der Kriegsbeute aus den Feldzügen
1826—182g. So wurden in der ersten Campagne
(1826) in Ardebil alterthümliche, den Schahs Nadir
und Abbas dem Grossen zugeschriebene Waffen er-
beutet, ähnliche Stücke schickte der General Kras-
sowski aus Eriwan. 1829 lieferte der General Die-
bitsch dem Museum eine Reihe prächtiger Säbelklingen
aus Matschin und Varna ein, im Jahre 1829 aus Si-
listria. Die Eroberung des Arsenals in Erzerum (1829)
brachte eine neue Serie orientalischer Trophäen. Die
blutigen Kämpfe mit den Bergvölkern des Kaukasus
(i83i, 1834 und 1840) lieferten reiche Kriegsbeute an
Fahnen und besonders alten Rüststücken. 1843—1844
wurden grössere Partien indischer Waffen in Delhi
und Calcutta käuflich erworben. Im Jahre 1852 er-
hielt das Museum die seit den Zeiten Katharina’s II.
in der Akademie der Wissenschaften und im kaiser-
lichen Marstall aufbewahrten luxuriösen, von orien-
talischen Gesandtschaften den russischen Herrschern
dargebrachten Geschenke, die vom Kaiser Nicolaus I.
persönlich gesammelten orientalischen Gegenstände
und einen grossen Theil der Sammlung des Gross-
fürsten Michail Pawlowitsch. Weiterhin wurde das
Museum durch schöne Waffen bereichert, welche der
Stadt Ak-Metschet am Lyr-Darja (1853 erobert) und
den 1861 gestürmten Festungen des Chanats Kho-
kand entstammten. Endlich (1861) erhielt das Museum
einen ausserordentlich werthvollen Zuwachs durch die
Erwerbung von 267 Waffenstücken aus den Kunst-
 
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