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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg, [3]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0176

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i6o

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Türkisen. Auf der silbernen und vergoldeten Scheide
des Pallasches sind Nephritplättchen aufgeheftet, in
die wiederum Edelsteine eingelassen sind. Der
Pallasch stimmt in Form und Ausstattung völlig über-
ein mit Nr. 3030 in der historischen Abtheilung der
Millenniumsausstellung zu Budapest im Jahre 1896.
Letztere Waffe ist Eigenthum des Fürsten Paul
Esterhazy. Aehnlichkeit mit beiden Stücken hat auch
ein Pallasch des Grafen Sermage in derselben Ab-
theilung (Nr. 3045), auf dessen Klinge eine unortho-
graphische Inschrift angebracht ist, die auf persischen
Ursprung der Waffe deutet, nämlich: «hunc gladium
antiquum persicum praeda in bello contra Turcas.. ,1)
Zu den Prunkwafifen gehörte auch 40, ein Reit-
zeug — K, 6 —, dessen Beschläge dieselbe orien-
talische Goldschmiedearbeit zeigt, wie 39, a, b. Be-
sonders reich mit Steinen und Perlen geschmückt
ist das Beschläge des Sattels, Mit dem Reitzeug
verehrte der Kaiser dem Kurfürsten ein Ross, ge-
nannt «Der schöne König».
41. a, b. Saal K (ohne Nummer). Zwei roth-
sammetene Maulthierdecken, mit goldenen Bor-
ten besetzt, in der Mitte des Monogramm des Königs
Phifipp IV. von Spanien (1605—1665), welcher die
Decken nebst nicht vollständig beschirrten Maul-
thieren, deren Zaumzeuge als Schmuck je drei sil-
berne Scheiben mit dem eingestanzten kursächsischen
Wappen trugen, dem Kurfürsten Johann Georg I. im
August 1636 durch einen Gesandten, den Oberst
Paradeysser, überreichen liess. Von den Zaumzeugen
werden noch vier in der Sammlung bewahrt.
42. Inventar 1680, I. Thl. S. 776. «Rappier
mit Christallinen (prismatisch) geschnittenen leng-
lichten knöpfe und grieffe, (Gefäss) ober und unter
sich gebogenen Creutzen, die klinge oben ausge-
schliffen und mit Buchstaben MILANA, in einem
rothledernen mit rothem Sammet gefütterten Futral.
Wozu eine Scheide von schwarzen Sammet mit
silbernen und Christallinen geschnittenen Orthbande,
auch einen silbernen hacken. Welches Churfürst
Johann Georgen dem Ersten am 9. Juny ao. 1641
von Erzherzog Leopold Wilhelm zu Oesterreich als
der damaligen Röm. kayserl. Mayst: Generalissimo,
allenseits glorwürdigsten andenkens allhier zu Dresden
praesentirt worden war.»
Das Rappier, welches in Saal C, Feld IV, be-
wahrt wird, zeigt uns den Niedergang von Kunst
und Handwerk in jener kriegsbewegten Zeit. Weder
das einfache Gefäss noch die Klinge stehen in Be-
zug auf Qualität auf der: Höhe der Arbeiten des
16. Jahrhunderts. Das kostbarste an dem Geschenk
war vermuthlich das Futteral, das sich jedoch nicht
bis auf unsere Zeit erhalten hat.
43. Inventar 1680, II. Thl. S. 1351. Sieben
Pferdedecken von rothem Tuch, mit grünen bur-
gundischen Kreuzen besetzt, auch zu beiden Seiten
A) Yergl. Szendrei, Joh., Ungarische kriegsgeschichtliche
Denkmäler in der Millenniumsausstellung 1896.

mit den Kurschwertern und dem Rautenkranze ge-
ziert; nebst ebensoviel Pferden dem Kurfürsten Jo-
hann Georg II. (1612 —1680) von dem «Kaiser
Leopold I. (1640 —1705) am 31. Dezember 1657
verehrt. Der Inventarvermerk ist insofern nicht ganz
zutreffend, als die Wahl Leopolds zum deutschen
Kaiser erst am 18. Juli 1658 erfolgte. Von den
Decken ist keine mehr vorhanden.
Es sei hier eines Ereignisses in der Geschichte
gedacht, das mit einem Gegenstände in der Samm-
lung im Zusammenhänge steht, nämlich der Be-
freiung Wiens von der türkischen Belagerung am
12. September 1683, und des türkischen Zeltes,
das bei dieser Gelegenheit erbeutet wurde.
An dem glorreichen Kriege der verbündeten
Deutschen und Polen unter dem Oberbefehl des
Königs Johann Sobieski nahmen auch 8000 Sachsen
Theil, geführt von ihrem tapferen Kurfürsten Johann
Georg III. (1647—1691). Durchdrungen von dem
Geiste ihres Führers waren die Sachsen die ersten,
die eine christliche Fahne im türkischen Lager auf-
pflanzten; die sächsischen Reiter waren die ersten,
die vor den Thoren Wiens erschienen; die Sachsen
waren, wie Augenzeugen bestätigten, die ersten im
Kampfe, die letzten bei der Plünderung. Ihre Beute
war daher nur gering; sic bestand aus 11 Ges ch ützen,
einigen Waffen und Trophäen, sowie den beiden
vom türkischen Heerführer Kara Mustapha benutzten
Zelten (44 a, b). Während eines der Zelte in. Ver-
wahrung des Königlichen Hausmärs.ehallamtes sich
befindet, ist das andere im historischen Museum
(Raum J) aufgeschlagen und als eines der historisch
werthvollsten Stücke der Sammlung anzusehen. (Vergl.
S. 166 ff. im Führer von M. v. Ehrcnthal.) Auch
Kürass und Eisenkappe, die der Kurfürst beim Ent-
satz von Wien trug, befinden sich in der Sammlung
(G, II3)-
45. Blausammetencs, in Gold gesticktes Reit-
zeug, «1689 zur Krönung des römischen Königs
Joseph angeschafft» und wohl zum Gebrauch für
den Kurfürsten Johann Georg III. selbst bestimmt.
Da jedoch der Kurfürst, als die Krönung am
14. Januar 1690 zu Augsburg stattfand, im Felde
gegen Ludwig XIV. am Rhein stand, so wurde das
Zeug von seinem Vertreter, dem Grafen Georg Ludwig
v. Zinzendorf benutzt. Dem Grafen waren als sächsi-
sche Mitglieder des Conclaves noch beigegeben:
Frhr. Otto Heinrich v. Friesen und Friedrich v. Bose.
46. Gewehr-Galerie, Schrank XV. Ein Paar
Pistolen mit messingenem Beschläge und messinge-
nen vergoldeten Läufen, die mit Melchior Wetschgin
(nach Boeheim arbeitete ein Büchsenmacher Andreas
Wetschgi um die Mitte des 18. Jahrhunderts in
Augsburg) gezeichnet sind. Auf den Schäften be-
findet sich das in Silber getriebene Portrait des
Kaisers Leopold I. Geschenk des Kaisers an den
Herzog Friedrich August (den Starken), als dieser
vom 15. bis 20. April 1689 am Hofe zu Wien
weilte.
 
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