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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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4. Heft
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Fachliche Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0113

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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenknnde.

IOI

harnische der Renaissance herausgebildet hatten. Die
Ausrüstung der Rosse besteht in sehr kurz geschnittenen
Parschen, aus starkem Elenleder gefertigt gedacht, nur
das Rosshaupt erscheint durch einen schweren «Rosskopf»
aus Eisen geschützt. Die Parsche wie die breiten Zügel-
riemen sind durch aufgelegte Zierbänder mit anhängenden
Rosetten geziert, Auch die Ausrüstung des Rosses ist an
beiden Darstellungen nicht richtig und fachgemäss. Das
Ross trug für diesen Zweck allerdings eine Lederparsche,
darüber aber eine feine seidene oder leinene Decke, den
sogenannten «sackh», der, bis über die Sprunggelenke
reichend, mit unterschiedlichen selbstgewählten, oft launi-
gen Bildern und Sprüchen bemalt war. Derlei Auszierungen
zählten zur «Invention». Selbst der bestdressirte Stech-
hengst brach beim Anpralle nach der Seite aus und
machte den Stoss des Krönigs unsicher. Der Rosskopf
oder die Rossstirne deckte daher die Augen völlig, und
nicht selten wurden auch die Ohrenbecher verstopft; man
nannte das «plendt und thört». Da aber damit die Ge-
fahr nahe trat, dass die Pferde beim Anpralle sich verletzten,
wurde ihnen ein mit Stroh gefülltes wulstiges Polster,
«Stechpolster» an die Brust geschnallt, das unterhalb des
Sackes zu liegen kam. Wer nun alte Abbildungen von
Gestechen zu Gesichte bekommt, wird sich die so stark
aufgetriebene Brust der Pferde in selben, die sonst un-
natürlich schien, erklären können. W. B.

Tscherkessendolch. Die untenstehende Zeich-
nung danken wir dem Entgegenkommen des Herrn Capi-
tän Leonidas v. Schmieden in Wilna; sie. gibt das typische
Bild eines Tscherkessendolches (Kinshal) wieder. Diese


Querschnitt durch die Klinge.

mächtigen Hieb- und Stichwaffen werden in verschiedener
Grösse angefertigt. Das charakteristische Gepräge ver-
leihen ihnen die nicht genau einander gegenüberliegenden
Blutrinnen, eine Eigenart, welche deutlich indische Ein-

flüsse verräth. Die am Körper des Trägers ruhende
Scheidenfläche birgt fast stets in einer Art Lederfalte ein
Messer. P.

Kaukasische Pfeilformen.- Einem Freunde
unseres Blattes, Herrn russ. Capitän L. v. Schmieden in
Wilna, danken wir die Skizzen von sieben Pfeilspitzen,


welche aus dem Kaukasus stammen und hier in halber
natürlicher Grösse abgebildet erscheinen. Ein Dorn hält
die vorwiegend eine lanzettliche Form, jedoch mit einem
scharfkantigen Querschnitt, aufweisenden Eisen im un-
befiederten Schafte fest. Alle dürften Jagdzwecken ge-
dient haben; mit Gewissheit kann dieses von den beiden
mit breiten gabelartigen Bolzeneisen ausgestatteten Ge-
schossen behauptet werden. Letztere fanden hauptsäch-
lich zur Jagd auf grösseres Wild (Rehe, Adler, Geier)
ihrer kräftigen Wirkung wegen Verwendung. Am rück-
wärtigen Ende des Schaftes ist, wie bei allen orientalischen
Pfeilen, ein Füsschen angebracht, mit einem sorgsam aus-
geführten Sehnenausschnitt. P.

Literatur.

Catalogue des armes et armures du Mus6e de
la Porte de Hai par Hermann van Duyse, Conser-
vateur-adjoint du Musöe, Bruxelles 1897.
Unser geehrter Mitarbeiter Herr H. van Duyse hat
seit seiner Berufung an die königlichen Museen die Zeit
tüchtig benützt und seine Thätigkeit mit einer neuen Um-
arbeitung des officiellen Kataloges der ihm unterstehenden
königlichen Waffensammlung eingeleitet, die man im Hin-
blicke auf den Fortschritt der Waffenwissenschaft und
zahlreicher Neuerwerbungen schon eine Neubearbeitung
nennen darf. Bekanntlich stammt der erste Katalog dieses
herrlichen Museums, dem ein wissenschaftlicher Werth
beizumessen ist, aus der bewährten Feder des dortigen
Conservators Capitän E. van Vinkeroy von 1885; seit die-

i ser Zeit hat sich aber die Waffenwissenschaft bedeutend
erweitert und hat Wurzeln gefasst, so dass der neue Vor-
stand seine erste Aufgabe darin sehen musste, den ver-
änderten Verhältnissen Rechnung zu tragen.
Van Duyse hielt sich in der allgemeinen Eintheilung
seines Stoffes genau an jene seines fachkundigen Vor-
gängers; sie wäre auch kaum zu verlassen gewesen. In
einem Vorwort legt der Verfasser die Geschichte der
Sammlung dar, die an einzelnen bemerkenswerthen Epi-
soden reich zu nennen ist. In einem weiteren Kapitel bringt
der Autor einen ganz trefflich gearbeiteten Abriss der
Entwicklungsgeschichte des Waffenwesens mit steter Be-
zugnahme auf Burgund und Flandern, die für das Ver-
ständniss des nachfolgenden Kataloges von hohem Werthe
 
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