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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Die historische Waffen- und Modellsammlung im königlichen Arsenal zu Dresden
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Knötel, Richard: Demmin's Waffenkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0077

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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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Hieb- und Stichwaffen aus dem XVI. und XVII. Jahr-
hundert. Diesen älteren Schutz- und Angriffswaffen
reihen sich die auf die Armee bezüglichen Gegen-
stände, als Feuerwaffen, Säbel, Degen, Seitengewehre
und- die bereits genannten anderen Objecte an. Eine
chronologisch durchgeführte Aufstellung des Ganzen
ist zwar • angestrebt, jedoch nicht allenthalben con-
sequent ctyirch^eführt worden, nur innerhalb der
Pulte und auf den Gestellen sind die Stücke stets
nach ihrer Zeitfolge und auch sonst in übersicht-
licher Weise geordnet. Tadellos präsentirt sich die
Thierbach’sche Gewehrschlosssammlung, die ja ein
Ganzes für sich bildet. Wird bei der Weiterent-
wicklung des Museums die ordnende Hand in erster
Linie dem belehrenden Moment und dann erst der
decorativen Wirkung Rechnung zu tragen suchen, so
dürfte dies der Sammlung' und ihrem Ansehen sicher
zum Vortheil gereichen. Auch der Name «historische
Waffen- und Modellsammlung» ist nicht glücklich

gewählt. Mit der Geschichte der Armee, mit. Er-
eignissen und Personen der Vergangenheit oder selbst
mit der Kunstgeschichte vermag das Museum bis jetzt
nur wenige Beziehungen aufzuweisen. Warum wählte
man da nicht die kürzere, geläufigere und verstän-
digere Benennung «Heeresmuseum» oder «Armee-
museum»? — Eine nähere Beschreibung der Samm-
lung, sowie einzelner Gegenstände von besonderem
Interesse ist von anderer Seite bereits ins Auge ge-
fasst worden; darum beschränken wir uns auf dieses
kurze Referat, auf die Bekanntgabe einer vollzogenen
Thatsache, die nicht nur im engeren Vaterlande,
sondern auch über dessen Grenzen hinaus von allen
Freunden des Waffenwesens innerhalb und ausser-
halb der Armee mit Freuden begrüsst werden wird.
Möge die Inschrift auf dem Giebel des Arsenal-
gebäudes: «Sub auspiciis Alberti regis» für das Mu-
seum von guter Vorbedeutung sein. E.

Demmin’s Waffenkunde.

Die grosse Verbreitung des Demmin’schen Wer-
kes1) — 1893 erschien die 4. Auflage — rechtfertigt
wohl ein näheres Eingehen auf seinen Inhalt. Zweifel-
los hat sich der Verfasser ein grosses Verdienst er-
worben. Als 1869 die erste Auflage erschien, war das
Werk das einzige derartige, welches sich bei mässigem
Preise nicht ausschliesslich an die Fachmänner wandte,
und die Schrift hat entschieden auf die Hebung des
Interesses für den Gegenstand in weiteren Kreisen
nutzbringend gewirkt. Aber offen und ehrlich gestan-
den, erschien der weitere Ausbau des Werkes in den
späteren Auflagen, die sich immer umfangreicher ge-
stalteten, weniger erfreulich. Gerade die Ausstellun-
gen, zu welchen wir uns genöthigt sehen und die wir
auf Anregung von fachmännischer Seite niederschrei-
ben, richten sich wesentlich gegen die späteren Zusätze.
Nachstehende Zeilen sollen nur einige Stellen, die
geradezu zum Widerspruche auffordern, hervorheben.
S. 191 findet sich die bekannte, in fast allen Trachten-
werken benutzte Figur eines etruskischen Kriegers
— S. 195 ist dieselbe Figur abgebildet, nur mehr vom
Rücken gesehen — alle Einzelheiten stimmen aufs
Genaueste überein — nun aber soll, laut Text, die
Figur ein griechisches Standbild des Mars sein.
S. 251 Figur eines Retiarius, nach einer Bronze. Es
heisst im Texte: «Seine einzige Angriffswaffe ist die
dreizackige Gabel (furcina tridens), hier mit gekrümm-
tem, schlangenförmigem Stiel.» Eine derartige Ge-
staltung des Schaftes wäre ja möglich, sollte indessen

*) Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwicklungen
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Eine Encyklopädie
der Waffenkunde von August Demmin. 4. Auflage. Leipzig,
P. Friesenhahn, 1893. Ferner: Ergänzungsband dazu. Wiesbaden,
Verlag von Rud. Bechthold & Comp.

— uns scheint es fast gewiss — der Schaft bei der
Bronzefigur nicht verbogen sein ?
Mehr zum Widerspruch reizt uns die Ansicht des
Verfassers, der fast durchwegs den (ledernen) Lentner,
bisweilen auch das Waffenhemd des XIV. Jahrhunderts,
als «Platte» anspricht. Was er unter Platte versteht,
erklärt Demmin: «Sie blieb etwa von i23o bis 1350 in
Gebrauch. Sie war von Leder, mit herunterlaufenden
eisernen Schienen und innen mit Leinwand gefüttert.
An der Aussenseite erblickte man die oft verzinkten
Köpfe der Nägel, mit denen die Eisenschienen unter -
dem Leder befestigt waren. Alte Platten im Original
sind nirgends vorhanden . . .» In dem WTunsche,
dieses Rüststück auf den Denkmälern nachzuweisen,
geht der Verfasser unseres Erachtens zu weit. Könnte
man S. 3g8 bei der Abbildung des Ritters aus dem
Babenberger Dom an die «Platte» denken, was übrigens
durchaus nicht nothwendig ist, so erscheint uns die
Erklärung zu der Abbildung S. 3gg geradezu er-
künstelt. Es handelt sich hier um das bekannte Relief
vom Kaufhause zu Mainz, welches gewöhnlich als
Darstellung Ludwig des Bayern erklärt wird. Die
F’igur trägt deutlich erkennbar ein Waffenhemd. Dem-
min meint aber: «Die Brünne ist nicht mit einem
Lentner, noch Waffenhemd, sondern mit der Platte
bedeckt, wie dies aus den daran befestigten Dolch- und
Schwertkettenfesseln hervorgeht, welche nur an einer
.der Schienen befestigt sein können. Um die mit
Achselschutz versehene Platte hängt rundum ein Zeug-
schurz.» Wenn nun Demmin eine genauere Abbildung
der Figur zu Rathe gezogen hätte, so würde er be-
merkt haben, dass die Ketten überhaupt nicht an 'dem
fraglichen Stütke befestigt sind, sondern an der dar-
unter befindlichen Maschenbrünne, und dass die Ketten
durch einen halbkreisförmigen Schlitz durchgezogen
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