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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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4. Heft
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Kasser, Hermann: Der Harnisch von Mann und Ross des Lorenz Colman im historischen Museum zu Bern
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Petzsch, Georg: Othmar Wetter, Messerschmied
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0097

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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

87

Im Weiteren bemerken wir an dem Manns-
harnische noch die angeschobenen Beintaschen, die
hoch in die Leisten hinaufreichenden Diechlinge
und endlich die breiten Stumpfschuhe.
Der Rossharnisch bietet im Ganzen nichts Be-
sonderes. Die ganze Rossstirn mit hoch aufgetrie-
benem Nasenbein besitzt Augenlöcher mit flach aus-
laufenden Dächern
und halbe Ohren-
becher. Die, neben-
her bemerkt, nicht
gut zusammengc-
stellte, Halsdecke,
der «Kanz», ist ge-
schoben und die
Zügelbleche schei-
nen eine spätere,
aber alte Zugabe zu
sein. Der Fürbug ist nur wenig nach vorne geschweift,
die Streifbuckcl treten scharf hervor. Eigcnthümlich
sind die seitlichen starken Auftreibungen oberhalb
am Kruppgelicger. Der Rist ist gezahnt. Der Sattel
hat bereits die volle Renaissanceform mit tiefem
Sitz und Schenkelwulstcn an den Scitcnblättern.
Wenden wir uns zum Schlüsse zur Decoration,
so lenken wir die Aufmerksamkeit zunächst auf die

Rifflungen, welche derart angeordnet sind, dass selbe
breite Streifen bilden, zwischen welchen blanke Felder
leer gelassen sind, welche mit stilvollen Arabesken
in Schwarzätzung ' geziert sind. Ein Aetzmaler-
Monogramm oder eine solche Marke ist zwar nirgends
zu entdecken, wir sind daher ausser Stande, den
Augsburger Meister zu nennen, und begnügen uns
mit der Wieder-
gabe der Partie
eines Aetzstrcifens
(Fig. 2), aber wir
sind doch in der
Lage zu bemerken,
dass in der Zeich-
nung und in dem
Stile der Arabesken
genau die Hand
jenes Meisters zu
erkennen ist, welcher die geätzten Streifen an dem
Harnische des Johann Friedrich von Sachsen in der
kaiserlichen Waffensammlung zu Wien gefertigt hatte,
und der sich dort mit dem Monogramm M. G. kenn-
zeichnet. Sacken in seinem Werke «Die k. k. Am-
braser-Sammlung», Wien 1855, I, S. 165, vermuthet
in dem Künstler Mathias Gerung, der allerdings dieses
Monogramm geführt hatte.


Fig. 2. Partie einer Arabeske.

Othmar Wetter, Messerschmied.
Von Dr. Georg Petzsch in Dresden.
Mit Tafel.

Es ist bekannt, dass die zahlreichen Prunkwaffen
aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, deren
Besitz das königliche historische Museum in Dresden
in die erste Reihe der bedeutenden europäischen
Waffensammlungen treten lasst, nicht zum kleineren
Theilc der kurzen, nur fünf Jahre währenden Re-
gicrungsdaucr des kunstsinnigen Kurfürsten Chri-
stian I. entstammen und dass der kursächsische Hof
nicht nur die Erzeugnisse der berühmten Waffen-
schmiede von Nürnberg, Augsburg, Mailand u. s. w.
in ihren Werkstätten ankaufte, sondern auch nam-
hafte fremde Meister nach Sachsen kommen Hess
und hier zur Ausübung ihrer Kunst auf kürzere oder
längere Zeit fcsthielt. Zu diesen auswärtigen Künst-
lern gehört auch einer, dessen Hand mehrere der
schönsten in Metall geschnittenen Degengefässe, die
jetzt im Prunkwaffensaale der Dresdener Sammlung
bewundert werden, fertigte, ein Meister, dessen Name
im Laufe der Zeiten wahrlich ganz unverdient der
Vergessenheit anheimgcfallcn ist, freilich wohl nur
deswegen, weil er es verschmähte, die Werke seiner
Hand mit seinem Namen oder seiner Marke zu kenn-
zeichnen — der Münchener Messerschmied Othmar
Wetter. Als Messerschmied wird der Künstler, dessen

Wirksamkeit in Dresden von 1590—1598 nach-
gewiesen werden wird, in den Archivalicn dieser
Jahre bezeichnet, auch er selbst nennt sich so; be-
trachtet man freilich seine Werke, so wird sofort
klar, dass dieses bescheidene Wort durchaus nicht in
dem handwerksmässigen Sinne von heute verstanden
werden darf. Othmar Wetter gehört vielmehr zu
den tüchtigsten Meistern des Eisenschnittes und der
Wehrverzierung in der Barockperiode. Wenn Wcn-
dclin Boeheim in dem Abschnitte «Kunst und Tech-
nik im Waffenschmiedwesen» (auf S. 600) seines
Handbuches der Waffenkunde sagt, dass im XVI. Jahr-
hundert auch in Bezug auf den Eisenschnitt Italien
allen übrigen Ländern weit voranstehe und erst im
XVII. Jahrhundert deutsche Meister angefangen hätten,
die Italiener zu überflügeln, so ist es mein Wunsch,
durch diese Zeilen die künstlerischen Leistungen des
Bayern Othmar Wetter in der letzten Dekade des
XVI. Jahrhunderts denen der Italiener wenigstens
gleichstellen zu helfen.
Ueber die Lebensschicksalc Othmar Wetters
konnte bis jetzt leider nur wenig in Erfahrung ge-
bracht werden. In der gedruckten Litteratur finden
sich fast gar keine positiven Nachrichten über ihn,
 
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