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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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1. Heft
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Boeheim, Wendelin: Die Waffen auf der Millenniums-Ausstellung in Budapest
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Ehrenthal, Max von: Der Illuminist Albrecht Glockendon zu Nürnberg als Aetzmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0020

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

kammer» darzustellen, der Hauptgedanke an Ungarn,
und gar bei dieser Gelegenheit, völlig abhanden ge-
kommen ist. Ein Trost bot sich bei Besichtigung
der Ausstellung, wenn auch nur für den Kenner:
Ungarn steckte ja in der Collection und auch seine
Geschichte, wenn man sich nur die Mühe gab und
die Zeit hatte, beide in den zahlreichen systemlos ver-
streuten Objecten zu suchen. So wäre eben in dem
allgemeinen Arrangement die Aufgabe zu lösen ge-
wesen, der Blick auf das Einzelne konnte auch durch

mustergültige Kataloge geschärft werden und steht
an Wichtigkeit vor der Hauptgruppirung zurück.
Wie wir vernehmen, ist ein eingehender illustrirter
Katalog über die Waffenausstellung im Erscheinen.
Wir sind im Voraus überzeugt, dass dessen Autor, bei
seiner vorzüglichen Sachkenntniss, bei Benützung der
besten Behelfe, etwas Mustergültiges schaffen und uns
damit für all’ das Ersatz bieten wird, was er in der
allgemeinen Anordnung der Gegenstände leider uns
vorenthalten hat. Wendelin Boeheim.

Der Illuminist1) Albrecht Glockendon zu Nürnberg als Aetzmaler.
Von M. V. Ehrenthal in Dresden.


Neben den berufsmässigen
Aetzern waren im 16. und
17. Jahrhundert auch Ange-
hörige anderer Berufszweige,
z. B. Goldschmiede, Kupfer-
stecher, Holzschneider und
endlich die Waffenschmiede
selbst, an der Ausschmückung
von Schutz- und Angriffs-
waffen mit Aetzmalerei be-
theiligt. War doch die Aetz-
kunst eine freie Kunst, den
Beschränkungen zünftiger
Gesetze nicht unterworfen,
und konnte sonach von Jedem
ausgeübt werden, der sie ver-
stand. Zu dieser Classe von
Aetzern gehörte vermuthlich
auch Albrecht Glockendon.
Nach «Johann Neudörfer’s
Nachrichten über Künstler
und Werkleute zu Nürnberg
ausdem Jahre 1547», heraus-
gegeben von Dr. W. K. Loch-
ner, war er der Sohn eines
Illuministen, Jörg Glocken-
don, der 1515 starb. In dem-
selben Jahre wird Albrecht
Glockendon gelegentlich der
Erb-Auseinandersetzung mit
seinen Geschwistern zum er-
sten Male urkundlich ge-
nannt. 1521 war er verhei-
rathet und kaufte ein Haus,
woraus zu schliessen ist, dass
er inzwischen sich ein eige-
nes Geschäft gegründet hatte.
Ueber seine Vielseitigkeit er-

*) Die Illuministen oder Brief-
maler bildeten eine zunftmässige
Classe von Malern, welche Gebet-
bücher, Kalender, Wappenbücher, Stammbücher u. dgl. mit Zeich-
nungen und einfachen Malereien verzierten.

fahren wir aus der angeführten Schrift, dass er nicht
nur die Kunstfertigkeiten eines Illuministen verstand,
sondern auch als Holzschneider, Formschneider, ja
sogar als Glasmaler thätig gewesen ist. Im deut-
schen Versemachen sei er schier ein halber Poet ge-
wesen und habe mit solchen Versen auch die Histo-
rien seiner Gemälde geziert. Die letzte Aufzeichnung
über den Meister datirt aus dem Jahre 1556, worin
ihm für 500 königliche Wappen, die er für den
Reichstag zu Regensburg angefertigt hatte, 3i fl.
45 kr. bezahlt werden. Von seinen bis auf unsere
Zeit erhaltenen Werken ist wohl das bekannteste
das 1535 für Herzog Wilhelm IV. von Baiern ge-
malte Gebetbuch, 205 Seiten in 8° enthaltend, wel-
ches in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien be-
wahrt wird.
Als eine Arbeit Albrecht Glockendon’s bezeichnet
nun Wendelin Boeheim mit Bestimmtheit die Aetz-
malerei auf dem halben Feldharnisch des Conrad
von Bemelberg (Boyneburgk) in der kaiserlichen
Waffensammlung zu Wien, Kat. Nr. 226, welcher aut
dem Bruststücke das geätzte Monogramm ö1
trägt und seine Herkunft aus Nürnberg ' * '~1
durch das städtische Beschauzeichen und die bekann-
ten Marken der Plattner Wilhelm von Worms d. Ä.
und seines Schwiegersohnes Valentin Siebenbürger
ausweist.*)
Nun befindet sich auf der geätzten Klinge eines
Landsknechtsschwertes im königlichen historischen
Museum zu Dresden, Saal A, 156, dasselbe Aetz-
malermonogramm, und zwar in neben-
stehender Ausführung, das wohl gleich-
falls auf Albrecht Glockendon Bezug
haben dürfte. Zwar weichen die Buchstaben in eini-
gen Details von einander ab, namentlich die beiden
G zeigen Verschiedenheiten, indem das eine mit einer
Klammer abschliesst, während bei dem anderen eine
neben der unteren Hälfte des Buchstabens herlaufende

*) S. Abbildungen: «Album hervorragender Gegenstände aus
der kais. Waffensammlung», sowie «Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses, Jahrgang 1895», unter
«Nürnberger Waffenschmiede und ihre Werke», Text zu beiden
von Wendelin Boeheim.
 
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