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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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4. Heft
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Petzsch, Georg: Othmar Wetter, Messerschmied
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Boeheim, Wendelin: Der Reiterschild von Seedorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0105

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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

93

Abgebildet: Hettncr und Büttner, Blatt 122.
V. Reitschwert mit Scheide (E, 454)- Die
abgesetzt geschliffene Klinge von dem älteren Seba-
stian Hernandez von Toledo trägt ein in Eisen ge-
schnittenes Gefäss, auf welchem sich von vergoldetem
Grunde die durch Lederornament in Felder getheilten,
blau angelasscnen Verzierungen im Basrelief abheben.
Der eine Parierknebel fällt durch die seltene Form
einer Stellschraube auf. Die Ornamente bestehen
aus Pflanzenwerk im Renaissancestil, das oft aus
Vasen und Füllhörnern herauswächst, und aus Gro-
tesken; Schnecken und ein tropischer Vogel sind in
ganzer Figur in den Ranken zu sehen.
Abgebildet: Rade (königliches historisches Mu-
seum zu Dresden. Auswahl von Ornamenten zum
praktischen Gebrauch. Band II. Dresden, Römmler
und Jonas, 1884), Blatt 10, wo das Gefäss irrthümlich
als Nürnberger Arbeit bezeichnet ist.
VI. Rcitschwert und Messer (E, 260). An
zweischneidiger italienischer Gratklinge ohne Marke
das in Stahlblau und Schwarz gehaltene, in Eisen
geschnittene Gefäss des Rappieres, welches in einem
Füllwerk von Pflanzen und Masken sieben Nischen
mit allegorischen Gestalten birgt (Gerechtigkeit, Friede,
Flussgöttin u. s. w.). Das Messer, dessen Griff und
Klinge (ohne Marke!) aus einem einzigen Stücke
bestehen, zeigt die Allegorie der Kraft (weibliche
Gewandfigur, die auf dem rechten Arme einen Thurm
trägt). Ehemals dem Administrator zu Halle zu-
gehörig.
VII. Reitschwert (E, 286). Breite Solinger
Klinge mit dem «wilden Mann», an welche das
eiserne, ausgestochene (Pflanzenstäbe) Gefäss schliesst,
welches blau angelasscn, vergoldet und auf der Pa-
radeseite mit drei silbernen Rosetten und fünf silber-
nen Relieffigurcn belegt ist. Eng aneinandergereihte
silberne Perlen theilen das Gefäss in Felder. Unter
den gegossenen Figuren Minerva (mit Helm, Schild
und Lanze), Pax und Fama (mit Tuba und wehen-
dem Kopfschmuck). Die am wenigsten künstlerisch
schöne Arbeit Othmar Wetters, welche einen etwas
bunten Eindruck macht, aber vielleicht nach einer
spcciellen Anweisung’ des Bestellers von ihm auszu-
führen war. 1597 abgeliefert.
VIII. Rei tschwert (E, 388). Die Waffe, welche
einen ernsten, vornehmen Eindruck macht, hat eben-
falls nicht mehr ihr Zubehör. Die Klinge vom Jahre

1587 mit Namen, Marke und Devise des Toledaners
Juan Martincz des Jüngeren ist an einem eisernen,
schwarz und blau gehaltenen Gcfässe. Die durch
Lederornament abgetheilten Felder desselben ent-
halten auf punktiertem Grunde ausgestochene und
geschnittene Fruchtbündel und Grotesken im Bas-
relief.
IX. Rcitschwert (E, 601). Das farbig email-
lierte Messinggefass dieser Waffe stellt Grotesken und
Blumenwerk vor und passt auf die Beschreibung
eines Wettcr’schcn Rappiers im Inventar von 1606,
welche allerdings so wenig charakteristisch ist, dass
auch ein durch irgendwelche Umstände in der Samm-
lung nicht mehr vorhandener Degen gemeint sein
könnte. Die ursprüngliche Klinge steckt nicht mehr
in diesem Gefässe, die Verzierung der Schmalseiten
an den Bögen fehlt. 1597 fertig geworden?
Endlich seien noch die zwei Arbeiten Othmar
Wetters in der freilich sehr simplen Beschreibung
des Inventars von 1606 (Seite 542—543) genannt,
welche ehemals in der Dresdener Rüstkammer vor-
handen waren, aber schon zeitig als Ehrengeschenke
abgegeben worden sind. Ein günstiger Zufall könnte
zur Auffindung des einen oder anderen Stückes in
einer fremden Sammlung führen.
(X.) Ein Rappir, das Crcutz mit einem Zapffen,
Creutz vnd knopff vonn Messing, mit bildlcin vnd
Blumbwerk geschnitten vnd vergült, der grund schwartz
eingelaßen, mit einer Frantzösischcn klingen, so Pe-
ter Luccy den 20. Decembris Ao. 90 erkaufft, in einer
schwartz Sammaten schaidcn, mit einem vergülten
Ortband von gleicher Arbeit. Dis rappir ist dem
Hofmarschalch Christoph v. Loos gegeben 28. July
1608.
(XI.) Ein Cordclaß mit einem Meßingen Creutz
vnd knopff, das Crcutz mit Zwcyen Zapffen, mit an-
gcsichtern vnd blumbwerk geschnitten, vergült, der
grund mit weißen färben eingelaßen, die klinge mit
einem wilden Mann gezeichnet, von erwenthen 45.
klingen genommen, so vermug der Alten Rechnung,
von Friedrich Globergern erkaufft. Dieß Cordelaß
ist Graff George Friedrichen von Hohenlohe am
Churf. beylager, im Septembris 1602J) durch vnsern
gnedigsten Hn. gegeben.
*) Am 12. September 1602 wurde in Dresden die Vermählung
des Kurfürsten Christian II. mit Hedwig, königlichen Prinzessin
von Dänemark, gefeiert.

Der Reiterschild von Seedorf.

Von Wendelin Boeheim.
(Fortsetzung).

Wii, die wir nur aus der Form des Schildes
allein ein Urtheil schöpfen können und denen das
legendarische historische Rüstzeug nicht zu Gebote
steht, erkennen in der ursprünglichen Länge des-

selben von ungefähr 0^91 M., die uns hier in erster
Linie massgebend ist, eine Dimension, die der Wende
des XII. Jahrhunderts ziemlich entspricht, während
dessen stattliche Breite und zumal die Ausbauchung
 
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