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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Beziehungen der Wettiner albertinischer Linie zum Hause Habsburg, [3]: nach Gegenständen und Aufzeichnungen im Königlichen Historischen Museum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0175

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7. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

159

gebogenen Creutzstangen mit kleinen Knöpflein.
Die Klinge mit einem hohlen Reiff in schwarz leder-
ner Schaiden ist Erzherzogk Matthias zu Oesterreich
gewest.»
^ • • • i
Das Rappier, welches jetzt die Nr. 198 in Saal
E führt, stammt noch aus dem letzten Jahrzehnt
des 16. Jahrhunderts. Die Einfachheit der Waffe
deutet darauf hin, dass sie wohl mehr zum täglichen
Gebrauche, denn als Gala- oder Prunkwaffe gedient
hat. Die vorzügliche Klinge mit fast bis zur Spitze
reichendem Hohlschliff trägt die Marken des älteren
Juan Martinez.
31. Inventar 1606, S. 855. Ein türkischer
Pflitschbogen sambt einem gelb gemachten Tür-
kischen köcher und Futter mit zugehörig Sehnen
und pfeilen, hat Erzherzogk Matthias zu Oesterreich
verehrt, Seind aus der Kunstkammer hierher ge-
geben worden.
Der türkische Bogen, von dem nicht gesagt ist,
welcher sächsische Fürst ihn erhalten hat, wird
nicht mehr in der Sammlung bewahrt.
32. Inventar 1606, S. 1125. Erzherzog Matthias
schenkt am 8. September 1602 dem jungen Kur-
fürsten Christian II. einen Schimmel nebst einer
Rossdecke, die auf der Stirn das kurfürstliche
Wappen trägt.
Auch vom Erzherzog Albrecht (1559—1621),
dem jüngsten Sohn des Kaisers Maximilian II., wer-
den Gegenstände angeführt, die er dem Kurfürsten
Christian II. verehrt hatte:
33. Inventar 1606, I. Thl. S. 1177. «Am
28. Januar 1604 Drey blausammetene Pferde-
decken mit Kappen und Vorgebügen, mit weiss
und rothem Atlas und Silbern Schnuren eingefasst.
Darauf das österreichische Wappen mit dem goldenen
Vlies ...»
34. Inventar 1680, I. Thl. S. 1319. «Zwei
blausammetenc Pferdedecken», welche der
Erzherzog dem Kurfürsten 1611 zum Geschenk
machte.
Das Ansehen, welches der Kurfürst genoss und
die Bedeutung, die seinem politischen Einfluss und
seiner Macht beigelegt wurde, geht weiter daraus
hervor, dass ihm eine besondere Gesandtschaft des
Königs Philipp III. von Spanien (1578—1621) am
21. Mai 1603 die nachbenannten kostbaren Geschenke
überbrachte:
35. Inventar 1606, S. 972 — 974. «Zwei
Sehmische (vom sämischen Leder gefertigte) Sättel
von grauem Leder, mit gelber Seide gesteppt und
mit messingenen Nägeln beschlagen; zwei sehmische
Sättel, mit grüner Seide gesteppt und mit vergol-
deten Spangen beschlagen; ein dergleichen Sattel
mit feilbrauner (violettbrauner) Seide gesteppt. Sechs
welsche schwarzlederne Zeuge und Vorg-ebüge
(Vorderzeuge), jedes mit einem vergoldeten Rücken,
bei dem die zugehörigen Gurte und Bügel; sechs
schwarzlederne Satteldecken, mit grauem Tuch
gefüttert; sechs weisslederne Plolftern, mit

gelbem Tuch gefüttert; sechs weisslederne Tren-
sen (gestehe) mit Löffelgebissen; sechs weiss-
lederne Schweifriemen; vier paar blosse
Stangen (Kandarenstangen) mit Messingbuckeln;
zwei schwarzsammetene Schweif (Schweifhülsen)
mit messingenen Ilefften. Diese sechs Reitzeuge,
von denen sich keines mehr in der Sammlung be-
findet, gehörten zu sechs edlen spanischen Pferden.
In Folge des frühes Todes des kinderlosen Kur-
fürsten Christian II. gelangte dessen jüngerer Bruder,
Herzog Johann Georg I., im Jahre 1611 zur Regie-
rung. Am 3. Juni 1612 war König Matthias zu
Frankfurt a. M. zum deutschen Kaiser erwählt wor-
den. Am 18. Juni verehrte er daselbst dem sächsi-
schen Kurfürsten (36.) ein graues türkisches
Pferd nebst zwei gclbtuchcnen Rossdecken
mit aufgenähten schwarz und weissen burgunclischen
Kreuzen (Inventar 1680, II. Thl. S. 1343).
Im August 1617 war der Kaiser in Dresden.
Unter den Geschenken, welche der Kurfürst von
seinem hohen Gaste erhielt, waren:
37. Inventar 1680, I. Thl. S. 948. Ein kost-
bares türkisches Reitzeug; das Beschläge von
vergoldetem Silber mit aufgehefteten Nephritplätt-
chen, in die Türkisen und Rubinen eingelassen sind,
— K, 5 —.
38. Inventar 1680, II. Thl. S. 840. Ein Hunde-
halsband von grünem Sammet mit dem Mono-
gramm und dem Wappen des Kaisers. Dieses Hundc-
halsband war für einen grossen englischen Jagdhund
bestimmt, eine Rasse, die seit Anfang des 17. Jahr-
hunderts sich grosser Beliebtheit in Deutschland er-
freute, — M, 328 —.
Es mögen an dieser Stelle, (39 a, b) zwei
grünsammetene Plundchalsbänder mit dem
Kaiseradler in der Mitte und zwei silbernen gegossenen
und cisclirtcn Löwenköpfen zu beiden Seiten des
Adlers — M, 327 und 333 —, Erwähnung finden,
die in den älteren Invcntarcn nicht aufgenommen
sind. Stilistisch stammen sie aus der Zeit um 1620,
könnten sonach noch ein Geschenk des Kaisers
Matthias (j 1619) oder aber seines Nachfolgers auf
dem Throne, Kaiser Ferdinand II. (1578 —1637) ge-
wesen sein. Kaiser Ferdinand war dem sächsischen
Kurfürsten nicht allein für dessen Haltung bei der
Kaiserwahl am 28. August 1619, sondern auch für
die bewiesene Treue in der böhmischen Frage (hier
war Ferdinand förmlich abgesetzt und als Gegen-
könig Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz gewählt
worden) zu grossem Dank verpflichtet. Er bethä-
tigte seine dankbare Gesinnung durch einige kost-
bare Geschenke, welche er dem Kurfürsten am
14. P'ebruar 1620 durch einen besonderen Gesandten,
den Herzog Heinrich Julius zu Sachsen-Lauenburg,
übergeben Hess.
39 a, b. E, 738, 739. Pallasch nebst Pusikan
(Prunkstreitkolbcn), deren Montirung reiche orien-
talische Goldschmiedearbeit zeigt. Am Pusikan allein
befinden sich 198 Edelsteine, zumeist Rubinen und
 
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